Thierbach ist ein Rückzugsort. Heute wie schon vor 200 Jahren. Anfang des 19. Jahrhunderts waren es allerdings die Getreuen des Freiheitskämpfers Andreas Hofer, die im abgelegensten Kirchdorf der Wildschönau ihre letzten Kräfte gegen Napoleon und die Bayern mobilisierten. An einem schwarzen Klapptisch im Sollererwirt verfasste Hofers Kampfgenosse Josef Speckbacher 1809 seinen verzweifelten Aufruf an die Bauern, Widerstand zu leisten und sich zur Wehrtruppe der "Sturmlöda" zusammenzuschließen. "Wer kein Schießgewehr hat, möge Spieße oder Mistgabeln an lange Stangen machen!". Während es damals um die Verteidigung der Heimat ging, zieht es Urlauber heute wegen der Ruhe und Idylle in den abgeschiedenen Winkel der Wildschönau, dessen Örtchen Thierbach mit einer Landschaft wie aus dem Bilderbuch beeindruckt. Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben, denn einiges hat sich nie geändert. Im Gasthaus "Sollererwirt" sitzt man noch immer in der historischen Speckbacherstube und trifft dann und wann sogar auf die Nachfahren der "Sturmlöda", die allerdings nur noch in friedlicher Mission ausrücken: Bei Tal-Festen und Prozessionen sind sie mit roter Weste, braunem Mantel, Filzhut und "Gewehr-Ersatz" ausgerüstet und unschwer zu übersehen.
Thierbach ist der höchstgelegene Ort der Wildschönau. Hier stehen zwei Gasthäuser und eine Kirche, ein Dutzend Bauernhöfe und eine der kleinsten Schulen Österreichs mit zwölf Schülern. 160 Einwohner zählt das Dorf. Und doppelt so viele Kühe. Inzwischen allerdings stehen in einem der Thierbacher Ställe statt gemütlicher Vierbeiner flotte Flitzer. Von Ferrari über Lamborghini bis hin zu Maserati verbringen Luxusschlitten bei Autotuner Conrad Gruber hier ihre Sommerfrische. Der weltbekannte Spezialist legt sanft Hand an und macht moderne Edelkarossen ebenso wie stilvolle Oldtimer wieder fit für den Asphalt.
Etliche Jahre auf dem Buckel hat auch die nostalgische Bummelbahn, die Gäste sommers wie winters in ihrem knallroten Wagon in die wohl schönste Sackgasse der Wildschönau befördert. An der Jausenstation Klinglerhof endet die Straße und damit auch die Zivilisation. Dahinter erstreckt sich die unberührte Bergwelt, in der sich Murmeltier und Gams noch ungestört "Gute Nacht" sagen können. Urlauber schätzen die Ruhe fernab von Trubel und Alltag, um bei einer Familienwanderung um den Thierbacher Kogel oder bei einem Gipfelsturm auf den 1893 Meter hohen Gratlspitz ganz für sich zu sein. Und wer lieber auf zwei Rädern unterwegs ist, schwingt sich auf den Sattel von Mountain- oder E-Bike und nimmt den 1898 Meter hohen Schatzberg ins Visier. Jausenstationen und Einkehrmöglichkeiten laden bei allen Touren zu schmackhaften Auszeiten mit regionalen Köstlichkeiten ein. Besonderer Tipp: Wen es gar nicht mehr nach Hause zieht, übernachtet einfach in einem der Gasthöfe oder in Ferienwohnungen und Pensionen - und schickt vielleicht an seine Lieben daheim eine Postkarte aus der Bergeinsamkeit der Wildschönau.
Übrigens:
Für Übernachtungsgäste gibt es die Wildschönau GästeErlebnis Card gleich bei der Anmeldung, und zwar umsonst. In der Karte sind Gratisleistungen wie die Nutzung der Bergbahnen, geführte Wanderungen, Eintritte für Museen, Schwimmbad und Tennisplatz ebenso inbegriffen sowie die kostenlose Teilnahme am Kinderprogramm. Darüber hinaus erhalten Urlauber zahlreiche Vergünstigungen bei Freizeitaktivitäten in der Wildschönau.
Weitere Informationen:
Wildschönau Tourismus, Hauserweg, Oberau 337, A-6311 Wildschönau,
Tel. 0043/(0)5339 8255-0, Fax 0043/(0)5339 8255 50,
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