Unser Hörsystem verarbeitet normalerweise tagtäglich Informationen im Mikrosekundenbereich mit einer exquisiten Genauigkeit und erbringt somit überaus erstaunliche und ungewöhnliche Leistungen. Leider sind Hörstörungen, also der vollständige oder teilweise Verlust des Hörvermögens, weit verbreitet. Sie stellen die häufigste Sinnesstörung bei Menschen dar und etwa jeder siebte Mensch ist davon betroffen. Während Mittelohrbasierter Hörverlust mit Hörgeräten gut behandelt werden kann, gibt es noch keine effektiven Behandlungsmöglichkeiten für sogenannte sensorineurale Schwerhörigkeit, die das Innenohr und/oder den Hörnerv betrifft. Deshalb wollen die beteiligten Forscher ihre Arbeiten auf diese beiden Strukturen sowie den auditorischen Hirnstamm fokussieren, bis hinauf zum Mittelhirn. Sowohl normale als auch funktionsgestörte Hörmechanismen werden angesprochen, wodurch Grundlagenforschung unmittelbar mit krankheitsorientierter Forschung verknüpft wird.
Ziel ist es, ein umfassendes Wissen von den Mechanismen zu gewinnen, die ultraschnelle Informationsverarbeitung mit hoher Präzision ermöglichen, mit dem Zweck, ein fundamental verbessertes Verständnis über die Ursachen von Hörstörungen sowie Ansätze für bessere therapeutische Maßnahmen zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Schwerpunktprogramm renommierte und junge Kollegen vernetzen, unter anderem aus der Physiologie, Anatomie, Human- und Mausgenetik sowie der Verhaltensbiologie. Das Schwerpunktprogramm wird ihre Kernkompetenzen bündeln und enge, synergistische Interaktionen zwischen Experten aus unterschiedlichen Disziplinen sicherstellen.
Da die Häufigkeit von Hörstörungen in unserer Bevölkerung drastisch zunimmt, ist es sehr wichtig, den "Kampf gegen Sinnesstörungen" aufzunehmen und in einem interdisziplinären nationalen Forschungsprogramm sich dieser Aufgabe zu widmen. Das eingerichtete Schwerpunktprogramm ist auch von großer Bedeutung, um die wichtige internationale Rolle der deutschen Wissenschaft auf diesem Gebiet zu stärken.
Die DFG richtet 2011 insgesamt 13 neue Schwerpunktprogramme ein. Sie sollen die in Deutschland und darüber hinaus vorhandene wissenschaftliche Expertise zu besonders aktuellen oder sich gerade bildenden Forschungsgebieten vernetzen. Ferner sollen sie den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern.
Die 13 neuen Schwerpunktprogramme wurden aus insgesamt 57 eingereichten Konzepten ausgewählt. Für sie stehen im ersten Förderjahr insgesamt circa 24 Millionen Euro und in der ersten Förderhälfte (drei Jahre) gut 70 Millionen Euro zur Verfügung. Mit den nun bewilligten 13 Einrichtungen fördert die DFG ab 2012 insgesamt 80 Schwerpunktprogramme.