Als die ersten Studien anfangs der 2000er-Jahre zeigten, dass kleinste Plastikpartikel überall in Luft, Wasser und Boden nachgewiesen werden können, war die öffentliche Aufmerksamkeit groß. Seitdem ist das Problem unter Beobachtung der Forschung. Gleichzeitig wachsen weltweit Forderungen, Plastikmüll allerorts zu reduzieren, vermeidbare Kunststoffmaterialien in Alltagsgütern und Industrieprodukten so schnell wie möglich durch umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen.
Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt
Der primäre Weg: Kunststoffe werden in industriellem Maßstab hergestellt. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Pellets oder Granulate aus Polyethylen, Polypropylen, Polystrol, Polyethylen oder Polyvinylchlorid. In Behältern, Verpackungen, Rohren, Fischerei-Netzen, Folienabdeckungen, aber auch in Reinigungsmitteln und Kosmetik sind sie kaum wegzudenken. Diese "absichtlich" eingesetzten Kunststoffe hinterlassen Mikrokunststoffe durch ihren zweckbestimmten Einsatz.
Der sekundäre Weg: Kunststoffe verschleißen mit der Zeit durch chemische oder physikalische Prozesse. Witterungseinflüsse, Auswasch- oder Reinigungsprozesse und mechanische Reibung lassen die Materialien altern. Der Abrieb von Reifen, gewaschene Kunststoff-Textilfasern, weggeworfene Plastiktüten oder -flaschen gelangen so "unabsichtlich" in die Umwelt. Laut Schätzungen von Experten ist sekundäre Mikroplastik der Hauptgrund für dieses Umweltproblem.
Gesundheitliche Wirkung noch ungeklärt
Als Mikroplastik werden Partikelgrößen von 0,0001 Millimeter (mm) bis unter 5 mm beschrieben. Nanoplastikpartikel sind noch kleiner und erfordern eigene wissenschaftliche Bewertungen. Die Größe der Partikel ist für die potenziellen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt bedeutsam. Man geht davon aus, dass Mikroplastikteilchen nicht die Darmbarriere des Menschen überwinden können. Offen ist weitgehend, wie Partikel gesundheitlich auf Mensch und Tiere wirken. Viele Institutionen verfolgen das Problem der Mikroplastik in Lebensmitteln intensiv. Die Europäische Sicherheitsbehörde (EFSA) kommt zu dem Schluss, dass es über Mikrokunststoffe in Lebensmitteln noch zu wenig Daten gibt. Einige aktuelle Studien sind zwar aussagekräftig für Lebensmittel aus dem Meer. Fisch weist z.B. hohe Konzentrationen auf. Da aber Mikrokunststoffe meist in Magen und Darm zu finden sind, werden sie in der Regel beim Ausnehmen mit entfernt. Bei Austern und Muscheln hingegen wird der Verdauungstrakt mitgegessen. So kann Mikroplastik über das Lebensmittel in den Darm des Menschen gelangen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht nach derzeitigem Stand nicht davon aus, dass Mikroplastik in Lebensmitteln ein Gesundheitsrisiko für Menschen verursacht. Mit weiterer Forschung sollen Wissenslücken zur Partikelgröße, zum Gehalt in Lebensmitteln sowie zur Wirkung auf die menschliche Gesundheit geschlossen werden. Mehr Informationen dazu: www.bfr.bund.de im A-Z-Index unter dem Stichwort "Mikroplastik".
Reduktionsstrategien
Zugleich gibt es vielfältige, freiwillige und gesetzliche Initiativen zur Reduktion von Mikroplastik in der Umwelt. Viele große Hersteller von Reinigungsmitteln und Kosmetik haben ihre Produkte auf Granulate aus Nussschalen, Sand oder Milchproteine umgestellt. In der EU gibt es seit 2021 das Verbot vieler Einweg-Plastikartikel. Mit Initiativen wie dem World Cleanup Day haben mittlerweile 180 Länder Plastiksammlungs-Initiativen entwickelt und beseitigen Abfall und Plastik aus Straßen, Parks, Stränden, Wälder, Flüssen und Meeren. Verbraucher spielen durch ihr Konsumverhalten bei der Vermeidung und Reduktion von Plastikabfällen eine entscheidende Rolle. Eine korrekte Trennung und Entsorgung nach den kommunalen Regeln, der Umstieg auf Alternativen im Haushalt und die mehrmalige Verwendung von Verpackungen helfen, sekundäres Plastik in der Umwelt zu reduzieren.
Informationen zum Portfolio von TÜV SÜD rund um Audits und Zertifizierungsdienstleistungen in der Lebensmittelbranche: www.tuvsud.com/lebensmittel.