Bei einer Diskussion zwischen Touristikern und Kulturschaffenden bezeichnete Siemering das anhaltende Wachstum des Städtetourismus als "prägenden Faktor - nicht nur für den Deutschlandtourismus, sondern auch für die inländische Wirtschaft". Im vergangenen Jahr hatte sich mit einem Plus von 4,8 Prozent erneut ein überdurchschnittlicher Anstieg der Übernachtungen in Großstädten gegenüber 2012 abgezeichnet.
Schon seit Jahren lasse sich ein überdurchschnittliches Wachstum bei Übernachtungen im Städtetourismus im Vergleich zum gesamten Übernachtungstourismus feststellen. "Fast jede dritte Übernachtung wurde im vergangenen Jahr in Großstädten mit über 100.000 Einwohnern getätigt", betonte Siemering.
Den anhaltenden Trend der Städtereisen führte Siemering auf eine Reihe anderer Faktoren zurück, die sich aktuell ebenfalls beobachten ließen. "Viele Menschen möchten gerne 'kurz spontan weg', legen zudem Wert auf eine hohe Erlebnisdichte sowie ein umfangreiches Freizeit- und Kulturangebot."
Dr. Manfred Zeiner, Geschäftsführer der dwif-Consulting GmbH München, betonte in diesem Zusammenhang den Stellenwert des Tagestourismus, der das Wachstum der Städtereisen begünstige.
"Tagesreisen sind mit Abstand das wichtigste Segment im Deutschlandtourismus", betonte Zeiner. Die deutsche Bevölkerung unternehme fast 3 Milliarden Tagesreisen inklusive Ausflüge und Geschäftsreisen ohne Übernachtung. Fast 97 Prozent der Tagesreisen beinhalteten Ziele in Deutschland, sagte er. "Durch die Deutschen finden im Inland etwa 8,4 Mal so viele Tagesreisen vom Wohnort aus statt wie Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben."
Wie sehr deutsche Städte von dieser Entwicklung profitieren, machte Thomas Feda, Geschäftsführer Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main, konkret am Beispiel auf lokaler Ebene deutlich. "Der Wirtschaftsfaktor Tourismus generiert in Frankfurt jährlich mehr als vier Milliarden Euro Bruttoumsatz", sagte Feda und bezifferte den touristischen Beitrag zum städtischen Steuereinkommen auf bis zu 100 Millionen Euro. "Die Einnahmen kommen allen zugute, denn der Tourismus ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt, sondern schafft auch ein tourismusinduziertes Beschäftigungsvolumen von rund 68.000 Arbeits- und Ausbildungsplätzen", sagte Feda.
DTV-Vizepräsident Peter Siemering zeigte sich erfreut angesichts dieser positiven Entwicklung, warnte jedoch zugleich: "Der Erfolg des Städtetourismus ist kein Selbstläufer." Angesichts der vielfältigen Herausforderungen wie etwa durch wachsende Konkurrenz im In- und Ausland, steigende Ansprüche der Städtereisenden oder die Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Stimmung müsse der Städtetourismus seine Attraktivität ständig aufs Neue unter Beweis stellen. "Hierzu zählt vor allem auch, offen für neue Entwicklungen zu bleiben."
Andererseits sei jedoch auch die Politik gefordert. Freiwillige Aufgaben wie Tourismus und Kultur seien besonders auf die Setzung der erforderlichen Rahmenbedingungen angewiesen. "Sie sind die Grundvoraussetzung für gute Tourismus- und Kulturangebote", betonte Siemering.
Vor diesem Hintergrund diskutieren beim Deutschen Städte- und Kulturforum noch bis zum morgigen Mittwoch Teilnehmer und Experten aktuelle Trends und Herausforderungen und bündeln wichtige Impulse für die Zukunft.
Zum Programm zählen neben Kernthemen wie Tagesreisen und neue Formate des Kulturtourismus auch Best Practice-Beispiele zum Thema Destinationsmanagement und Kooperationen zwischen Reiseveranstaltern und Tourismusorganisationen. Rund 120 Tourismusexperten treffen sich vor Ort in Frankfurt-Höchst.