Travel-Netto und sein Geschäftsführer arbeiten seit geraumer Zeit an einem Reiseführer für Kolberg und die polnische Ostseeküste. Hintergrund ist der Mangel an deutschsprachigen Informationen und an einem aktuellen Führer mit Insiderwissen. "Wir versuchen eine Symbiose aus den verschiedene Sichten von Urlaubern und Kolbergern auf die Stadt" betont Carsten Wolf, Geschäftsführer von Travel-Netto. Ziel sei es dabei, sowohl die vielfältige und reichhaltige Geschichte der Stadt erfahrbar zu machen, als auch ganz praktisch zum Beispiel Gastronomie-Empfehlungen zu geben, Sehenswürdigkeiten abseits der Hauptpfade zu erklären oder die Umgebung vorzustellen.
Die Recherche über die jüdisch-deutsche Geschichte des Ostseebades gestaltete sich nicht einfach, da relevante Bücher vergriffen und viele Themen gar nicht in Papierform vorlagen. Eines dieser Bücher, das 2002 von Peter Jancke aus Hamburg veröffentliche Buch "Ostseebad Kolberg" bot zahlreiche Ansätze zur weiteren Arbeit. Später gab es einige Erfolgserlebnisse, zum Beispiel, als klar wurde, dass die Grundmauern der niedergebrannten Synagoge noch stehen und in ein bestehendes Lebensmittelgeschäft integriert sind.
Überraschend war, wie eng im damaligen deutschen Ostseebad die Gründung der Kureinrichtungen mit dem Wirken "jüdischer" Ärzte und mit Stiftungen der Berliner Kaufleute Nachmann Oppenheim und James Simon verbunden war. James Simon ist vielen als Gründer der deutschen Orientgesellschaft und Finanzier die Nofretete-Grabungen bekannt. Der wohl nachhaltig bekannteste Sohn der Stadt war der der Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld, Sohn des Sanitätsrates Dr. Herrmann Hirschfeld, auf den die Einführung einer zentralen Wasserversorgung und der Kanalisation in Kolberg zurückgehen.
Nach 1933 begann im einst weltoffenen Seebad Kolberg die Ausgrenzung und Verfolgung als "jüdisch" definierter Menschen, die in der Ermordung fast aller jüdischstämmiger Kolberger in deutschen Vernichtungslagern endete. Hieran erinnert in Ko ł obrzeg ein Monument auf dem Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofes an der ul. Zdrojowa.