Um die gesetzten Klimaschutzziele bzgl. der CO2-Reduktion zu erreichen, bedarf es einer Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen. "Die Elektromobilität ermöglicht insbesondere bei direkter Nutzung oder Speicherung überschüssiger regenerativ erzeugter Energie die Vermeidung von Treibhausgas- und Feinstaubemissionen", so Prof. Dr.-Ing. Steven Liu, Leiter des Lehrstuhls für Regelungssysteme an der TU Kaiserslautern und ergänzt: "Weiterhin können Wirkungsgrade und Nutzbarkeit regenerativer Energieversorgungs- und alternativer Mobilitätskonzepte verbessert werden". Die Bundesregierung formuliert das Ziel, innerhalb der nächsten zehn Jahre Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu entwickeln. Hierzu muss in allen Bereichen der Wertschöpfungskette innerhalb des Elektromobilitätssektors eine Weiterentwicklung erfolgen. "Es ist daher wichtig, frühzeitig bisherige und zukünftige Akteure in diesen Entwicklungsprozess einzubinden und auch den Mut aufzubringen, Mobilitätskonzepte neu zu denken", meint Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Ulrike Reutter vom Institut für Mobilität & Verkehr an der TU Kaiserslautern.
Bereits am 21. Mai 2010 initiierte die damalige Umweltministerin Margit Conrad das Netzwerk Elektromobilität Rheinland-Pfalz im Rahmen des Symposiums "Regionale Elektromobilität" in Mainz. Die Betreuung des Netzwerks erfolgt in einem Forschungsprojekt, das durch das Land Rheinland-Pfalz unter Beteiligung der Ministerien für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL) sowie des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro für drei Jahre gefördert wird. Der Lehrstuhl für Regelungssysteme (Prof. Dr.-Ing. Steven Liu, Fachbereich Elektro- und Informationstechnik) und das Institut für Mobilität & Verkehr (Vertr.-Prof. Dr.-Ing. Ulrike Reutter, Fachbereich Bauingenieurwesen) an der TU Kaiserslautern sind mit der zentralen Aufgabe der Projektkoordination und des Projektmanagements in Zusammenarbeit mit den Ministerien betraut und übernehmen darüber hinaus auch inhaltliche Beiträge im Rahmen der Begleitforschung.
Insgesamt umfasst das Netzwerk aktuell fast 40 Partner aus den Bereichen Energiewirtschaft, Verkehrsunternehmen, Automotive, Kommunen und Verbände bzw. Handwerkskammern. Darunter sind auch fünf Forschungspartner, neben den zwei Arbeitsgruppen der TU Kaiserslautern auch das IfaS (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement) am Umwelt-Campus Birkenfeld, das IZES (Institut für Zukunftsenergiesysteme gGmbH) aus Saarbrücken sowie die Transferstelle Bingen an der FH Bingen, die federführend für die Begleitforschung beauftragt werden.
Für Rheinland-Pfalz stehen vorrangig Anwendungsmöglichkeiten der heute und in den kommenden Jahren verfügbaren Fahrzeuge sowie deren infrastrukturelle Versorgung im Vordergrund. Anders als bei vielen bundesweit geförderten Projekten soll es beispielsweise weniger um neue, bessere Batterien oder Antriebskonzepte gehen. Vielmehr sollen primär folgende Fragestellungen (=Projektziele) beantwortet werden:
- Wie kann Elektromobilität (oder genauer: Elektroverkehr) in regionale und überregionale Energienetze eingebunden werden?
- Mit Hilfe von Ökobilanzierungen soll der Frage nachgegangen werden: Wie klimaschützend (gemessen an CO2-Einsparungen) ist Elektromobilität wirklich?
- Wie sehen die Nutzungs- und Mobilitätskonzepte der Zukunft aus?
- Welche Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich für eine kommunale Elektromobilität?
- Welche Geschäftsmodelle eröffnet die Elektromobilität und auf welche Weise kann eine (regionale) Wertschöpfung hierdurch stattfinden?
- Wie lässt sich die Elektromobilität unter den gegeben technischen und wirtschaftlichen Vor- und Nachteilen sinnvoll nutzen?
Neben wissenschaftlichen Untersuchungen in den oben genannten Bereichen sind umfangreiche Feldtests in Kooperation mit allen Netzwerkpartnern geplant. Schwerpunkte sind die "kommunale" Elektromobilität (Fahrzeuge von Kommunen, Sozialdienste, Kirchen, Behördenfahrzeuge, Auslieferungsfahrzeuge, Kundendienstfahrzeuge etc.) und der Bereich des Car-Sharings, die durch die E-Mobility-Kampagne der Bundesregierung nur unzureichend abgedeckt werden. Sie haben große Potentiale zur Emissionsminderung in Ballungsgebieten (Die Stadt Mainz betreibt ohne Stadtwerke z. B. mehr als 140 PKW). Durch die vergleichsweise geringen täglichen Kilometerleistungen kann in hohem Maße auf bereits vorhandene Technik zurückgegriffen werden.
Auch an der TU Kaiserslautern soll ein Feldtest mit voraussichtlich zwei Elektrofahrzeugen stattfinden. Geplant sind der Einsatz eines kleinen Personen-Pkw (z.B. Peugeot iOn) sowie eines Minitransporters (z.B. Renault Kangoo) auf rein elektrischer Basis (Battery Electric Vehicle - BEV), die voraussichtlich Ende 2011 zur Verfügung stehen. Als Dienstwagen sollen sie in den Fahrzeugpool der TU eingetaktet werden und stehen damit allen Beschäftigten nach Anmeldung und einer Einweisung zur Verfügung. Hierzu soll auch eine Ladesäule errichtet werden, die nach Anmeldung auch für Besucher der TU die Anreise mit Elektrofahrzeugen attraktiv macht und das unkomplizierte Aufladen der Fahrzeuge während des Besuchs ermöglicht.
Sämtliche Feldtests sehen die Echtzeiterfassung von Fahrzeugdaten vor, so z.B. Fahrleistung, Fahrzeuglage, Leistungsflüsse und Wegezweck, die anonymisiert gespeichert und von den Forschungspartnern ausgewertet werden. Diese Daten sollen der Entwicklung von Fahrprofilen dienen, die als Grundlage z.B. für die Reichweitenprognose aber auch für innovative Mobilitätskonzepte dienen sollen. Die Messtechnik hierzu wurde ebenfalls im Forschungsverbund konzipiert und soll für alle Feldtests gleichermaßen eingesetzt werden.
Als Standort für die elektrischen Ladesäulen sind zwei Parkplätze vor Gebäude 24 geplant (siehe beiliegende Abbildung).