Der Gedanke also, das Wasser zum Holztransport zu nutzen, ist schon sehr alt, und wir dürfen daher auch für das Gebiet der Ilz annehmen, dass wenigstens in ihrem unteren Lauf wohl schon zur Zeit der Römer-Herrschaft manches Stück Holz aus dem waldreichen Hinterland für die Bedürfnisse der im "castra batava" (Passau) stationierten römischen Legionäre herabgeschwemmt worden sein mag.
Der kostengünstige Holztransport auf dem Wasser war in der vorindustriellen Zeit besonders geeignet zur Nutzung des Holzreichtums aus sonst nicht erschlossenen Gebirgen mit wenigstens zeitweisem Wasserreichtum zur Schneeschmelze, so z. B. in den unendlichen Waldgebieten Skandinaviens, im alpinen Raum, aus den Mittelgebirgen Schwarzwald, Pfälzer Wald, Frankenwald und den noch näher zu erörternden Gebieten wie dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald.
Interessanterweise finden wir in den historischen Unterlagen sehr viel früher Hinweise auf die Flößerei als auf die Trift - sieht man einmal von der lokalen Versorgung der Salinen des Alpenraums mit Brennholz ab. Beispielsweise wird aus München erstmals bereits 1347 von der Flößerei auf Isar und Loisach berichtet, die bald eine regionale Bedeutung erlangte, wie sie auf keinem der anderen bayerischen Donau-Nebenflüsse erreicht wurde. Doch auch im ostbayerischen Raum wurden zum Beispiel 1459 die mächtigen Stämme für den Dachstuhl des Regensburger Domes auf dem Regen in die Stadt geflößt. Weit umfangreicher waren die Flößerei und der damit verbundene Holzhandel allerdings aus dem Schwarzwald oder - über den Main - aus dem Frankenwald. Aus beiden Waldgebieten flößte der Fernhandel über den Rhein die für den Schiffbau benötigten sog. Holländerstämme bis in die Niederlande.
Nach diesem Überblick auf die ältere Geschichte der Holztrift möchte ich nun das Augenmerk auf die Holztrift in unserer Region - dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald - vor allem im 18. und 19. Jahrhundert lenken. Dazu soll der Begriff Holztrift erst einmal genauer definiert und von anderen Begrifflichkeiten abgegrenzt werden.
Holztrift im Bayerischen Wald und im Böhmerwald
Die Holztrift: Definition und Abgrenzung
Man kann das Holz ungebunden, also lose, in den Wasserlauf werfen, in der Regel kurze Brennholzscheiter mit einem Meter oder kurze Stammabschnitte von etwa drei Metern Länge, sog. Bloche. Dieses lose Treibenlassen nennt man Trift. Die Trift wurde normalerweise auf Wasserläufen mit stärkerem Gefälle, aber geringer Wasserführung betrieben und diente überwiegend dem lokalen oder regionalen Holztransport.
Bindet man längere Stämme und Stammstücke zusammen, so entstehen sog. Gestöre oder Flöße, die auf wasserreichen Flüssen mit geringem Gefälle das Holz über weite Entfernungen transportieren und die auch eine gewisse Beladung (Oblast) aufnehmen können.
Schließlich gibt es noch den Holztransport zu Schiff, der auf schiffbaren, also hindernisfreien Flüssen mit einer Mindestbreite und ausreichender Wassertiefe bei geringem Gefälle möglich ist. Die gute Lenkbarkeit und die Fracht größerer und wertvoller Lasten sind dabei wichtige Vorteile.
Nun scheint es relativ klar zu sein, warum sich in der Region des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes der Transport des Holzes in ungebundenem Zustand, die Trift, entwickelte: Die wenig tiefen, hindernisreichen, zum Teil auch steil abfallenden, engen Gewässer - oft erkennbar bereits durch ihre Namen von Teilstrecken wie "Leite" oder "Klamm" - erlauben den Holztransport durch Flößerei bzw. durch Schifferei nicht.
Die technischen Einrichtungen der Trift
Kaum ein natürlicher Wasserlauf hat über seine gesamte Länge ein gleichmäßiges Gefälle von für die Trift idealerweise 2 %, ausreichend Wasserführung und ein hindernisfreies Bett. Deshalb muss technisch nachgebessert werden, wenn Holz durch eine geregelte Trift befördert werden soll. Zunächst ist für die ausreichende Bewässerung der Triftstrecke zu sorgen. Es ist der natürliche Wasserlauf durch bauliche Maßnahmen herzurichten oder durch künstliche Kanalstrecken zu ersetzen. Schließlich ist am Triftende eine entsprechende Fang- und Landeeinrichtung zu schaffen. Zur Bewässerung der Triftstrecke kann das Wasser natürlicher Seen benutzt werden, oder aber es müssen künstliche Teiche, Wasserzuleitungen und Stauanlagen (sog. Klausen) angelegt werden. Je höher die Stauanlagen im Gebirge liegen, desto weiter reicht ihre Wirkung. Solche Klausen werden gerne an einer Engstelle aus vielfältigen Baumaterialien (Holz, behauene Steine oder Erdschüttungen) errichtet und stauen das Wasser. Wird das Wasser zu Beginn der Trift benötigt, so wird das eingebaute Wassertor meist schlagartig geöffnet und gibt das Schwemmwasser frei. Die unterhalb der Klause in den Wasserlauf eingeworfenen Hölzer werden angehoben und dann fortgeschwemmt.
Damit das Holz auf der folgenden Triftstrecke gut forttreiben kann und nicht am Ufer oder am Bachgrund hängen bleibt, sind die Ufer und eventuell auch die Sohle zu sichern. Solche Ufersicherungen nennt man Beschlächte. Sie können aus Stangen oder wesentlich besser - aber teurer - aus behauenen Steinen hergestellt werden. Gelegentlich ist auch eine Sicherung der Gewässersohle durch ausgelegte Stangen, Bohlen oder Steinpflaster zweckmäßig.
In besonderen Fällen verbessert man den Triftverlauf durch Begradigung stark gewundener Gewässerabschnitte oder gar durch Geländedurchbrüche mit Tunnels (Hals bei Passau, Hirschbergen im Böhmerwald). Eine Anlage von künstlichen Triftstrecken (Triftkanälen) ist unvermeidlich, wenn man eine Trift von einem Flussgebiet in ein anderes über die Wasserscheide leiten will (z. B. Osterbachkanal, Schwarzenberger Schwemmkanal). Jedes Triftwasser hat auch seitliche Verzweigungen, natürliche oder künstliche Seitenwasser. Um das Triftholz vom Eindringen in diese Seitenwasser abzuhalten, müssen entsprechende Vorrichtungen (z. B. Abweisrechen) gebaut werden.
