haben sich weder die ca. 5000 Demonstranten, noch die Verkehrsteilnehmer daran gehalten.
Ab 10 Uhr ging gar nichts mehr rund um den Piazzale Roma.
Die ersten Schüler und Studenten trafen bereits eine Stunde vor der großen Kundgebung ein,
um sich dann in den friedlichen Demonstrationszug einzureihen,
der nicht nur den gesamten Verkehr kurz vor Venedig fast gänzlich lahm legte,
sondern auch die Auto-, Bus- und LKW-Fahrer auf der Ponte della Libertà zwang,
einspurig maximal im Schritttempo zu fahren.
Trotzdem war die Stimmung gut. Die italienischen Eisenbahner ließen im Vorbeifahren ihr Signal ertönen,
aus den Bussen wurde den Demonstranten fröhlich zugewunken.
LKW-Fahrer hatten Spaß daran, ihre verschiedenen Fanfaren hören zu lassen,
was alles mit Jubelschreien der Schüler und Studenten beantwortet wurde.
Lediglich die Passanten, die mit dem Linienbus Venedig erreichen wollten,
waren offensichtlich etwas genervt.
Wurden sie doch mitten auf der großen Brücke, Ponte della Libertà, die Venedig mit dem Festland verbindet,
zum Aussteigen und zu einem Fußmarsch dem Demonstrantenstrom entgegen ermutigt.
Die Schulen in und um Venedig blieben heute geschlossen.
Der Unmut der Bevölkerung richtet sich hauptsächlich gegen Mariastella Gelmini, 35,
Ministerin für Bildung, Universitäten und Forschung der Berlusconi-Regierung.
Ein Student trug einen übergroßen Handschuh mit der Aufschrift Gelmini isst Kinder.
In der Presse wurde sie gestern bereits als Vergangenheit angekündigt,
ihr Rücktritt steht offenbar kurz bevor.
Das italienische Schulsystem ist quasi bankrott. Schulen und Universitäten haben kein Geld, aber zu viele Lehrer und Professoren.
So hört man die Klagen der Betroffenden.
Da ca. 95 % der bereitgestellten Mittel für Gehälter ausgegeben werden,
bliebe für die oft überfällige Renovierungsarbeiten, Reparaturen, sowie für Lehr- und Lernmittel kaum etwas übrig.
Der Rektor der Foscari-Universtät hat bereits öffentlich gedroht:
Wir gehen aus Venedig weg, was eine große Tageszeitung zu Antwort veranlasste: Gott-sei-dank!
Während in Deutschland ca. 70 % der Abiturienten studieren,
sind es in Italien nur 17 %.
Grund genug, sich Sorgen um die Ausbildung der Kinder und jungen Leute zu machen.
Signora Gelmini wird mit ihrer Reform vermutlich nichts mehr ausrichten können.