Beide Länder gelten mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt als Biodiversitäts-Hotspots. In den letzten Jahren wollen immer mehr Reisende diesen Naturreichtum genießen. Gleichzeitig beeinträchtigen die wachsenden Touristenzahlen die Umwelt, beispielsweise durch das höhere Müllaufkommen und den hohen Ressourcenverbrauch. Die Corona-Pandemie hat zwar zum plötzlichen Einbruch des Tourismus in den beiden Ländern geführt, dennoch bleiben die sozialen, ökologischen und derzeit vor allem wirtschaftlichen Herausforderungen bestehen bzw. sind dringlicher als zuvor. Das Projekt läuft bis zum 31.12.2022.
Die Corona-Pandemie hat den Tourismus vor völlig ungeahnte Herausforderungen gestellt: Mit einem Schlag ist der gesamte Sektor zum Stillstand gekommen. Jeder zehnte Arbeitsplatz wird durch den Tourismus getragen. Somit ist die Existenzgrundlage für hunderte Millionen Menschen ganz plötzlich ins Wanken geraten. Wie die UNWTO in ihrem aktuellen Kurzdossier „Tourismus und COVID-19“ feststellt, zeigen die aktuellen Entwicklungen mehr denn je den Bedarf für ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige, widerstandsfähige Strukturen im Tourismus.
Genau hier setzt das Projekt „Transforming Tourism“ an. Das Projekt unterstützt drei Destinationen als Modelle für nachhaltige Entwicklung und Förderung der Biodiversität durch gezielte Destinationsmanagement-Strategien. Der Fokus liegt dabei beispielsweise auf der Diversifizierung des Tourismusangebots, der Förderung eines ressourceneffizienten und kohlenstoffarmen inländischen und regionalen Tourismus sowie der Unterstützung von kleinsten, kleinen und mittleren Unternehmen.
Biodiversität und Tourismus
Biodiversität und die Ökosystemleistungen der Natur haben eine herausragende Bedeutung für eine dauerhaft gute Lebensqualität der Menschen weltweit. In den Projektpartnerländern Costa Rica und Dominikanische Republik findet sich eine sehr ausgeprägte Artenvielfalt mit teilweise endemischen Arten, wie dem seltenen Quetzal (haromachrus mocinno), dem Hispaniola-Leguan (Cyclura ricordii) oder dem Hispaniola Blauflügel Schmetterling (Myscelia aracynthia). Diese hohe Biodiversität erfüllt nicht nur wichtige Ökosystemfunktionen, sondern stellt als natürliches Angebot auch eine ganz wesentliche Tourismusattraktion und somit die Sicherung der lokalen Wirtschaftsgrundlagen für viele direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigte Menschen dar.
Für die Tourismusbranche ist eine nachhaltige Entwicklung von besonders großer Relevanz, nicht zuletzt, da die Branche wesentlich zu globalen Entwicklungen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenschwund beiträgt und gleichzeitig, selbst von deren negativen Folgen betroffen ist.
Nachhaltig und biodiversitätsfreundlich werden im Tourismus ist nicht einfach. Es erfordert nicht nur neue Methoden, sondern ein neues Denken. Eine grundsätzliche Tourismuswende. Diese Transformation des Tourismus kann nur in Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure gelingen. Das gemeinschaftliche und engagierte Wirken hin zur Tourismuswende ist die Grundlage für das Projekt.
Das Ziel – eine nachhaltige Tourismusentwicklung
Zum Auftakt des Projekts haben die lokalen Partnerorganisationen mit den bereits etablierten Nachhaltigkeitsräten und den Tourismusunternehmen vor Ort Workshops durchgeführt und gemeinsam mit den deutschen Partnern einen umfassenden Aktionsplan für die kommenden 2 Jahre entwickelt. Klimaneutrale Pilothotels, Zero Waste Ansätze, nachhaltige Gastronomie und Ökoeffizienz werden ebenso umgesetzt wie die Entwicklung innovativer, qualitativ hochwertiger Reiseprodukte für deren Positionierung auf regionalen, nationalen und internationalen Märkten. Die Bildung von Netzwerkstrukturen und das Empowerment der Destinationen durch Know-How-Transfer unterstützt den langfristigen Transformationsprozess.
