Der Slogan "Woodstock in Rostock" war letztlich zu holprig, um sich durchzusetzen - im Kern aber traf er zu auf die musikalisch untermalten Freiluftaktivitäten im IGA-Park mit Bono und Co. und auf das Leben in den Camps in und um die Hansestadt. Zwischen Kühen und Kultur entfaltete sich hier pralles alternatives Leben. Ein Hauch von klimabewusstem Aktivurlaub umgab die Demonstranten, die in Rostock dafür sorgten, dass die Verleiher noch ihre privaten Räder und die ihrer Ehepartner und Kinder herausgaben. Auch die Journalisten, die in Kühlungsborn alle nur irgendwie verfügbaren Fahrräder entliehen, entdeckten Deutschlands seit sieben Jahren beliebtestes Radwanderland auf ihre Weise.
Die sich per pedes durch das Dickicht und Gestrüpp des Waldes rund um Heiligendamm bewegenden Globalisierungskritiker entbehrten auch nicht des Naturerlebnisses. Und der integrativen Teamarbeit: Denn während auf Gut Hohen Luckow beim Politiker-Dinner Abendrobe dominierte, war es draußen vor dem Zaun eher Abenteuer. Baumstämme wurden von Demonstranten vom Wald auf die Wege und von Sicherheitskräften wieder zurück transportiert. Mit Fähnchen und Kompass in den Händen bewiesen die vorweg Marschierenden Pfadpfinderqualitäten beim Kreuz und Quer durch Feld und Flur. Zum Leid allerdings des Getreides und der Bauern. Geschont wurde die Natur demgegenüber, als Demonstranten ihr Picknick auf harte Gleise oder heißes Pflaster verlegten.
Medienvertreter kamen unterdessen zwar nicht immer in den Genuss einer Fahrt mit der dampfenden Nostalgiebahn "Molli", wurden aber ersatzweise auf eine Bootsfahrt über die Ostsee von Kühlungsborn oder Rostock nach Heiligendamm eingeladen. Etwas, dass auch Greenpeace-Aktivisten und Polizisten sich nicht entgehen ließen. Der Austragungsort der "wichtigsten Tagung der Welt" mit Strandkorb, Suiten und Seebrücke ließ ohnehin keinen Urlaubswunsch offen. Strahlend weiße Kulisse vor strahlend blauem Himmel. Wie schön Deutschlands ältestes Seebad von oben ist, konnten neben Ballon fahrenden Greenpeace-Streitern auch die einschwebenden Spitzenpolitiker bei ihrem Rundflug bewundern, während einige ihrer Bediensteten eine durch Blockaden erzwungene Pause im Mecklenburgischen einlegen mussten.
Nicht zu vergessen: das Programm für die Partner der Politiker, das "Partnerprogramm". Vom Schweriner Schloss über die Unesco-Welterbestadt Wismar bis zu Burg Schlitz wurden die begeisterten Partner in knapper Zeit an einige der touristisch vorzeigenswertesten Orte des Landes geführt.
Abseits dieser etwas unernsten Betrachtung ist es für das Land und seinen Tourismusverband erfreulich, dass sich die allermeisten Gäste positiv äußerten, in etwa so: Hier ist es schön - vor allem auch neben G8. So ist anzunehmen und auch schon mehrfach angekündigt, dass Polizisten mit dem vom Tourismusverband überreichten Reiseführer das Land außerhalb der Dienstmission erkunden werden. Und dass auch der eine oder andere Globalisierungskritiker Mecklenburg-Vorpommern als Insel im Globalisierungsmeer entdeckt hat. Denn bekanntlich drehen sich nach Bismarck die Uhren hier etwas langsamer, und nach G8 ist auch die Globalisierung wieder ein Stückchen weiter weg. Und wenn zunächst möglicherweise noch einer der 176 regulären Campingplätze bevorzugt wird, ist es in ein paar Jahren vielleicht ein ideologiefreies und komfortables Küstenhotel. Sicher ist zudem: Hier braucht man beim Klima keine Kompromisse einzugehen - hier ist Deutschlands sauberste Luft.
Für alle, die nach dem Gipfel einen Natururlaub in Mecklenburg-Vorpommern verbringen wollen, hat der Landestourismusverband in diesem Jahr die Broschüre "ErlebnisReich Natur 2007" aufgelegt, die unter Telefon 0180 / 5000 223 kostenlos bestellt werden kann. Dort gibt es natürlich auch alle weiteren Kataloge und Informationen zu Mecklenburg-Vorpommern - Deutschlands Sommerreiseziel Nr. 1 und G8-Gastgeber 2007.