Schließlich fordert ein geregelter Triftbetrieb, dass das Gewässerufer auf seiner gesamten Länge auf einem Triftpfad begangen werden kann, damit die Trifter das Festsetzen der Hölzer verhindern können.
Muss das Triftholz am Ende oder schon vorher an einem Punkt der Triftstrecke festgehalten werden, sind künstliche Sperrbauten oder Fangrechen nötig, die oft einem großen Druck standhalten müssen.
Am Ende einer Triftstrecke wird das vor dem Fangrechen angeschwemmte Holz in sog. Holzgärten und Holzhöfen angelandet oder aus dem Wasser gezogen und zum Trocknen aufgerichtet. Von hier aus wird es dann entweder unmittelbar verkauft oder auf dem Landweg weiterbefördert.
Nachdem nun auf die technischen Einrichtungen, die notwendig sind, um überhaupt eine Trift durchführen zu können, eingegangen wurde, will ich jetzt den allgemeinen Ablauf der Holztrift im Verlauf eines Jahres beschreiben.
Der Ablauf der Holztrift
Bevor das Holz auf dem Wasser transportiert werden konnte, musste es für die Trift vorbereitet werden: Dazu wurde das Holz in den Sommermonaten in den weiten unerschlossenen Wäldern in Form von drei bis vier Meter langen Sägeblochen (Holländerhölzer) und als Brennholz (Prügelholz und Scheitholz) geschlagen und aufgeschichtet. Im Winter wurde es dann oft kilometerweit auf Ziehbahnen mit dem Holzschlitten unter Lebensgefahr ins Tal transportiert und dort entlang der Triftgewässer unterhalb der bestehenden Klausen gelagert. Dies skizziert Alois Biller in seinem Buch "Der Bayerische Wald" (1905) folgendermaßen: "Die Waldler sind ein sehr gesunder Menschenschlag und besonders vor den Holzern muss man Respekt haben, denn diesen obliegt das Fällen und gefährliche Zutalbringen des Holzes. Sie führen ein Leben, das reich an Arbeit und Gefahren ist, doch kennt der Waldler weder Furcht noch Todesgrauen." Diese Bewertung macht deutlich, wie anstrengend und gefährlich diese Arbeiten waren.
Mit der Schneeschmelze begann die Triftzeit. Bevor mit der Trift begonnen wurde, musste man den Zustand der Triftgewässer durch eine Triftbesichtigung genau überprüfen. Außerdem mussten vor der Trift zeitraubende Vorarbeiten geleistet werden, wozu z. B. das Zimmern von schweren "Wehr-Vorhängen" u. a. vor Mühlen zählte. Dazu rammte man Pfähle ins Wasser und verband diese mit Weidengesträuch. Diese Vorhänge sollten die Holzmassen bei Hochwasser und Wolkenbrüchen von den Mühlrädern abhalten. Waren alle Vorkehrungen getroffen und alles für in Ordnung befunden, so wurden die Scheiter bzw. Bloche lose in das Wasser geworfen, das durch die Öffnung der Triftschleusen erheblich angeschwollen war. Dabei musste zwischen den einzelnen Holzeinwürfen ein bestimmter Abstand eingehalten werden, damit das Holz später den jeweiligen Besitzern zugeordnet werden konnte. Auf dieser künstlich erzeugten Flut wurde das Holz talabwärts befördert. Am Ufer der Triftgewässer bewachten Gendarmen das Treibholz, um den Diebstahl von Holz zu vermeiden.
Da die Voraussetzungen für die Holztrift im Bayerischen Wald und im Böhmerwald auch während der Schneeschmelze nicht optimal waren und nahezu alle Bäche steil abstürzende, tief eingeschnittene Klammen oder Leiten bilden (Spiegelauer Klamm, Elsenthaler Leite, Buchberger Leite bei Freyung, etc.), sperrten sich die Holzmengen immer wieder und bildeten eine sog. "Bruck". Nun mussten die Trifter, die die Schwemme begleiteten, mit ihren "Schwemmhaken" - eine drei bis vier Meter lange Holzstange mit einer eisernen Spitze und einem Haken, dem sog. "Hougn" - versuchen, die verkeilten Stämme auseinander bzw. zu stoßen.
Gelang dies vom Ufer aus nicht, so mussten die Trifter über die schwimmenden und schwankenden Hölzer springen, um die "Bruck" aufzulösen. Diese Arbeit war kaum weniger gefährlich als das Holzziehen im Winter mit dem Schlitten vom Berg ins Tal. Viele Unfälle passierten sogar mit tödlichem Ausgang. Ein Teil des Triftholzes blieb an Felsen und am Ufergesträuch hängen oder an seichten Stellen im Wasser liegen. Bei der sog. "Nachtrift" versuchte man, die hängen oder liegen gebliebenen Hölzer zu lösen und wieder ins fließende Wasser zurückzuziehen. Eine Trift war erfolgreich verlaufen, wenn nach zwei bis vier Wochen nach Triftbeginn das Holz im dafür bestimmten Holzhof des Zielortes angelangt war und der Unterschied zwischen der Einschlagsmenge im Bergwald und der verwertbaren Holzmenge nach der Trift möglichst klein war. Der sog. "Kalo" (Holzverlust) konnte bis zu 12 % betragen. Sobald die Triftzeit vorüber und die Triftstrecke vom letzten untergegangenen Holz, dem "Senkholz", gereinigt war, wurde noch eine Nachbesichtigung durchgeführt. Hier waren mögliche Triftschäden am Eigentum der Angrenzer (z. B. Mühlen) festzustellen und zu entschädigen.
Im Laufe der Zeit stieg der Holzbedarf in den Zielgebieten der Holztrift enorm an, so dass auch die Holzmenge in den Triftgewässern wuchs. Damit aber auch dann noch eine geregelte Trift funktionierte und der "Kalo" minimiert werden konnte, wurden von Zeit zu Zeit wesentliche Verbesserungen an den Triftsystemen vorgenommen, auf welche später genauer eingegangen wird.
Damit der allgemeine Ablauf der Trift nicht nur aus heutiger - objektiver - Perspektive, sondern auch aus damaliger Sicht dargestellt wird, möchte ich noch auf eine zeitgenössische Schilderung von Alois Biller aus dem Jahre 1905 mit dem Titel "Der Holzabtrieb und das Holzbringen von Berg zu Thal im Bayerischen Wald - Skizze aus der Gegend des Arber" verweisen, welche eindringlich den Alltag der Holzer verdeutlicht. Ein Auszug dieses illustrierenden Buches findet sich im Anhang auf Seite 27 bis Seite 29.