Das Projekt beginnt mit drei Destinationen
Las Galeras ist ein Fischerdorf auf der Halbinsel Samaná in der Dominikanischen Republik und bietet zahlreiche Strände, dichte tropische Vegetation und eine hohe biologische Vielfalt in zwei Naturschutzgebieten.
Der Kanton Sarapiquí in Costa Rica umfasst wichtige Naturschutzgebiete und Nationalparks. Landwirtschaft und Öko-Tourismus sind die wichtigsten Wirtschaftszweige.
Die Kleinstadt Sarchí ist Zentrum des costa-ricanischen Kunsthandwerks mit vielen kleinen familiengeführten Handwerksbetrieben und hoher Artenvielfalt.
Alle drei Destinationen haben die TourCert-Zertifizierung und stellen sich mit jeweils einem Nachhaltigkeitsrat, Partnerbetrieben und einer agilen Netzwerkstruktur zukunftsfähig auf.
Gemeinsam für die Tourismuswende
Umgesetzt wird das Projekt von einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus KATE Umwelt & Entwicklung, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und dem Global Nature Fund in Zusammenarbeit mit der TourCert gGmbH. Die Partnerorganisationen in den Zielländern sind Grupo RBA in Costa Rica und das Instituto Dominicano de Desarrollo Integral (IDDI) in der Dominikanischen Republik. Zudem wird eng mit den lokalen Nachhaltigkeitsräten in den drei Destinationen zusammengearbeitet. Das Projekt wird gefördert durch die Austrian Development Agency (ADA) aus Mitteln der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und läuft bis Ende 2022.
Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit
Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Länder in Afrika, Asien, in Südost-und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen sozialen, wirtschaftlichen und demokratischen Entwicklung. In Österreich trägt sie durch Öffentlichkeitsarbeit und die Förderung entwicklungspolitischer Kommunikation und Bildung zu mehr Verständnis für globale Zusammenhänge und Entwicklungszusammenarbeit bei. Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) plant die Strategien. Die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, setzt diese mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen um.
Die Organisationen:
KATE Umwelt & Entwicklung e.V. (Projektleitung)
KATE arbeitet seit 1997 in Stuttgart als gemeinnützige Beratungs- und Bildungsorganisation für nachhaltiges Wirtschaften, Unternehmensverantwortung, globale Gerechtigkeit und Entwicklungszusammenarbeit. Neben der Beratungstätigkeit für Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement, liegen die Schwerpunkte unserer Projektarbeit auf den Bereichen nachhaltiger Tourismus und Sustainable Development Goals der Agenda 2030.
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)
Die HNEE fokussiert in ihren Lehr- und Forschungsaktivitäten auf das Thema nachhaltige Entwicklung, insbesondere in den Bereichen nachhaltige Wirtschaft, nachhaltiges Tourismusmanagement, Landschaftsnutzung und Naturschutz, ländliche Regionalentwicklung, Wald und Umwelt sowie Holztechnik. Der interdisziplinäre Masterstudiengang "Nachhaltiges Tourismusmanagement" ist der einzige seiner Art in Deutschland. Schwerpunkte der Lehre sind Themen des nachhaltigen Destinations- und Unternehmensmanagements, Tourismus in Schutzgebieten und in der Entwicklungszusammenarbeit sowie Marketing und Digitalisierung.
Global Nature Fund (GNF)
Der Global Nature Fund wurde 1998 als private, gemeinnützige Stiftung für den Umwelt- und Naturschutz gegründet. Zu den Schwerpunkten der Stiftung gehören der Schutz von Seen und Feuchtgebieten. Der Global Nature Fund setzt gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort Projekte um, die zur nachhaltigen Entwicklung im Globalen Süden beitragen. Zu den Schwerpunkten gehören die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, regenerative Energien, Schutz und nachhaltige Nutzung von Ökosystemen und Ökosystemleistungen, u.a. durch einen nachhaltigen Tourismus.