Um stabile chemische Bindungen aufzubrechen, braucht es viel Energie. „Zum Einsatz kommen dabei meist Katalysatoren wie zum Beispiel Metallverbindungen. Sie setzen die notwendige Energie für den Bindungsbruch herab, wodurch die chemische Reaktionen ablaufen kann“, sagt Juniorprofessor Frederic Patureau. Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen sind ein Beispiel hierfür. Um sie zu trennen, setzen Industrie und Forschung nach wie vor auf Metallverbindungen. „Solche C-H-Aktivierungen sind mit hohen Kosten und hohem Materialeinsatz verbunden“, so der Chemiker weiter.
Patureau und sein Team möchten bei diesem Prozess neue Wege gehen. „Wir wollen eine Technik entwickeln, bei der wir reinen Sauerstoff als Oxidationsmittel verwenden“, sagt der Juniorprofessor. „Bei der Spaltung käme es zu einer sogenannten Redoxreaktion. Der verwendete Sauerstoff dient zur Oxidation der C-H-Bindung und bricht diese auf. Die Elektronen der C-H-Bindung werden dabei zur Reduktion des Sauerstoffs genutzt, in dem Wasserstoff an Sauerstoff bindet.“
Die Herausforderung bei diesem Vorhaben wird der Sauerstoff sein, wie Patureau erläutert: „Er reagiert meist sehr träge mit verschiedenen Katalysatoren. Wir möchten für unseren Katalysator daher das Gas Propen oder dessen strukturellen Analoga verwenden, das den Sauerstoff direkt aktivieren kann, um so die C-H-Bindung besser aufzubrechen.“
Für die chemische Industrie wird die Technik von besonderem Interesse sein, da bei der Produktion von verschiedenen Chemikalien die C-H-Aktivierung eine große Rolle spielt. Unternehmen könnten dadurch künftig Kosten einsparen. Als Abfallprodukt entsteht hierbei außerdem nur Wasser, das nicht teuer entsorgt werden muss.
Die EU unterstützt dieses Vorhaben nun mit einem ERC Starting Grant für die kommenden fünf Jahre. Damit ist Patureau bereits der sechste Wissenschaftler an der TU, dessen Forschungsarbeiten mit einem ERC Grant gewürdigt werden. „Ich gratuliere Herrn Patureau, dass er diesen renommierten Forschungspreis einwerben konnte“, freut sich Universitätspräsident Helmut J. Schmidt. „Die vielen Preisträger an der TU Kaiserslautern zeigen, dass wir in der Forschung weiter Akzente setzen und uns in der internationalen Spitzenforschung etabliert haben.“