Triftstrecken des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes
Nachdem der allgemeine Ablauf der Holztrift in groben Zügen geschildert wurde, wird nun der Schwerpunkt auf die Darstellung der Triftrouten des Bayerischen Waldes - des Wolfsteiner Triftkomplexes und der Regener Trift - und des Böhmerwaldes - des Schwarzenbergschen Triftsystems - gelegt. Mithilfe dieser detaillierten Beschreibungen sollen der Ablauf der Holztrift in Zusammenhang mit den positiven, aber auch negativen Entwicklungen und damit oft einhergehend die Verbesserungen des Triftwesens im Laufe der Zeit aufgezeigt werden. Die grundsätzlichen Informationen stammen aus dem Forstwirtschaftlichen Centralblatt von 1906, verfasst vom Königlich Bayerischen Regierungsforstrat Ludwig Leythäuser; die erste Seite dieses Dokuments befindet sich als Kopie im Anhang (Seite 30).
Die Passauer Trift und ihre Anfänge
Beginnen wir also mit der Darstellung des Passauer Triftkomplexes, der oft auch als Wolfsteiner Trift bezeichnet wird. Damit die Orientierung etwas leichter fällt, möchte ich noch eine kurze topographische Beschreibung, in der auch territoriale Aspekte eine nicht unwesentliche Rolle spielen, voranstellen.
Leythäuser hält in oben genanntem Forstwirtschaftlichen Centralblatt zusammenfassend fest, dass die Holztrift "[...] im Gebiete des unteren bayerischen Waldes (südlich vom Rachel bis zur Donau) [...] auf der Ilz und ihren Nebengewässern [ein mächtiger Faktor ist]". Leythäuser gliedert diesen Gewässerkomplex weiter auf:
"Die Gewässer der Ilz entströmen aus fünf Seitentälern des böhmisch-bayerischen Grenzgebirges, die sich später von Fürsteneck abwärts in dem Ilztale vereinigen, nämlich:
1.die große Ohe mit dem Seebach (Abfluss aus dem Rachelsee), den Schachtenbächen und der Schwarzach
2.die kleine Ohe mit dem Knotenbache und dem Sagwasser,
3.das Reschwasser mit dem Steinbache und den Schwarzbächen,
4.das Saußwasser mit dem Teufelswasser, den beiden Bärenbächen und dem Windischwasser, und endlich 5. das Osterwasser."
Nun fasst Leythäuser in seiner Abhandlung die einzelnen Gewässersysteme zusammen und beschreibt kurz die Gemeinden, durch die diese Gewässer fließen. "Die ersten beiden Bäche bilden die Schönberger Ohe im Gebiete der Forstämter Klingenbrunn, Spiegelau, St. Oswald und Schönberg, die letzten drei dagegen die Wolfsteiner Gewässer im Gebiete der Forstämter Mauth-West und Ost, Wolfstein, Bischofsreuth und Neureichenau. Nach Vereinigung sämtlicher Bäche unterhalb Fürsteneck führt der Fluß den Namen 'Ilz' und mündet bei Ilzstadt-Passau am Fuße des St. Georgsberg in die Donau." Damit wären jetzt alle zum Verständnis wichtigen topographischen Aspekte angesprochen und es kann nun die Darstellung der Entwicklung der Holztrift auf diesen oben genannten Triftgewässern im Verlauf der Zeit begonnen werden.
Erste schriftliche Nachweise über die Trift in unserem Raum überhaupt haben wir aus Grafenau. Die Grafenauer Bürger benötigten jährlich 900 Ster Brennholz, der Grafenauer Schmied 600 Ster. Dieser Brennholzbedarf konnte aus den umliegenden Grafenauer Wäldern nicht gedeckt werden. Deshalb kauften sie ihr Brennholz jährlich in den kurfürstlichen Waldungen im heutigen Nationalparkbereich entlang der Kleinen Ohe etwa zwischen Graupensäge und der Fredenbrücke südwestlich von Waldhäuser. Von dort aus trifteten sie ihr Holz auf der Kleinen Ohe ohne größere Hindernisse nach Grafenau, wo zwei Rechen vorhanden waren, die das Holz aufhielten und von wo aus die Grafenauer das Holz aushoben. Die Kleine Ohe war im Bereich Graupensäge/Fredenbrücke gleichzeitig auch die östliche Grenze des St. Oswalder Klosterbesitzes. Es kam zu Streitereien mit dem Kloster St. Oswald wegen der Benutzung der Kleinen Ohe als Triftgewässer. Diese Streitereien mussten geschlichtet werden und im Zuge der Auseinandersetzungen wurde die Trift der Grafenauer 1570 schriftlich geregelt. Damit entstand 1570 die erste schriftlich niedergelegte Triftordnung im Bayerischen Wald.
Weitere Belege haben wir aus der Zeit um die Mitte des 17. Jahrhunderts (1668), als ein gewisser Rott-Müller aus Waldkirchen wegen unerlaubter Trift, wahrscheinlich auf dem Osterbach, bestraft wurde. Die Passauer Fürstbischöfe hatten zu der damaligen Zeit wenig Interesse daran, dass ihre Untertanen ihre Fließgewässer zur Trift benutzten; im Gegenteil, sie fürchteten um den Bestand ihrer Fische und ihrer Perlmuscheln. Wie ernst es der Obrigkeit mit dem Schutz der Perlmuschelfischerei war, zeigt die Abbildung auf Seite 10. Aus diesen oben genannten Gründen war die Trift anfangs verboten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfahren wir von der Genehmigung einiger kleinerer Schwemmungen von Bauern auf der unteren Ilz an die Hofstatt in Passau.
Passau beginnt sich langsam zu einem größeren Gemeinwesen zu entwickeln, naturgemäß steigt der Holzbedarf im unmittelbaren Einzugsbereich der Stadt Passau und eine Holzknappheit tritt ein. Dann erfahren wir, dass 1720 ein gewisser Schiffermeister und Gastwirt "Zur Sonne" Lukas Kern aus dem Wolfsteiner Gebiet Brennholz nach Passau triftet.
1721 unternimmt auch der bayerische Kurfürst aus dem kurfürstlichen Wald "Oed" (Bereich Saldenburg) eine Brennholztrift nach Passau und von dort per Schifftransport nach Wien.
