"Auf knapp 60 Seiten haben wir die erste einheitliche Datengrundlage für das Windpotenzial in Baden-Württemberg geschaffen", sagt Peter Herbert Meier, Leiter der Abteilung Wind Cert Services bei der TÜV SÜD Industrie Service GmbH. "Aufgrund der sehr hohen Auflösung lassen sich beispielsweise Kuppen- und Senkenlagen noch genauer erfassen und geplante Windenergiestandorte detaillierter beurteilen." In einem Flächenraster von 50 x 50 Meter wurden die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in 100 und 140 Metern Höhe ermittelt. Mit neuen und leistungsstärkeren Anlagen lassen sich diese windreichen und zugleich turbulenzärmeren Luftschichten erreichen, in denen der Wind stärker und kontinuierlicher weht. Für Planer und Betreiber enthält der Windatlas zudem Informationen zur Lokalisierung geeigneter Standorte, zur Abschätzung der Erträge und Amortisationszeiten sowie zur Instandhaltung und zu den rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die Top drei: Hohenloher Ebene, Schwäbische Alb und der Schwarzwald
Die TÜV SÜD-Experten hatten bereits im Dezember 2010 die erste Ergebnisse zu den besonders windhöffigen Regionen in Baden-Württemberg vorgestellt. Die Windhöffigkeit beschreibt den Umfang des Windaufkommens aus der sich ableiten lässt, wie geeignet ein Standort für geplante Windenergieanlagen ist. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg in 140 Metern Höhe auf einer Fläche von 18.050 Quadratmetern Windgeschwindigkeiten von mehr als 5,3 Metern pro Sekunde. Das entspricht rund 50 Prozent der gesamten Landesfläche. Als ertragsreich gelten Standorte mit durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten über 6,0 Meter pro Sekunde, wie sie häufig in der Hohenloher Ebene und an exponierten Lagen auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald zu finden sind.
Auch wenn der Windatlas für die Planung von Windenergieanlagen ein unverzichtbares Werkzeug ist, ersetzt er noch kein akkreditiertes Windgutachten. Peter Herbert Meier: "Verlässliche Aussagen zu den Chancen und Risiken eines konkreten Standorts sind nur mit einer individuellen Analyse möglich. Unabhängige Gutachten sind nicht nur Grundbausteine für das Sicherheitskonzept und die Verfügbarkeit. Sie entscheiden häufig auch über die Kreditvergabe und sind wesentliche Parameter bei Finanzierungsfragen."
Verlässliches Datenfundament
Im Binnenland wird das so genannte bodennahe Windfeld - anders als in Küstengebieten - durch unterschiedliche Reliefstrukturen stark beeinflusst. Deshalb bestehen hier höhere Anforderungen an die räumliche Modellierung der Windgeschwindigkeit. Um eine möglichst hohe Qualität der Daten zu gewährleisten, hat TÜV SÜD bei der Windkartierung eng mit Betreibern, Anlagenherstellern, dem Bundesverband Windenergie und mehreren Ministerien zusammengearbeitet. "Das besondere an dieser Windkartierung besteht darin, dass sich die Analyse auf die Ertragsdaten der vorhandenen Windkraftanlagen stützt und damit über eine wesentlich breitere Datenbasis verfügt als vergleichbare Erhebungen", betont Peter Herbert Meier. Mit Zustimmung der Anlagenbesitzer wurde auch Kontakt zu den Herstellerfirmen und Betriebsführern aufgenommen, die im Rahmen der Anlagenüberwachung wertvolle Daten geliefert haben. Mit hochaufgelösten Gelände- und Bodennutzungsdaten hat auch die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) einen wesentlichen Beitrag zum Windatlas geleistet.
Der komplette Windatlas für Baden-Württemberg ist im Internet als kostenfreier Download zu beziehen unter www.windatlas-bw.de.
Weitere Informationen zu den Leistungen von TÜV SÜD: www.tuev-sued.de/windenergie.