Rituale geben Halt und Sicherheit
Was aber Rituale ganz besonders auszeichnet: Sie können stabilisieren und Halt geben. Wenn wir zusammen mit anderen immer wieder etwas tun, stellen wir eine Gemeinschaft her. Wir haben das Gefühl: Wir sind nicht allein. Es verläuft ein Band zwischen uns und den anderen. Das tut so gut.
Und gerade das ist es, was trauernde Menschen oft so sehnlichst vermissen. Sie fühlen sich mit ihrer Trauer häufig sehr allein, nicht gesehen, nicht verstanden. Denn da ist keiner, der wirklich zuhört, sich Zeit nimmt, einfach da ist. Immer da ist, wenn man ihn oder sie braucht.
Viele Bräuche rund um den Tod sind verloren gegangen
"Ritual steht auch für Brauchtum", sagt Jen Lind, Sterbe-Amme und Mitgründerin der Gesprächspartner-Vermittlung TrostHelden. "Doch viele Bräuche rund um den Tod und damit ein selbstverständliches, gemeinsames Tun sind leider verloren gegangen. Dabei geben sie den Hinterbliebenen Struktur und Halt. Die Sprachlosigkeit im Angesicht des Todesfalls hatte kaum Spielraum, weil jeder im Umfeld wusste, was zu tun ist und wie er sich verhalten sollte."
Fenster öffnen, Uhren anhalten
Zudem dienten Rituale auch dazu, den Verstorbenen den Weg “nach oben“ zu zeigen. So wurden alle Fenster geöffnet, als Wegweiser und Zustimmung: „Du kannst gehen“. Die Uhren im Haus wurden angehalten – als Zeichen für alle: Die Zeit steht jetzt still. Es ist Zeit zum Innehalten. Behältnisse mit Wasser wurden geleert, damit die anderen von der „Todesenergie“ nichts zu sich nehmen. Die Nachbarn waren zuständig für Wärme (genügend Holz) und Nahrung. Die Glocken wurden nach Eintritt des Todes geläutet, egal, zu welcher Stunde.
Den Wandel begreifbar machen
"Das sind Rituale, die einen Wandel bemerkbar machen, vielleicht sogar begreifbar. Und sie geben die Möglichkeit, etwas abzuschließen", betont Jen Lind. Dazu gehört auch die meist 36-stündige Totenwache, die wieder mehr "in Mode" kommt. „Zum Glück“, so Jen Lind. „Dadurch haben die Freunde und die Familie Zeit, Abschied zu nehmen.“
Jen’s Tipps für weitere Rituale:
- Haus oder Sterbezimmer räuchern. Beim Räuchern rechtsherum drehen und den Dingen gedenken, die bleiben sollen. Linksherum drehen für alles, was gehen soll.
- Gemeinsam ein sogenanntes Seelenbrett gestalten und dem/der Toten dabei gedenken.
- Zusammen ein Erinnerungsgeflecht herstellen und dem/der Toten dabei gedenken. Dabei bringt jeder ein Stoffband mit, und alle verflechten sie miteinander, auch ein Band des Verstorbenen ist dabei. Das fertige, neue Band wird am Ende in mehrere Teile zerschnitten, jeder bekommt einen Teil.
- Es kann auch zu einem Ritual werden, sich stets am Todestag zu treffen und gemeinsam zu backen, etwas Bestimmtes zu trinken oder etwas Besonders zu unternehmen.
Halt und Gemeinschaft finden Trauernde, die sich nach einem Austausch auf Augenhöhe sehnen, auch und besonders bei Deutschlands einzigartiger Online-Vermittlung für Trauerfreunde. Dort lernen sie Gleichgesinnte kennen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben. Gemeinsam beschreiten sie einen neuen Weg zur Heilung. Hier geht es zu trosthelden.de