Die territorialen Verhältnisse im Gebiet der Passauer Trift stellten sich laut Leythäuser so dar, dass "die Wolfsteiner Gewässer wie der Hauptfluß Ilz [...] größtenteils innerhalb der Grenzen des Hochstifts Passau [verliefen], nur bei Kalteneck und Hals wurde bayerisches Gebiet berührt. Die Schönberger Ohe dagegen nahm durchaus ihren Verlauf im damaligen Kurfürstentum Bayern. Das Sagwasser bildete nach Norden die Grenze zwischen diesem und dem Hochstifte." Dies bedeutete, dass sich beide gegenseitig verständigen mussten, wenn der eine die Ilz als Triftgewässer benutzen wollte. Dieses Nachbarschaftsverhältnis führte in der Folgezeit immer wieder zu Reibereien zwischen Bayern und Passau, die letztendlich immer wieder dem Wald zugute kamen, weil sie die Abrodung der Waldungen verzögerten.
Ab 1729 beginnen die Passauer Fürstbischöfe an der oberen Ilz die Wolfsteiner Gewässer triftmäßig auszubauen und 1730 startet die erste Probetrift aus dem Hüttenwald bei Freyung in Richtung Passau. Das Ergebnis dieser Trift war nicht gerade ermutigend; trotzdem schließen die Gebrüder Kainz aus Passau mit dem Hochstift 1731 einen Liefervertrag über 1000-2000 Wiener Klafter (ein Klafter entspricht in etwa 2,5-3,5 m³ Holz), um sie nach Passau zu liefern. In diesem Jahr wurde auch der erste Rechen in Fürsteneck gebaut.
Weil auf den bayerischen Abschnitten der Ilz mit der Passauer Trift auch die bayerischen Fischerei- und Perlfischereirechte berührt wurden, kam es zu Differenzen mit Bayern. In einem Vertrag vom 13. 7. 1737 einigen sich Bayern und Passau darauf, dass Passau maximal 7000-8000 Klafter Brennholz triften darf, wobei 1500 Klafter davon an das Kurfürstliche Bräuhaus in Hals zu einem festgesetzten Preis zu liefern hat.
Dazwischen wurde der Ausbau der Trift der Wolfsteiner Gewässer fortgesetzt; um 1750 sind alle Bäche erschlossen und als Erstes wurden die direkt zu den Bächen einhängenden Wälder - damals ausschließlich noch Urwälder - genutzt.
Bei der Trift dürften damals kaum oder nur kleine Klausen verwendet worden sein. In Passau (Ilzstadt) war nur ein Rechen vorhanden. Die Trift funktionierte am besten, wenn der Inn Hochwasser führte und sich die Donau zurückstaute, so dass auch die Ilz Hochwasser führte und damit für einen beruhigten Wasserbereich an der Mündung der Ilz sorgte. Das Triftholz wurde mit dem Fürstenecker Rechen aufgehalten und in kleinen Portionen nach Passau weitergeschickt und dort ausgehoben. 1738 gibt es bereits einen eigenen Triftbeamten in Passau. Während der Trift arbeiteten in Passau damals etwa 500 Arbeiter, die das Holz aus dem Wasser zogen, auf Schiffe mit einem Fassungsvermögen von etwa 80 bis 130 Klafter (sog. Kelheimer) verluden und donauauf- und -abwärts zu den Holzhöfen brachten, dort ausluden und zum Trocknen aufstellten.
Langsam entwickelten sich - entgegen dem Vertrag mit Bayern - rege Holzhandelsbeziehungen mit Österreich und in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts triftete der Bischof bereits 15000-20000 Klafter, teils für sich und die Stadt Passau und vertragswidrig auch zum Verkauf nach Wien. Das passte dem bayerischen Kurfürsten natürlich nicht und sein Pfleger in Hals beobachtete neidisch alle Jahre, welche Unmengen an Holz vor seiner Nase in Hals auf der Ilz nach Passau schwammen und dort weiterverkauft wurden. Die Halser führten Klage wegen der Beschädigung der Fischgewässer und als der Passauer Bischof auch noch wegen einer Erhöhung des Preises für das Brennholz, das er jährlich an das Kurfürstliche Bräuhaus zu liefern hatte, bei den Bayern vorstellig wurde, da kam es zu einem offenen Streit. Bayern warf dem Bischof Vertragsbruch vor, denn man befürchtete, dass der Passauer Bischof sehr viel mehr Holz nutzt, als sein Wald langfristig hergibt, und sah dadurch die Versorgung des Bräuhauses in Hals gefährdet. 1781 wurde eine Kommission eingesetzt, die die fürstbischöflichen Waldungen besichtigte. Der Bericht dieser Kommission ist im Forstwirtschaftlichen Centralblatt von 1906 (Autor: Regierungsforstrat Ludwig Leythäuser) nachzulesen. Zudem wurde 1788 eine schriftliche Triftordnung mit 60 Paragraphen erlassen, mithilfe derer die Holztrift in Zukunft geregelter ablaufen sollte.
Man kam erst 1802 zu einer Entscheidung in Bezug auf den Streit des Fürstbistums Passau mit dem Kurfürstentum Bayern wegen des Holzhandels mit Wien, und es wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen. Dieser Vertrag kam allerdings nicht mehr zur Wirkung, denn 1803 wurde das Hochstift Passau im Zuge der Säkularisierung enteignet. Allerdings organisierten die Passauer die Trift daraufhin intern.
Der Wimmerkanal
Wie sehr der Holzhandel und die Trift das Handeln des Fürstbischofs bestimmten, zeigt sich auch in seiner Gebietsankaufspolitik: 1765 erwirbt das Hochstift Passau die Herrschaft Rannariedel, einschließlich der Triftrechte auf der Großen Mühl mit Holzrechen und Holzhof in Neuhaus an der Donau. Dafür musste es jährlich kostenlos 1600 Klafter Brennholz an das Kloster Schlägl im heutigen Oberösterreich liefern. Die Große Mühl entspringt im Bereich der Süd-/Südwestabhänge des Dreisessels auf bayerischer Seite. 1790 war der Passauer Teil des Dreisessels, der zur Großen Mühl einhängt, vollständig abgeholzt.
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert kam wegen der Kriegswirren der napoleonischen Kriege die Trift fast ganz zum Erliegen; 1803 schließlich wurde Passau enteignet und dem Großherzogtum Salzburg-Toscana zugeschlagen. Der Großherzog führte sofort Verhandlungen wegen der Trift mit Bayern, man kam aber zu keinem Ergebnis. Da erbot sich Freiherr von Wimmer aus Groß-Dzdikau, einer nördlich von Finsterau gelegenen Herrschaft, und schloss mit Salzburg-Toscana einen Vertrag, in dem er sich verpflichtete, einen Kanal zu bauen, mit dem er alle zur Ilz fließenden Bäche auf Passauer Gebiet abfangen und in die Erlau einleiten wollte. Damit wären für alle Zeiten die Auseinandersetzungen mit Bayern an der gemeinsamen Grenze hinfällig geworden. Als Gegenleistung für den Kanalbau hätte Wimmer das gesamte im Einzugsbereich dieses Kanals anfallende Holz zu einem festen Preis von Salzburg-Toscana erhalten und frei darüber verfügen können.
