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Reportage: Rügens Wiege der Romantik

Mit den Augen eines Malers unterwegs auf dem Hochuferweg vom Ostseebad Lohme nach Stubbenkammer zum Königsstuhl

(lifePR) (Rostock, )
Es ist die Stunde des Sonnenunterganges, als sich in den lila-blau-violetten Himmel über Lohme ein intensiver Goldton mischt. Fantastisch. Es gibt sie also doch, diese Farben, die man sonst nur auf den Gemälden Caspar Davids Friedrichs sieht und dort für eine gehörige Übertreibung hält. Beeindruckt steht man auf dem Hochplateau der Halbinsel Jasmund und blickt verzückt über die Bucht des Tromper Wiek bis zum Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt der Insel Rügen. Dort blinkt der Leuchtturm völlig unbeeindruckt vom Naturschauspiel im gewohnten Takt.

Unter Rügenkennern gehört der Hochuferweg zwischen Lohme und Sassnitz schon immer zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands, auch wenn er kein Wandersiegel oder Erlebnispunkte vorzuweisen hat. Von Lohme aus kann man den oberen oder den unteren Uferweg wählen, beide vereinen sich nach zwei Kilometern. Den Wegweiser am Abzweig zurück zum oberen Uferweg darf man nicht übersehen, sonst läuft man in eine Sackgasse. Den unteren Weg zu wählen, ist eine gute Entscheidung, denn er erlaubt einen kleinen Abstecher an den steinigen Strand. In schnurgerader Formation wippen elf Schwäne über die Plätscherwellen der Ostsee und umschiffen elegant die großen Felsbrocken im flachen Wasser.

Zurück auf dem Uferweg geht es durch den lichten Buchenwald, der schon zum Nationalpark Jasmund gehört. Auf fast 500 Hektar gehören diese Buchen zu den letzten unversehrten Wäldern Europas und stehen seit 2011 auf der Unesco-Welterbeliste. Hier wachsen die Bäume, wie es ihnen gefällt. Die einen winden sich wie Korkenzieher in die Höhe, andere streben kerzengerade in die Höhe und wieder andere umarmen ihren Nachbarn, als wären sie der romantischen Stimmung erlegen. Es ist ein ganz besonderer Wald, vom Sonnenlicht durchflutet, aber auch ein bisschen mystisch. Sogar die abgestorbenen Bäume sind von eigenartiger Schönheit. Dieser natürliche Kreislauf von Werden und Vergehen war es auch, der seinerzeit die Maler der Romantik beschäftigte.

Immer wieder geben Lücken den Blick auf die Ostsee frei, die hier als ewig unergründliches Meer erscheint, das seine Farbe nach größeren Kreideabbrüchen von graugrün und blau in ein Türkis wie in der Karibik wechselt. Kreidefelsen, Segelboote, knorrige Bäume und Lichtspiele waren einst auch die bevorzugten Motive der Romantiker. Caspar David Friedrich zog es immer wieder auf die Insel Rügen, die er mit seinem berühmten Kreidefelsen-Gemälde weltweit berühmt machte. Aus mehreren Einzelskizzen hat er in seinem Dresdner Atelier seine Malerei komponiert. Deshalb ist es gar nicht so einfach, den Platz auszumachen, wo er einst gestanden haben muss und den Bleistift zückte.

Spätestens am Königsstuhl in Stubbenkammer hegt man selbst den Wunsch malen zu können. Der größte Kreidefelsen leuchtet weithin weiß und ist unverwundbarer als seine kleineren Brüder. Die Kreide ist von schmalen Feuersteinbänken durchzogen, die dem Riesen seit Jahrhunderten Stabilität verleihen.

Auch das Nationalparkzentrum am Königsstuhl mit seiner sehenswerten Erlebnisausstellung ist ganz auf das Romantikjahr eingestellt. Es bietet zum Beispiel Malkurse für Kinder und Erwachsene sowie geführte Romantik-Wanderungen und Fotosafaris an. Dass man sich dabei auf den Spuren von Caspar David Friedrich und seinen Malerfreunden befindet, ist gewiss. Dafür sorgte der große Romantiker mit akribischen Notizen in seinen abgegriffenen Skizzenbüchern. Seine Bilder aber signierte er nie. Er war wohl zurecht sicher, dass man erkennt, wer gemalt hat.

Weitere Informationen: www.auf-nach-mv.de, www.natuerlich-romantisch.de, www.koenigsstuhl.com, www.ruegen.de

Info: Hochuferweg von Lohme nach Sassnitz: 12,2 Kilometer (6,5 Stunden), von Lohme bis Stubbenkammer (Königsstuhl) 4,2 Kilometer (2 Stunden), Parkplatz in Sassnitz, Lohme und Stubbenkammer, Busverbindung zwischen Sassnitz und Stubbenkammer sowie Lohme.

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