Unter freiem Himmel schlagen an beiden Seiten des Mainufers Theaterensembles mit internationalen Gästen ihre Zelte auf. Vor der Kulisse des Doms tritt der "Jedermann" auf, im Höchster Schlossgarten kann man dem "Menschenfeind" begegnen. Auf den Freilichtbühnen der Parks finden sich unzählige Musiker, Literaten, Mimen ein. Und zum Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe im August, gibt es für den berühmtesten Sohn der Stadt zum dritten Mal eine Festwoche - vom 27. August bis 5. September, mit Schauspiel, Musik und der "Literatur im Goethe-Garten" des Palmengartens - an allen Sonntagen des Monats.
Liebe, Lust und Leidenschaft im Barock
Als das Ensemble von "Barock am Main" in der vergangenen Saison "Aci, Galatea e Polifemo" im Garten des Bolongaro-Palastes auf den Spielplan nahm, schien dies ein gewagtes Unterfangen. Doch die Truppe brillierte mit ihrer Interpretation der aus der Feder des erst 23-jährigen Komponisten Georg Friedrich Händel stammenden Oper. Grund und Ansporn, das "Meisterwerk schillernder Barockmusik" zum Auftakt des beliebten Open-Air-Festivals vor der imposanten Kulisse des Prunkbaus der einstigen Tabakdynastie Bolongaro im Stadtteil Höchst zu singen und zu spielen. Als wandelnder Rezitator in der "serenata a tre" zu sehen: Michael Quast, der dem Publikum auf unnachahmliche Weise erklären wird, warum in Opern "so uffgerecht gesunge wird". Quast, Jahrgang 1959, tourte schon in den 80er Jahren als Kabarettist über die Kleinkunstbühnen der Republik. Mit seinen Programmen gewann er unter anderem den Salzburger Stier, den "Oscar" des Metiers, und den Deutschen Kleinkunstpreis. Mit dem Regisseur Wolfgang Deichsel bringt er seit mehr als zehn Jahren den "Hessischen Molière" auf die Bühne: Werke des französischen Dichters in hessischer Mundart. So auch in der Saison 2010 bei "Barock am Main". Von Donnerstag, 22. Juli, bis Sonntag, 8. August (außer montags), ist Quast, der Leiter der "Fliegenden Volksbühne", für die auch ein fester Spielort im einstigen "Paradieshof" in der Altstadt im Stadtteil Sachsenhausen geplant ist, bei "Barock am Main" in der Komödie "Der Menschenfeind", in einer seiner Paraderollen zu sehen.
Dem schwedischen Nationaldichter Carl Michael Bellman widmet das Ensemble vom 10. August unter dem Titel "Ich sterbe in Liebe und lebe in Wein" sechs Vorstellungen voller Gesang und Spielfreude. Abende, an denen der Stegreif-Virtuose und Improvisations-Künstler Bellman, der "ein leichtsinniges Leben" führte, Liebesaffären nicht abgeneigt und dem Alkohol zugetan war, sicher seine Freude hätte.
www.barock-am-main.com
Satire und Soul beim "Stoffel"
Vier Wochen lang verlegt das Stalburg-Theater aus dem Frankfurter Nordend seine Veranstaltungen von der Kultbühne in der Glauburgstraße nach draußen. Genauer: in den Günthersburgpark. Als "Stalburg offen Luft", kurz Stoffel, ist das Sommerprogramm der Theatermacher um Michael ("Michi") Herl seit Jahren beliebt, was die jährlichen Besucherzahlen von mehr als 40.000 Fans jeden Alters belegen. Vom 16. Juli bis 18. August bietet das "Stoffel" Kleinkunst, Konzerte und Lesungen. Zur Eröffnung stehen die Kabarettistin Sabine Fischmann & Friends auf der Bühne. Der Krimi-Autor Jan Seghers, hinter dem sich der Frankfurter Schriftsteller Matthias Altenburg verbirgt, wird seinen neuen Bestseller "Die Akte Rosenheim" vorstellen, das "Caricatura"-Museum die Task-Force der Satirezeitschrift "Titanic" präsentieren. Das musikalische Spektrum der beim "Stoffel"-Festival auftretenden Bands reicht von Soul Jazz über konzertante Weltmusik bis zu Deutsch Latino Reggae. Für Kinder gibt es seit zwei Jahren ein eigenes Programm: das "Stoffelchen". Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei. Spenden in die "Eimerchen des entzückenden Personals" werden gerne entgegengenommen, bekommen die Künstler doch ihre Gage erst, wenn beim "Stoffel" nach der Saison Kassensturz gemacht wird.