Aufgrund dieses Vertrages mit der kurfürstlichen Regierung in Salzburg, in dem sich Wimmer "für die Erstellung aller baulichen Maßnahmen verpflichtete und ihm dabei das sämtliche in den Wolfsteiner Waldungen anfallende Holzmaterial zu bestimmten preislichen Bedingungen überlassen werden sollte, wollte er [den] Kanal für den Holztransport vom Teufelsbach und Reschbach bis in die Erlau graben lassen." Dieses Vorhaben, einen derartig langen Kanal "von fast elf Stunden Gehzeit" zu bauen, löste bei den Untertanen helle Empörung aus, da sie dadurch die Einschränkung ihrer Wasserrechte befürchteten. Letztendlich setzte sich Wimmer jedoch durch und er begann daraufhin 1804 mit 1000 Arbeitern, die dem österreichischen Militär entnommen wurden, mit den Bauarbeiten. Zu Baubeginn wurden "innerhalb von 14 Tagen [...] Schaufeln, Krampen, eiserne Stangen und andere Hilfsmittel für 14 000 Gulden auf die Maut[h] gebraucht" . Der Plan für den Verlauf des Wimmerkanals im Revier Finsterau wird in einer Forstkarte aus den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts ersichtlich, welche sich im Anhang auf Seite 32 befindet. 1805, mit dem Frieden zu Pressburg, kam das ehemalige Hochstift Passau zum damaligen Kurfürstentum (dem späteren Königreich) Bayern; Freiherr von Wimmer geht im gleichen Jahr in Konkurs und sein Schwiegersohn Freiherr von Hruschowsky steigt in den Vertrag ein. Der sieht sich allerdings nicht in der Lage, den Kanal wegen technischer Schwierigkeiten fertig zu stellen. Nach Besichtigung durch eine bayerische Kommission wird ihm bestätigt, dass der Kanal nur durch unverhältnismäßig große Aufwendungen gebaut werden könnte, was bedeutet, dass der Kanal nicht wie geplant bis in die Erlau, sondern nur bis nach Vorderfreundorf ausgehoben wurde. Nach dieser durch die Kommission festgestellten Unrentabilität erhält Freiherr von Hruschowsky von den Bayern einen neuen Vertrag. Dieser sah im Wesentlichen vor, dass er eine neue Kaution stellen sollte, alle vom Wimmer-Kanalbau in Mitleidenschaft gezogenen Grundstückseigentümer entschädigt werden sollten, er außerdem das gesamte Holz aus den Wolfsteiner Waldungen zu einem festen Preis übernehmen und zudem ca. 10000-15000 Klafter aus dem Bereich der Dreisessel-Nordabhänge abnehmen sollte. Diese Vertragspflichten konnte Hruschowsky im Großen und Ganzen nicht erfüllen und so übernahm 1811 die Königlich Bayerische Forstverwaltung die Holztrift in Eigenregie.
Die Schwarzenbergsche Trift
Jetzt ist es Zeit, einen Blick über die Grenze ins heutige Tschechien und Österreich zu werfen: "Zu den Vorzügen, welche Böhmen in neurer Zeit durch Zustandebringung von Alles durchkreuzenden Heerstraßen, und letztlich durch die Anlage einer Eisenbahn von Budweis nach Linz, sich errungen hat, lässt sich mit Recht ein einzelnes Privatunternehmen Seiner Durchlaucht des Fürsten zu Schwarzenberg, im Fache der Forstwirthschaft, rechnen, welches dieser große Domänenbesitzer als ein unzerstörbares Denkmal der Kunst und der fortschreitenden Industrie zur Sicherung unentbehrlicher Befriedigungsmittel menschlicher Bedürfnisse mit großen Opfern zu Stande gebracht hat." Derart überschwänglich preist der Krummauer Herrschaftsdirektor Ernest Mayer im Jahr 1830 ein Werk, das zu seiner Zeit beinahe und mit Recht als Weltwunder galt: der wohl technisch aufwändigste, aber genauso perfekte Schwarzenberger Triftkanal. Dieser Triftkanal wurde vom Schwarzenberger Forstingenieur Josef Rosenauer geplant und projektiert. Man hätte die zur Moldau einhängenden Urwälder zu der damaligen Zeit triftmäßig in Richtung Moldau erschließen und das anfallende Holz Richtung Norden (Prag, Berlin, Hamburg) verkaufen können. Der Holzhandel mit Österreich versprach aber sehr viel mehr Gewinn. Deshalb sollte versucht werden, die Wasserscheide zur Donau mit Hilfe eines Tunnels zu überwinden.
Laut Paul Praxl geht das Projekt des Wiener Schwemmkanals, der oft auch als Schwarzenberger Schwemmkanal bezeichnet wird, mindestens auf das Jahr 1774 zurück, in dem Rosenauer seinem Fürsten Johann zu Schwarzenberg einen ersten Entwurf vorlegte. Er beruhte auf dem für die damalige Zeit einzigartigen Gedanken, das bis dahin ungenutzte Holz der großen Urwälder am Plöckenstein alljährlich im Frühjahr in einem künstlich anzulegenden Kanal zum schwemmbar gemachten Zwettlbach bei Haslach, dort in die Große Mühl und dann auf dieser an die Donau zu triften, wo es bei Neuhaus angeländet und auf Schiffen und Flößen nach Linz und Wien gebracht werden sollte. Den Kanal wollte Rosenauer so anlegen, dass er vom Gebirgssattel westlich des Thomasberges beim sog. Rosenhügel beginnend längs der Nord- und Westhänge des Schindlauerberges, des Hochfichts, des Plöckensteins und des Dreisessels bis an das Lichtwasser ganz nahe der damals noch passauischen Grenze bei Neuthal in mäßigem Gefälle ansteigend vordrang und alle dort zur Moldau fließenden Wasserläufe aufnahm. Einen ausführlichen Plan samt Kostenvoranschlag legte Rosenauer bald dem Fürsten vor. "Vom Rosenhügel aufwärts sollte der Kanal an der Sohle 5 Fuß, oben 9 Fuß Breite und eine Tiefe von 3 Fuß erhalten, das Gefälle sollte auf 2 Klafter Länge 1/4 Zoll betragen. (Eine Länge von einem Fuß entspricht in Bayern im 19. Jahrhundert rund 29,2 cm.) Die Gesamtkosten bis zum Lichtwasser waren mit 155 800 Gulden, der jährliche Nutzen nach Verzinsung aller Anlagekosten mit in etwa 50 000 Gulden veranschlagt." Die Bevölkerung und die angrenzenden Herrschaften leisteten große Widerstände, da sie nicht an den Erfolg dieses ehrgeizigen Projekts glaubten, und so machte Rosenauer den Vorschlag, den Kanalbau mit geliehenem Geld auf eigene Gefahr zu beginnen, was Fürst von Schwarzenberg letztendlich überzeugen konnte. Im Frühjahr 1789 wurde der Kanalbau mit 800 Arbeitern begonnen und im gleichen Jahr erfolgte eine Probetrift auf einer ersten Kanalstrecke. 1790 erwirbt Fürst Schwarzenberg das Triftrecht auf der Großen Mühl von Österreich. 1791 war der Kanal bereits bis zum Plöckensteiner Seebach fertig, und eine Glashütte wurde in Josefsthal errichtet, um auch das nicht absetzbare Abfallholz einer Verwertung zuzuführen. 1820 bis 1822 wurde der Tunnel (419 Meter Länge) bei Hirschbergen (heute Jeleni) am Nordrand des späteren Moldaustausees gegraben.
