Die Suche nach dem richtigen Rucksack gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Klein, groß, modisch, billig, teuer - das Angebot ist riesig. Wer den Überblick behalten will, sollte ein paar Grundsätze beachten, denn ein Prüfsiegel wie das GS-Zeichen oder das blaue Oktagon von TÜV SÜD Product Service als Orientierungshilfe gibt es bei Alltags- und Wanderrucksäcken im Moment noch nicht. Wohl aber gibt es das TÜV SÜD-Oktagon für so genannte Protektorrucksäcke, die als persönliche Schutzausrüstung gelten.
Tipps von TÜV SÜD für die Auswahl
- Für das Wandern - wie für alle Sportarten - ist der Allround-Rucksack die schlechteste Wahl. Wanderrucksäcke müssen perfekt sitzen und dürfen auch bei einer längeren Tragezeit nicht drücken. Verstellbare Rückensysteme sorgen für einen passgenauen und körpernahen Sitz. So lassen sich selbst schwere Lasten bequem tragen. Beim Anprobieren sollte der Wanderer darauf achten, dass der Hüftgurt wirklich über die Hüften und nicht über den Bauch führt. Der Gurt überträgt das Gewicht auf das Becken und entlastet die Schultern.
- Alles sitzt perfekt? Dann raten die TÜV SÜD-Fachleute für Sportprodukte von zum Praxistest: Für etwa eine halbe Stunde mit dem beladenen Rucksack auf dem Rücken durch das Geschäft wandern und dabei auch Treppen steigen, um die tatsächliche Praxistauglichkeit zu testen.
- Wichtig ist nicht nur die anatomische Form des Rucksacks - der sportliche Begleiter sollte auch über ein System zur Rückenbelüftung und über gepolsterte Schultergurte verfügen.
- Welches Volumen muss der Rucksack bieten? Einsatzzweck und Einsatzdauer liefern die Antwort auf diese Frage. Für mehrtägige Outdoortouren bietet sich ein 60 bis 80 Liter großer Trekkingrucksack an, während für Tagestouren ein Modell mit 25 bis 35 Litern ausreichend ist. Das Gepäckgewicht für ein Wochenende in den Bergen liegt zwischen diesen beiden Werten.
- Der Rucksack sollte über eine praktische Inneneinteilung mit entsprechenden Reißverschlussfächern verfügen. Es empfiehlt sich außerdem, auf ein so genanntes Deckelfach zu achten. Darin lassen sich Kleinigkeiten verstauen, auf die in jeder Situation schnell zugegriffen werden kann.
Tipps von TÜV SÜD für die Anwendung
- Ein großes Packvolumen verleitet dazu, zuviel mitzunehmen. Doch weniger Gewicht bedeutet mehr Spaß. Die TÜV SÜD-Experten raten deshalb, sich beim Packen auf das Wesentliche zu beschränken. Das so genannte Zwiebelschalenprinzip bei der Kleidung hilft, Gewicht zu sparen. Dabei kann die Bekleidung in mehreren Schichten an wechselnde Wetterbedingungen angepasst werden.
- Für eine Tageswanderung dürfen Regenjacke, Fleece-Pulli, Wasserflasche, kleine Reiseapotheke, Kartenmaterial, Brotzeit, Müllbeutel für den eigenen Abfall, Kopfbedeckung und Sonnenbrille nicht fehlen. Dass schwere Gepäckstücke im Rucksack nach unten müssen, ist ein ebenso hartnäckiger wie falscher Mythos. Vielmehr sollte die schwere Last direkt am oberen Rücken anliegen, während die leichteren Gegenstände darunter oder weit außen platziert werden sollten.
- Es ist ratsam, keine losen Gegenstände an den Rucksack zu hängen, weil sie das Gleichgewicht stören und der Wanderer im Wald oder an engeren Passagen leicht hängen bleiben kann. Bei der Mitnahme von spitzen Gegenständen ist Vorsicht geboten - sie können bei einem Sturz zu schmerzhaften Verletzungen führen.
- Beim Schultern der Last gibt es besondere Kniffe, um Schmerzen zu vermeiden. Der Brustgurt sollte gerade so eng eingestellt sein, dass die Armbewegung nicht behindert wird. Vor allem bei schwerer Ladung muss der Hüftgurt fest anliegen. Dabei kann es bei Hosen mit Gürtel zu unangenehmen Druckstellen kommen. Der Hüftgurt sorgt neben der Gewichtsentlastung auch für den festen Sitz des Rucksacks. Das ist wichtig, um vorzeitiger Ermüdung vorzubeugen.
- Wenn es während einer Wanderung leicht regnet, reicht der "natürliche" Wetterschutz des Rucksacks aus. Dafür müssen jedoch alle Reißverschlüsse, Schnüre und Klappen richtig geschlossen sein. Doch die wenigsten Rucksäcke sind wirklich wasserdicht, warnen die TÜV SÜD-Experten. Deshalb sollte bei stärkerem Regen und ohne geeignete Unterstellmöglichkeit besser eine Regenhülle über den Rucksack gezogen werden. Es gibt auch eine kostengünstige Alternative: zwei dünne Müllbeutel, die ineinander gesteckt werden. Den Rucksackinhalt hineinpacken und die Beutel zusammenrollen - fertig ist die wasserdichte Verpackung.
- Abschließend noch ein paar Hinweise zur Pflege von Rucksäcken: Die meisten Produkte sind aus Polyamid hergestellt. Sie sollten schattig und trocken gelagert werden, damit das Material nicht brüchig wird. Außerdem sollten die Rucksäcke niemals nass wegpackt werden - sonst drohen Stockflecken und Moder.
Der Spezifalfall Protektorrucksack
- Einen Spezialfall stellen Rucksäcke dar, die neben der Transportfunktion auch einen Aufprallschutz für den Rücken bieten. Man spricht dann von einem Protektorrucksack. Er findet vor allem bei Skitourengängern, Snowboardfahrern oder Mountainbikern seine Anhänger.
- Protektorrucksäcke, die explizit als solche im Handel sind, fallen unter die Richtlinie 89/686/EWG für persönliche Schutzausrüstung (PSA). Diese Produkte müssen in jedem Fall das CE-Kennzeichen tragen. Außerdem muss der spezielle Verwendungszweck des Rucksacks genannt sein - zum Beispiel für Skisport, Skitouren, Snowboard oder Mountainbiken.
- Damit der Protektor seine Schutzwirkung voll entfalten kann, muss er richtig angelegt sein. Dazu - wie generell zur Verwendung des Rucksacks - in jedem Fall vorab die Bedienungsanleitung lesen.
- Wenn die Protektoren herausgenommen werden können - beispielsweise zur Reinigung des Rucksacks - muss entweder die CE-Kennzeichnung verschwinden oder eine Warnung erscheinen, dass der Rucksack nun keine Schutzwirkung mehr bietet.
- Bei der Auswahl von Protektorrucksäcken bietet das blaue TÜV SÜD-Oktagon eine gute Orientierung. Die Sportprodukt-Experten von TÜV SÜD testen für die Vergabe des Prüfzeichens unter anderem die dämpfenden Eigenschaften, die Ergonomie, die Festigkeit der Trageeinrichtungen, die Funktion der Verschlüsse, die Verständlichkeit der Bedienungsanleitung sowie die chemischen Eigenschaften des Materials.