Die fotografischen Arbeiten von Herbert Pöhnl suchen das scheinbar Typische und das vermeintlich Gegensätzliche der Region. Pöhnl nennt seine Motive "Perlen der Heimat". Seine Bilder wollen erzählen, fragen, karikieren, schwärmen, die tradierten Wahrnehmungs- und Wertungsmuster lockern und durchbrechen, das Dahinter erahnen lassen. Der Begriff der "Schönheit" wird hinterfragt, gelegentlich ist er unbrauchbar. Was ist wirklich wertvoll, richtig, schön, was ist eine Perle? Das Gewerbegebiet, das Naturschutzgebiet, das Heimatschutzgebiet?
Die Serie "Regiografie" spielt mit der Realität und provoziert mit überwiegend grafischen Mitteln eine andere Sehweise. Das Portefeuille "Vergangenheit ohne Zukunft" zeigt Arbeiten des Projekts "Das Oberpfälzer Haus" und erweitert es mit Motiven aus Ostbayern und Westböhmen, der Schwerpunkt hier sind sterbende Bauernhäuser und aktuelle Dörfer. Im Thema "Hinterbayern" wird nach Heimat gesucht, die dort sein soll, wo man sich angeblich wohlfühlt. Aber wie passiert das?
Beim Fotoband "Hinterbayern" rezensiert der Bayerische Rundfunk, dass die Autoren in den bayerischen Abgrund schauen und ihm ohne Pathos die weißblaue Tarndecke wegziehen. Mit ebenso zorniger aber auch traurig-schöner Poesie geben diese einen wunderbar beunruhigenden Blick ins bayerische Unterbewusstsein frei.
Die ZEIT schreibt: "Ein stilles, fast melancholisch anmutendes Buch, das seine besondere Ausstrahlung vor allem den exzellenten Schwarzweißbildern von Herbert Pöhnl verdankt."Die Berliner Zeitung bescheinigt dem Buch, dass es die reizvolle Natur zeigt und wie diese ihre Reize durch den Einfluss von Menschen verliert. Die Bayerische Staatszeitung kommentiert: "Gnadenlos nüchtern konfrontieren Pöhnls Aufnahmen mit der Verödung der Landschaft." Das Bayerische Fernsehen ergänzte: "Viele der Bilder und Texte vertreiben jede aufkommende Idylle ganz bewusst - und das muss gelegentlich recht sarkastisch geschehen."
Pöhnl fotografiert seit gut dreißig Jahren überwiegend im Bayerischen Wald. Er durchdringt die klischierte Erscheinung der Region und lässt unseren Umgang mit ihr und mit uns selbst durchscheinen. Er thematisiert den Alltag, das Nebeneinander von Tradition und Moderne, vom Schönen und dem Gegenteil und schon die jeweilige Zuordnung provoziert oft erhebliche und interessante Missverständnisse und Fragen. So kann ein Gedanke beginnen, eine Neugierde entstehen, vielleicht ein Lächeln, eine kleine Geschichte wird erzählt, vielleicht vom so sehr begehrten Wohlfühlgefühl. Pöhnl will jedoch nicht kommentieren, er will nur zeigen.
Pöhnl ist Mitarbeiter im Verlag Lichtung, im Mittelpunkt seiner literarischen Arbeit stehen die Begriffe "Heimat" und "Naturschutz" am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald. Zusammen mit anderen Aktivisten hat er die mittlerweile zum Kult gewordenen Heimatabende "Wo bitte liegt Hinterbayern?" und "koawerbungned" entwickelt.
Die Ausstellung im Alten Rathaus in Viechtach läuft bis zum 20. Februar 2010 und kann jeweils Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr, Freitag von 8 bis 12 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.
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