Dieser Tunnel konnte jedoch nicht mehr von Rosenauer selbst umgesetzt werden, da dieser am 10. März 1804 im Alter von 69 Jahren verstarb. 1822 war der Wiener oder Schwarzenberger Schwemmkanal fertig gestellt und hatte damit vom Lichtwasser bis zur Einmündung in den Zwettlbach eine Länge von 44,4 km und ein Gefälle von 135 Metern.
Beim Betrieb des Schwemmkanals waren etwa 260 Wächter und Treiber, 650 Holzeinwerfer und ca. 320 Vorarbeiter, Ausheber, Leger und Trifter beschäftigt. In der Zeit von 1790-1849 wurden auf dem Schwarzenberger Schwemmkanal insgesamt 11 Millionen Ster Brennholz nach Wien verkauft. Ab 1867 wurde eine Verbindung zur Moldau hergestellt und zunehmend Langholz in Richtung Moldau nach Salnau (Želnava), dem großen Schwarzenberger Holzhof, getriftet. 1891 wurde die Scheiterschwemme nach Österreich eingestellt; der Kanal nach Salnau war noch bis zum 2. Weltkrieg in Betrieb.
1841 bewertet der böhmische Landesbeschreiber Johann Gottfried Sommer den Wiener Schwemmkanal folgendermaßen: "Das ganze Werk ist in der Gesamtheit seiner Organisation sowohl als in seiner Ausführung eines der großartigsten und bewunderungswürdigsten in seiner Art, so wie die Holzflöße selbst und die rührige Tätigkeit vieler hundert Menschen bei derselben, eines der anziehendsten Schauspiele."
Die Regener Trift
Nach diesem Exkurs ins Böhmische wieder zurück nach Bayern, zur Trift auf dem Gewässersystem des Regen: Das Gebiet zwischen den Bayerwaldbergen Osser und Rachel mit den Hauptflüssen Weißer und Schwarzer bzw. Großer und Kleiner Regen sowie zahlreichen Nebenbächen zwischen Rachel und Arber waren der Einzugsbereich der Regentrift. Doch unterschied sich diese Trift ursprünglich maßgeblich von den bisher beschriebenen Triftkomplexen, denn im Gegensatz zur anfänglich reinen Brennholztrift auf der Ilz wurde auf dem unteren Gewässerabschnitt des Großen Regen überwiegend geflößt - und das seit dem 14. Jahrhundert!
Im Zusammenhang mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals wurde 1845 vom Königlichen Staatsministerium entschieden, zur Nutzung der großen Holzvorräte des Bayerischen Waldes den Regen von Zwiesel bis Regensburg besser flößbar zu machen. Im Flussbett wurden hinderliches Geröll beseitigt, Felsen gesprengt und im Oberlauf der Triftbäche neun Schwellen gebaut. Durch diese Maßnahmen waren die Triftbedingungen entscheidend verbessert worden. In einem weiteren Bauabschnitt wurden die Möglichkeiten für den Nutzholztransport auf dem Wasser weiter ausgebaut: ein großer Sammelrechen bei Zwiesel (Fällenrechen) entstand. Vor allem wurden auf der Flussstrecke von Zwiesel bis Regensburg 20 Schleusen mit Floßgassen zum Schutze von Mühlen und zur Anhebung des Wasserspiegels errichtet. So war es möglich geworden, Blochholz auch bei mittlerem Wasserstand - und damit nicht nur im Frühjahr - zu transportieren. Im Jahr 1858 wurde eine Trift- und Floßordnung für den Regen erlassen, in der das Triften und Flößen nach bestimmten Regeln für jedermann gestattet wurde. Auf der 185 km langen Flussstrecke dominierten bis 1885 jedoch die großen Staatstriften mit Brennholz und Blochholz bis Regensburg. Daneben gab es immer wieder auch Fahrten mit Langholzflößen von Zwiesel zu dem großen Holzhandels- und Verarbeitungsplatz Cham. Eine Besonderheit waren Flöße aus Bretterstapeln, die von Zwieseler Sägewerken nach Cham und Regensburg unterwegs waren.
Die Bayerische Trift
Abschließend behandle ich nun die sog. Bayerische Trift, die die Tradition des Hochstifts auf dem Ilzkomplex fortführte und ausbaute. Wie schon erwähnt, hatte die Bayerische Forstverwaltung 1811 das Triftgeschäft in eigener Regie übernommen. Das Rentamt in Passau hatte die Oberleitung; eine eigene Triftinspektion war für die Strecke Fürsteneck - Passau zuständig. Oberhalb Fürstenecks waren die Forstämter für ihren jeweiligen Bereich zuständig. 1824 wurde das Glashüttengut Schönau (heute Neuschönau und Altschönau), 1833 Riedlhütte und 1834 das Glashüttengut Klingenbrunn vom Staat gekauft und dann das Gebiet der Ilzer Trift erschlossen. Von 1823-1848 wurden die Trifteinrichtungen im Bereich des neu erworbenen Ilzer Triftgebietes gebaut, die bestehenden Einrichtungen im Bereich der Wolfsteiner Trift erneuert, komplettiert und vor allem mit Klausen verbessert. Im Zielgebiet der Holztrift, in Passau, wurde ein neuer, größerer Holzhof gebaut und die Triftstrecke mit dem Bau des Tunnels unter dem Reschenstein (115 m lang) 1827/28 abgekürzt. Oberhalb des Tunnels wurde die Halser Sperre errichtet, um das Holz in entsprechenden Portionen durch den Tunnel Richtung Passau abzulassen.
