Bremerhaven, August 2007. Der Anbau von Sonnenblumen dient vorrangig einem Ziel: der Herstellung von klarem, nahezu geschmacksneutralen Sonnenblumenöl, das der Ernährung dient. In der Regel werden bei der Verarbeitung der gelben Sonnenanbeterin nur die getrockneten Samen verwendet. Etwa 95 Prozent der Pflanze bleiben ungenutzt. „Die Blüten, Stängel und Blätter der Pflanze enthalten zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe, die durch Extraktion gewonnen und in Kosmetika, Nahrungsmitteln oder Tierfutter eingesetzt werden können. Auch der durch die Ölpressung entstehende Reststoff, das Sonnenblumenkernmehl, kann als Nahrungsbestandteil weiterverwendet werden. Es enthält wertvolle Proteine, Kohlenhydrate und weitere bioaktive Substanzen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften“, erläutert Projektkoordinator Thomas Dietrich vom ttz Bremerhaven.
In vier Ländern bauten die Projektpartner unterschiedliche Sorten der gelben Blume an. „Es ging uns vor allem darum, alte Sorten anzupflanzen, die nicht ausschließlich für die Ölproduktion gezüchtet wurden“, so Dietrich. Erste Extraktionsergebnisse waren Erfolg versprechend: Auszüge aus den Stängeln der Pflanze konnten bereits in Naturkosmetika eingesetzt werden. Die Substanzen haben unter anderem hautglättende und sogar heilende Wirkung. Der österreichische Partner Ölmühle Fandler GmbH produzierte biologische Öle, deren guter Geschmack bei einer Verkostung im ttz-Sensoriklabor unter Beweis gestellt wurde. Das ttz selbst stellte Backwaren und Fischfutter unter Verwendung des wertvollen Sonnenblumenmehls her. Diese Ergebnisse sowie Hinweise zu Anbau, Ernte und Verarbeitung werden nun von den Partnern europaweit verwertet. „Damit haben wir unser Ziel, nämlich die Entwicklung innovativer Strategien zur Nutzung der Sonnenblumenbiomasse, erreicht“, freut sich Dietrich über das Projektergebnis. Das Projekt trägt somit zur Schaffung von Einkommensalternativen für Sonnenblumenanbauer- und -verarbeiter bei.
Das Projekt HELICAS wurde mit rund 565.000 Euro von der Europäischen Union im 6. Forschungsrahmenprogramm gefördert. Partner im Projekt waren: Sonnenblumenpark Tulbing (Österreich), Helmut Lamp (Deutschland), S.C. COMCEREAL S.A. (Rumänien), Ramón García-Martín (Spanien), Phytopatent Agricultural Company (Ungarn), Primavera Life GmbH (Deutschland), Arbeitsgemeinschaft Biofisch (Österreich), Ölmühle Fandler GmbH (Österreich), ALCHEMIA – NOVA, Institut für innovative Pflanzenforschung (Österreich), Universitatea de Stiinte Agricole si Medicina Veterinara (Rumänien), Szent Istvan University (Ungarn), ttz Bremerhaven (Deutschland).