In den Gewässern Europas gehen Schätzungen zufolge etwa 25.000 Fischernetze pro Jahr verloren. Allein in der Ostsee geht man von 5.000 bis 10.000 Netzen und Netzteilen aus, die ziellos durch das Meer treiben oder an Hindernissen hängen. Ebenso wie anderer Plastikmüll zersetzen sich die Netze nur sehr langsam und geben dabei Weichmacher und andere Giftstoffe ins Wasser ab. Durch Meeresströmungen und Abrieb an Wracks werden sie mechanisch beansprucht und zu kleinen Faserresten zermahlen.
Im Vorfeld des 2013 gestarteten und von der Schweizer Drosos-Stiftung geförderten Projektes lieferten Berichte des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Informationen zu über 100 verlorenen Netzen, die im Laufe der Zeit Schiffswracks auf dem Meeresboden überspannten. Fischer vermerken Netzhindernisse in sogenannten "Hackerkarten". Diese Angaben wurden in einer Datenbank erfasst und auf deren Grundlage die durch die Fischerei intensiv genutzten Gewässer um Rügen und vor Usedom für Tauchuntersuchungen ausgewählt. So wurden in 2013 an nur zwölf Seetagen über 20 Hindernisse - zumeist Wracks - durch Taucher auf verfangene Netze untersucht, um Anzahl, Typ, Zustand und Zerfallgrad zu ermitteln. Die Projektpartner vermerkten zudem, ob sich in den Netzen noch Fische verfingen oder diese mit Meeresorganismen bewachsen sind. Da ein Teil der Wracks unter Denkmalschutz steht, sollte auch erkundet werden, ob sie durch Scheuerbewegungen der Netze langfristig beschädigt werden.
Derzeit wird die Dokumentation fortgesetzt, um mit den zuständigen Behörden die Bergung und das Recyceln der Netze abzustimmen. Ziel ist es, in diesem Sommer fünf bis sechs Tonnen aus der deutschen Ostsee zu bergen. Die Sonderausstellung "Geisternetze - tödliche Fallen" ist bis 23. November 2014 im Meeresmuseum Stralsund zu sehen und im Eintritt für das Museum inbegriffen.
Weitere Informationen: www.meeresmuseum.de