1864 versuchte man, die Ilz von der Schrottenbaummühle bei Fürsteneck aufwärts floßfähig auszubauen, um den aufwändigen Warentransport auf der Landstraße nach Hengersberg an der Donau auf die Ilz zu verlagern und damit zu vereinfachen. Diese Unternehmung scheiterte jedoch, da die Ilz zu wenig Wasser führte. 1866 hatte man begonnen, die Kanäle in Duschlberg und Bischofsreut zu bauen, um den Kreuzbach und die Kalte Moldau nach Bayern umzuleiten. In diese Zeit fällt auch der Bau der Kreuzbach- und Weberauklausen.
Damit war der maximale Ausbau der Trifteinrichtungen erreicht. Alle weiteren Baumaßnahmen waren Verbesserungen der Uferbefestigungen, der Klausen oder Beseitigung von Schäden.
Anfänglich nutzte der Staat seine Trifteinrichtungen ausschließlich selbst. Privatwaldbesitzer konnten ihr Holz bis zum Triftbach vorliefern und dann an den Staat verkaufen. Ab 1832 konnten Privateigentümer gegen Gebühren auf den staatlichen Triftbächen triften. Einen Auszug aus der Triftordnung von 1912 zu den Kosten für die Benutzung staatlicher Trifteinrichtungen für private Zwecke findet sich auf Seite 31 im Anhang.
Bis 1870 wurde fast ausschließlich Brennholz getriftet. Blochholz war bis dahin die Ausnahme. Mit den Sturmwürfen von 1868 und 1870 - im Einzugsgebiet der Triftbäche lagen über eine Million Festmeter Holz auf dem Boden - wurde vermehrt Blochholz ausgehalten (Holz von 3 Metern Länge). Im Bereich Passau und langsam die Ilz entlang in den Wald hinein wandernd, siedelte sich die Sägeindustrie an. Das verbreitetste Sägesortiment damals waren die sog. Kanalbretter (3 m lang, 3 cm stark, 20-30 cm breit). Diese wurden auf Kähne verladen und donauaufwärts, dann durch den Ludwigs-Donau-Mainkanal in der Rhein-Main-Gegend verkauft.
Ab 1877 geht die Brennholztrift nach Wien aus Gründen der Unrentabilität mengenmäßig nach und nach zurück, da mittlerweile die billigere Budweiser Kohle als Energieträger das teurere Holz aus dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald ablöste. Am 24. 11. 1890 wird die Eisenbahnstrecke Passau - Fürsteneck - Röhrnbach eröffnet und dadurch konnte die Trift jetzt bereits in Fürsteneck beendet werden, wo "nahe dem neuen Bahnhof Fürsteneck am Zusammenfluss von Wolfsteiner Ohe und Osterbach [...] ein Holzhof von sieben Hektar Fläche mit zwei Auffangrechen und einem Kanalnetz zur Verteilung des einrinnenden Holzes eingerichtet [wurde]. Der Holzhof mit direkter Verladung des Triftholzes aus den Kanälen in die Eisenbahnwaggons wurde 1895 in Betrieb genommen." Damit konnte die Passauer Trift um etwa 14 Tage abgekürzt werden; die Holzverluste verringerten sich und die allgemeine Sicherheit konnte dadurch erhöht werden. Zusätzlich bestand nun auch schon von Fürsteneck aus für den Holzversand ein Landweg in alle Richtungen. Aber immer mehr gehen die Triftmengen zurück, gleichzeitig werden die Triftstrecken durch die verkehrsmäßige Erschließung (z. B. durch den Bau weiterer Eisenbahnlinien) unseres Gebietes abgekürzt. 1909 entfällt die Trift auf der Hälfte der Staatswaldsfläche im Einzugsgebiet der Ilz durch den Bau der Spiegelauer Waldbahn nach Finsterau. In diesem Gebiet werden nur noch an örtliche Abnehmer nennenswerte Mengen Holz getriftet, so zum Beispiel an die Glasfabrik Riedlhütte oder an die Papierfabrik in Elsenthal sowie an zahllose Sägewerke (im Jahre 1926 gibt es am Verlauf der Triftstrecken 130 Sägewerke).
Während des 2. Weltkriegs lebt die Trift wieder etwas auf, beispielsweise findet 1944 eine Scheitholztrift mit französischen Kriegsgefangenen von der Kreuzbachklause bis Frauenberg statt. Außerdem wird vor allem Brennholz und Schleifholz zu Papierfabriken getriftet, aber Anfang der 1950er Jahre erlischt die Holztrift dann endgültig.
Auswirkungen der Holztrift
Auf Natur und Umwelt
Während der ca. 250 Jahre organisierter Trift größeren Ausmaßes im Bayerischen Wald und im Böhmerwald mussten die Triftgewässer stufenweise den wachsenden Holzmengen, die es zu transportieren galt, angepasst werden. Wie bereits beschrieben, wurden dazu Klausen gebaut, deren Dämme aus Holz, später aber überwiegend aus Steinmauern bestanden. Die Rechen mussten einem immer höheren Druck Stand halten und so ging man von Zeit zu Zeit über, gemauerte Pfeiler in die Triftgewässer zu bauen. Diese schweren Eingriffe vernichteten ebenso wie die gewaltigen Holzmengen, die sich oft auch an den Ufern auftürmten, wertvolle Strukturen für Flora und Fauna. Brutgelegenheiten für Wasservögel und Laichgründe für Fische wurden zerstört, aber auch der Grundwasserspiegel durch das Umleiten von Gewässern abgesenkt bzw. angehoben. Begradigungen der Flüsse, das Heraussprengen von größeren Felsen führten zur Änderung der Fließgeschwindigkeit und damit der Wassertemperatur, was sich auf Kleinorganismen wie höhere Arten negativ auswirkte. Weiterhin darf bezweifelt werden, ob in den riesigen Wäldern, die teilweise flächenhaft abgerodet wurden, die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft im Vordergrund stand oder doch mehr wirtschaftliche Interessen überwiegten. In erster Linie wurde Fichtenholz gebraucht; dies führte dazu, dass die Fichte gegenüber der Tanne waldbaulich gefördert wurde. Auch die Buche wurde immer mehr zurückgedrängt, da dieses Holz aufgrund der höheren Dichte schlechter schwimmt. Dass die Holztrift auch in der damaligen Zeit oft in der Kritik war, wird vielerorts deutlich, wenn Fischer oder Perlmuschelfischer für Beuteausfälle entschädigt wurden.
Auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region und deren Bewohner
Nichtsdestotrotz darf man die positiven Aspekte, die für die Holztrift sprechen, nicht außer Acht lassen: Zu den Zeiten der erwerbsmäßigen Holztrift gab es im Bayerischen Wald und im Böhmerwald nach Abklingen des Salzhandels auf dem "Goldenen Steig" außer in Steinbrüchen und Glashütten kaum Möglichkeiten für die ohnehin sehr genügsame Bevölkerung, ihren Lebensunterhalt bzw. ein Zubrot zu verdienen. "Verbunden damit war das Entstehen einer bescheidenen Holzindustrie. Dass die Verarbeitung des Fichtenholzes zu Musikinstrumenten, Resonanzböden, Klavierhölzern aller Art in den Wolfsteiner Grenzdörfern, besonders in Finsterau und Philippsreut, neben der Herstellung von Schindeln, Siebrändern, Schaufeln und ähnlichem Holzwerk den Waldlern vielfach die einzige Möglichkeit bot, bares Geld einzunehmen, betont schon Ignaz von Rudhart 1835." Da also die Einwohner - ob Landwirt, Kleinhäusler, Knecht, Magd, Holzhauer, Handwerker oder Heimarbeiter - mehr Geld zur Verfügung hatten und somit mehr konsumiert werden konnte, florierte auch zunehmend das Gewerbe, das Arbeitsplätze schaffte, und es setzte eine rasante Aufwärtsentwicklung von Gemeinden und Ortschaften ein. Am meisten profitierten natürlich die Besitzer der Waldungen: Vor dem Beginn der Holztrift beispielsweise brachte der riesige Waldbesitz des Bistums Passau dem Bischof pro Jahr nur ca. 20 Gulden! Zu den Hochzeiten der Trift konnte dieser Gewinn derartig gesteigert werden, dass sich gewaltige Investitionen, wie zum Beispiel der Bau des Schwarzenbergschen Triftkanals, innerhalb von wenigen Jahren lohnte. Weiterhin unterstützte zu dieser Zeit der Holzhandel mit Städten, die ein enormes Wachstumspotential hatten, die wirtschaftliche Weiterentwicklung einer strukturell unterentwickelten Region ebenso wie auch der städtischen Zentren. Dies ist deutlich an der Stadt Passau zu sehen, die aus dem Salzhandel und später eben aus der Holztrift großen Profit zog.
Fazit und Aufarbeitung der Geschichte der Holztrift
Rückblickend kann man nun - aus heutiger Sicht - durchaus unterschiedlicher Meinung sein, was die Auswirkungen der Trift anbelangt. Damals war sie für unser Gebiet sicher eine unverzichtbare Einrichtung; so meint auch Leythäuser: "Man mag urteilen über die Trift, wie man will, unzweifelhaft hat sie großartiges geleistet zu einer Zeit, wo es an besseren Transportanstalten mangelte und wenn sie jetzt den modernen Verkehrsmitteln weichen muss, so teilt sie eben das Schicksal alles Irdischen, das steten Wandel und fortwährender Entwicklung nach Besserem unterworfen ist." Ohne Zweifel war der technische Triftausbau ein schwerwiegender Eingriff sowohl in die Wald- als auch Bachökosysteme: großflächige Abholzungen von Wäldern, Grundwasserabsenkung, Verlust von Strukturen und damit Verlust von Lebensräumen für Pflanzen- und Tierarten waren die unausweichlichen Folgen. Dabei gilt es allerdings aus heutiger Sicht zu bedenken, mit welchen Mühen und Gefahren in oft schwerster Handarbeit dies im Laufe von Jahrzehnten, ja Jahrhunderten von unseren Vorfahren bewältigt wurde. Heute vollzieht sich Naturzerstörung in weit größerem Ausmaß mithilfe von Bulldozern, Raupen und Betonmischern im Vergleich dazu in Windeseile.
Wenn wir mit offenen Augen durch unsere Landschaft beiderseits des Grenzkammes im Einzugsbereich der großen Flüsse wandern, so stoßen wir entlang der Wasserläufe auf Schritt und Tritt auf Spuren des ehemaligen Triftwesens. Nur langsam verfallen die Uferbefestigungen, Triftsperren und Kanäle. Aber Stück für Stück holt sich die Natur einst verlorenes Terrain wieder zurück. Ich bin der Überzeugung, dass unser Land und unsere Gesellschaft es sich leisten sollte - gerade in den staatlichen Waldungen -, entlang und in den Bächen und Flüssen die Dinge sich selbst zu überlassen und quasi als Wiedergutmachung der Natur eine neue Chance zu geben.
Es gibt inzwischen in Bayern, Österreich und Tschechien auch einige kommunale Projekte, die sich dieser Kulturdenkmäler aus der Zeit der Holztrift annehmen und diese "Zeugen [der] Geschichte und Kultur", so Walter Peschl in einem Bericht über das Projekt des 'Fürstenecker Triftsteigs' in der Zeitschrift 'Schöner Bayerischer Wald' (Ausgabe 3/4 - 2002, Seite 28f.), "nahe zu bringen und vor dem Vergessen zu [bewahren]." Grund dafür, einen Rundweg auf den Spuren der Trifter einzurichten, war, dass gerade in und um Fürsteneck an der Ilz und Wolfsteiner Ohe zahlreiche Relikte wie Uferbefestigungen und Triftsperren selbst aus den Anfängen des Triftgeschehens im Bayerischen Wald erhalten geblieben sind. Ein besonderer Fund der Fürstenecker Projektgruppe, die diesen Themenwanderweg konzipiert hat, ist eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1908, die den wichtigen Holzhof bei Fürsteneck (heute Gemeindegebiet von Röhrnbach) am Zusammenfluss von Wolfsteiner Ohe und Osterbach in seiner ganzen Größe mit Holzlager, Befestigungsmauern und Gleisanschluss sowie vor allem mit den sich dort ihr Brot ziemlich hart verdienenden Menschen zeigt. Dieser Holzhof ist einer der Höhepunkte des 26 km langen Rundwegs, haben sich hier doch die Triftkanäle bestens erhalten und selbst die Aufschüttungen, auf denen früher die Gleise für den Abtransport des Holzes mit der Eisenbahn verlegt waren, heben sich deutlich im Gelände ab.
Alle Informationen zur Region Bayerischer Wald:http://www.bayerwaldregion.de
Infos zum Böhmerwald:http://www.bayerwaldregion.de/...