"Russland ist für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau der viertwichtigste Exportmarkt weltweit und hat einen hohen Modernisierungsbedarf", sagt Thomas Penzlin, Geschäftsfeldleiter der Anlagentechnik bei TÜV Hessen. "So sind beispielsweise rund 1,4 Millionen Industriemaschinen seit mehr als 20 Jahren im Einsatz und entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik." Der Investitionsstau betrifft nach Aussage von Penzlin hauptsächlich Bau- und Baustoffmaschinen, Fördertechnik, Landtechnik, Lufttechnik sowie Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Aber auch Werkzeuge oder Prüfgeräte sind gefragt.
Durch die Zollunion zwischen Russland, Weißrussland und Kasachstan ist 2012 ein neuer Wirtschaftsraum mit eigenen Normen entstanden. Diese sollen die Mindestanforderungen an die Sicherheit und die Qualität von Produkten regeln, überprüfen und dokumentieren. Trotz der engen Handelsbeziehungen müssen deutsche Unternehmen für den erfolgreichen Marktzugang mitunter umfangreiche Zertifizierungsanforderungen der Technischen Reglements (TR) erfüllen. Die ersten TR im Industriebereich sind im Februar 2013 in Kraft getreten und betreffen beispielsweise die Sicherheit von Maschinen und Anlagen sowie deren Betrieb in explosionsgefährdeten Bereichen, die elektromagnetische Verträglichkeit von Geräten oder die Sicherheit von Aufzügen. Weitere TR folgten bereits im Juli 2013.
"Auf die Hersteller kommen je nach Produkt ganz unterschiedliche Zertifizierungs-Anforderungen zu", sagt Yury Kulikou, Russland-Experte bei TÜV SÜD Industrie Service. "Zertifizierer wie TÜV Hessen und TÜV SÜD müssen im Einzelfall prüfen, ob beispielsweise Besuche von Spezialisten und wiederkehrende Prüfungen oder auch der Versand von Beispielprodukten erforderlich sind." Außerdem muss der Antragsteller eine juristische Person der Zollunion Russland, Weißrussland und Kasachstan sein, um eine unabhängige Bestätigung zu bekommen, wonach ein Produkt die neuen TR der Zollunion erfüllt.
TÜV Hessen und TÜV SÜD beraten umfassend zu den TR-Zertifikaten der Zollunion. Durch die Schwestergesellschaft TÜV SÜD RUS besteht ein direkter Kontakt zu den russischen Behörden. Dadurch kann auf direktem Wege geklärt werden, welche Zertifikate die deutschen Hersteller für den Export und die Inbetriebnahme vorlegen müssen, und welche Anforderungen dafür zu erfüllen sind. Für die Zertifizierung werden die Erzeugnisse neben der Desktop-/Dokumentenprüfung zusätzlich einer "klassischen" Konformitätsprüfung unterzogen. Die Dokumentation erfolgt auf Russisch.
Weitere Informationen: www.tuev-hessen.de und www.tuev-sued.de/is.