Nach dem Tod eines Menschen überkommen Trauernde oft Gefühle, die sie in dieser Intensität noch nie erlebt haben. Gedanken, Erinnerungen, Trauer, manchmal auch Wut und Schuldgefühle. Die Verzweiflung ist riesig.
Sortieren sich diese 1.000 verschiedenen Gedanken und Gefühle in Kopf, Herz und Bauch, indem man wenigstens einige davon zu Papier bringt? Bietet das Schreiben Trost bei Trauer? Trauerexperten sagen: Ja!
Der Weg aus der Sprachlosigkeit
Denn Schreiben kann zum Heilschreiben werden. Und das ist so einfach wie wirkungsvoll. Wer trauert, fühlt sich häufig völlig kraftlos, ohnmächtig, handlungsunfähig. Einen Stift und Papier hat jede und jeder zu Hause. Und diese beiden einfachen Dinge reichen schon aus, um einen allerersten Schritt aus dieser Erstarrung zu gehen, die Trauernde nach einem Schicksalsschlag nur allzu kennen.
"Mit dem Schreiben werden die Betroffenen aktiv, kommen wieder ins Tun", sagt Jen Lind, Sterbe-Amme und Mitgründerin von TrostHelden. Und das ist alles andere als eine Kleinigkeit. Das ist ein Riesenfortschritt.
"Denn so wird der Trauernde auch wieder ein kleines bisschen Herr seiner Lage", ergänzt Anja Plechinger, die sich für bewusstes Trauern einsetzt und Workshops zum Heilschreiben anbietet.
Tipp: Worte einfach fließen lassen
Durch die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Gedanken verstehen trauernde Menschen viel besser, was überhaupt mit ihnen passiert. Das Schreiben eröffnet ihnen einen Weg aus der erdrückenden Sprachlosigkeit.
Indem Trauernde anfangen, ihre Hand über das Papier zu bewegen, ordnen sie das Durcheinander ihrer Gedanken. Schließlich muss eine von diesen Überlegungen als erstes aufs Blatt. Und es sind gerade diese ersten Worte, die oft auch dem wichtigsten Thema in dem jeweiligen Moment entsprechen.
Trauernde dürfen dabei alles denken, alles fühlen, alles notieren. Nichts ist falsch. Auch wenn manches davon sie selbst durchaus überraschen mag. Wer Kontakt zu seiner inneren Stimme aufnimmt, zu all seinen Ängsten und Befürchtungen, kann mit dem Schreiben alles herauslassen.
Das ist erleichternd und befreiend. Papier ist geduldig. Papier antwortet nicht. Papier stellt keine Fragen. Und klar, wer lieber am Computer sitzt, kann natürlich auch ihn zum Heilschreiben nutzen.
Tipp: einfach die Worte fließen lassen. Rechtschreibung, Zeichensetzung oder besonders gut formulierte Sätze spielen gerade überhaupt keine Rolle. Denn diese Zeilen sind erst einmal nur für den Betroffenen selbst.
Schreiben, um sich selbst zu heilen
Heilschreiben ist eine Methode zur Selbsthilfe. An jedem Ort, zu jeder Zeit können Trauernde dieses wertvolle, preiswerte Tool nutzen. Niemand muss sich aufraffen, irgendwo hinzugehen.
Im Gegenteil. Wer schreiben möchte, sucht sich sein Lieblingsplätzchen zuhause in seiner vertrauten Umgebung. Und wie schafft man es, wirklich anzufangen, wo doch oft so wenig Zeit und immer so viel zu tun ist? Da hilft es manchmal, sich mit sich selbst fest zu verabreden, um bei Zeitmangel ins Schreiben zu kommen.
Tipps für Trost bei Trauer:
• Möglichst regelmäßig schreiben.
• Beschenke dich selbst mit dieser Zeit.
• Sorge für dich selbst!
• Es geht um dich und deinen Weg aus der Trauer.
• Sammle wieder Kraft durch das Schreiben.
Das Innere nach außen bringen
Durch die Zuwendung zu einem so schmerzenden Thema wie Trauer können Betroffene das Innere nach außen bringen. Heilschreiben kann helfen, sich selbst besser zu verstehen, mehr Klarheit und Ruhe zu bekommen.
Und es hilft, all die Erinnerungen an den Verstorbenen vor dem Vergessen zu bewahren. Insofern ist das Aufschreiben der Erinnerungen wie eine "Brücke vom Gestern ins Jetzt", wie Anja Plechinger sagt. "Und das gibt Kraft."
Über das Schreiben auch mit anderen in den Dialog kommen
Das Schreiben bringt Trauernde in einen Dialog mit sich selbst. Auf diese Weise können sie viel einfacher ins Gespräch mit anderen kommen, die einen ähnlichen Schicksalsschlag er- und durchlebt haben.
Gemeinsam können sie sich als Gleichgesinnte über ihre Trauer, ihre Erinnerungen, ihre Gefühle, ihre Erlebnisse auf Augenhöhe austauschen. Wer als Trauernder genau solche Menschen sucht, findet sie bei TrostHelden, dem Trauerforum der ganz besonderen Art.
Wer mag, kann seine Texte dann auch mit seiner persönlichen Trauerfreund:in oder seinem persönlichen Trauerfreund von TrostHelden teilen. Geschriebene Worte sind ein guter Weg, in ein inniges, Gespräch miteinander zu kommen und gemeinsam Wege aus der Trauer zu beschreiten. www.trosthelden.de