Zur Ausübung ihrer Tätigkeit müssen Feuerwehrangehörige über ein Höchstmaß an körperlicher und geistiger Fähigkeit verfügen, um für unerwartete Notsituationen und die hohen Anforderungen während eines Einsatzes bestmöglich vorbereitet zu sein. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, eine gute körperliche Fitness zu besitzen und diese auch auf einem hohen Niveau aufrecht zu erhalten.
Das Fachgebiet Sportwissenschaft (AG Bewegungs- und Trainingswissenschaft) unter Leitung von Juniorprofessor Dr. Thomas Jaitner unterstützt daher seit zwei Jahren die Berufsfeuerwehr bei der systematischen Planung und Steuerung des sportlichen Trainings. In Zusammenarbeit mit dem UNISPORT wurde aktuell ein 10-wöchiges Spinning- und Langhanteltraining zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Sportmotivation der Feuerwehrangehörigen konzipiert. Seit Oktober trainieren alle Wachabteilungen regelmäßig unter Anleitung von Anna Kusch im UNIFIT, um ihre Grundlagenausdauer und ihre Kraftausdauer zu verbessern.
Ausgehend von den Interessen und Wünschen der BF sowie den großen Erfolgen der BF Berlin mit diesem Konzept, besteht ein Teil des Programms aus Spinning. Spinning ist ein individuelles, moderates Ausdauertraining auf einem stationären Bike. Gefahren wird in der Gruppe zu motivierender Musik unter Anleitung eines lizensierten Trainers. Die selbständige Belastungsregulierung ermöglicht jedem, egal ob Einsteiger oder Ironman, ein Training auf dem für sich effektivsten Level. Als Ausgleich zu der Sitzposition auf dem Rad und zur Verbesserung der Kraftausdauer aller Muskelgruppen des Körpers wird im zweiten Teil des Programms ein Langhantelworkout in der Gruppe durchgeführt. Trainiert wird zweimal pro Woche in den großflächigen und sehr gut ausgestatteten Kursräumen des UNIFITS, jeweils 60 Minuten Spinning und 60 Minuten Langhanteltraining.
Um langfristig positive Effekte zu erzielen ist es grundlegend, dass Training systematisch und qualitativ zu gestalten. So wurde zu Beginn der Intervention der Fitnesszustand der BF auf freiwilliger Basis anhand einer Laktatleistungsdiagnostik auf einem Fahrradergometer im UNIFIT getestet. Während der Trainingseinheiten achten die qualifizierten Trainer genau auf die Einhaltung der vorgegeben Trainingsintensitäten, um die Feuerwehrleute nicht zu stark zu belasten. Durch ein gemäßigtes Herzkreislauftraining wird sichergestellt, dass sie im Falle eines Einsatzes noch leistungsfähig und konzentriert sind.
Die Intensitätssteuerung erfolgt über subjektive Beanspruchungsmaße sowie objektiv über physiologische Parameter. Individuelle Herz- und Trittfrequenzen von jedem Fahrer werden auf eine Leinwand übertragen. Anhand der Trainingsempfehlungen durch die Trainer fährt jeder mit seinem optimalen Trainingspuls und wird nicht überfordert.
Die technische Umsetzung wurde durch Wireless Sensor Networks realisiert, dass im Forschungsschwerpunkt Ambiente Systeme (amsys) entwickelt wurde. Zum Einsatz kommt der AmICA-Funkknoten, der am Lehrstuhl für Entwurf Mikroelektronischer Systeme von Sebastian Wille entwickelt wurde. Jedes Fahrrad verfügt über einen Funk-Sensor-Knoten, der den Herzschlag des Fahrradfahrers und seine Trittfrequenz parallel erfasst und anschließend an einen Computer drahtlos überträgt. Die Daten werden dort erfasst, gespeichert und live auf einem Beamer ausgegeben. Aktuell werden die Daten von bis zu 17 Fahrradfahrern zeitgleich erfasst. Alle Funk-Sensor-Knoten bilden automatisch ein Netzwerk und übermitteln die Messdaten mehr als dreimal pro Sekunde. In einer Stunde werden bei 17 Fahrradfahrern über 400.000 Messwerte übertragen.