www.stalburg.de
Musicals von der "Dramatischen Bühne"
Auch die im Stadtteil Bockenheim beheimatete "Dramatische Bühne" verlässt zwischen dem 8. Juli und 22. August ihr angestammtes Domizil in der Leipziger Straße, um beim Freilichtfestival im Grüneburgpark vor Publikum unter freiem Himmel zu spielen. Bereits seit mehr als 20 Jahren agiert Thorsten Morawietz für das freie Theater: zunächst als Schauspieler und Regisseur, heute als Intendant. Seine Stückeauswahl für die Saison 2010: "Alice im Wunderland", "Einer flog übers Kuckucksnest", "Was Ihr wollt"sowie die Musicals "Moulin Rouge", und "Phantom der Oper". Gespielt wird, sollte es nicht in Strömen regnen, bei jedem Wetter.
www.diedramatischebuehne.de
Poetisches von "Comedia Mundi" am Mainufer
Ebenfalls am Mainufer - allerdings auf der Südseite, am Schaumainkai vor dem Filmmuseum - schlägt die Truppe "Comedia Mundi" zur "Tangente 11" vom 20. Juni bis 8. August ihr Zelt auf. Rund 200 Menschen haben vor der Bühne des bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert bestehenden bayerischen Tourneetheaters Platz. Vor und nach den Vorstellungen lockt der blaue Zirkuswagen des "Café senza licenza" - mit Blick auf den Main und die Frankfurter Skyline - zudem alljährlich das Theaterpublikum ebenso wie Flaneure an. Auf dem Spielplan der Sommersaison 2010 steht erneut die Inszenierung der "Dulcinea", nach dem Roman "Don Quijote de la Mancha" von Miguel de Cervantes. Mit dem Stück "Über den Wahnsinn im Allgemeinen und im Besonderen" gastierte das Ensemble bereits vor einigen Jahren am Main. Für die Kulturredakteure des Stadtmagazins "Frankfurt-Journal" damals der Top-Tipp: "Weil dieser Don Quijote ebenso puritistisch wie poetisch daherkommt." Für Erwachsene spielt die Truppe außerdem "LiebesLeid" und "Big Weill", für Kinder "Das Konrädchen" nach einer Geschichte von Roald Dahl.
www.comedia-mundi.de
Der "Jedermann" für jedermann vor dem Dom
Vom Mainufer zum Archäologischen Garten vor dem Dom, in dem sich zu den Sondervorstellungen des Volkstheaters Frankfurt jedermann einfinden kann. Um den hessischen "Jedermann" von Fitzgerald Kusz (nach der Originalvorlage von Hugo von Hoffmannsthal) in der Bearbeitung von Wolfgang Kaus zu erleben. In der Rolle des "Jedermann" ist Ralf Bauer zu sehen. Den Tod, der vom Herrgott den Auftrag erhält, an dem den irdischen Genüssen zugetanen "Jedermann" ein Exempel wider die Oberflächlichkeit der Menschen zu statuieren, verkörpert Helmut Markwort, der einstige Focus-Chefredakteur. Gespielt wird vom 16. Juli (öffentliche Generalprobe) bis zum 27. Juli. Am 31. Juli und 1. August gastiert das Volkstheater Frankfurt zudem auf der Burg Königstein im Taunus.
www.volkstheater-frankfurt.de
Bereits zum dritten Mal werden Leben und Werk des größten deutschen Klassikers und berühmtesten Sohnes der Stadt, Johann Wolfgang von Goethe, in einer Festwoche rund um den Geburtstag des Dichters am 28. August in Erinnerung gerufen. In den Mittelpunkt haben die Veranstalter, das Kulturamt, das Schauspiel und das Hochstift, in diesem Jahr Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" gestellt. Veranstaltungsort ist neben dem Schauspiel, dem Bockenheimer-Depot und dem Cantate-Saal des Volkstheaters auch der Palmengarten, der an allen August-Sonntagen zu "Literatur im Goethe-Garten" einlädt.
www.goethehaus-frankfurt.de