Die Struktur des Stromnetzes wird sich in den kommenden Jahren stark verändern, der Anteil von Erneuerbaren Energien und die Anzahl der Stromerzeuger werden stark zunehmen. Hinzu kommt, dass Erneuerbare Energien - vor allem die Erzeugung von Strom aus Wind- und Sonnenenergie - ständigen Schwankungen unterliegen. "Um die Vielzahl der Energieerzeuger in das Stromnetz einbinden, Schwankungen im Netz ausgleichen und eine stabile Versorgung gewährleisten zu können, müssen mehr Informationen über den aktuellen Zustand des Netzes und über die angeschlossenen Stromerzeuger und Stromverbraucher zur Verfügung stehen", sagt Peter Pfisterer, Leiter des neuen Smart Grid-Labors von TÜV SÜD. "Mit der Norm IEC 61850 gibt es zwar einen Standard für den Informationsaustausch, aber bei den benötigten Geräten sehen wir noch deutlichen Nachholbedarf."
Die IEC 61850 definiert einen Kommunikationsstandard, der über das Ethernet den bidirektionalen Datenaustausch zwischen Stromerzeugern, Stromverbrauchern und Stromverteilern ermöglicht. "Durch die normierten Datenmodelle und Knotenpunkte kann auf einfache Weise ein funktionierendes Gesamtsystem aufgebaut werden", erklärt Peter Pfisterer. "Dieses System ermöglicht einen umfassenden Informationsaustausch zwischen den angeschlossenen Teilnehmern und eine weitgehend automatisierte Regelung des Versorgungsnetzes." Weitere Vorteile eines Systems auf Basis der IEC 61850 sind der modulare Aufbau und die einfache Konfiguration über XML-Files. Zudem bestehen Schnittstellen zu den Fernwirkprotokollen IEC 60870-5-101 bzw. 60870-5-104, die schrittweise durch die IEC 61850 ersetzt werden. Damit lassen sich auch bestehende Anlagen in das intelligente Netz der Zukunft integrieren.
Im Smart Grid-Testlabor in München führen die Experten von TÜV SÜD umfangreiche Prüfungen durch, um die zuverlässige Funktion des intelligenten Versorgungsnetzes sicherzustellen. "Mit unseren Konformitäts- und Performancetests überprüfen wir, ob die Geräte die Anforderungen der IEC 61850 wirklich erfüllen", so Pfisterer. "Und mit unseren Interoperabilitätstests liefern wir den Nachweis, dass die Geräte verschiedener Hersteller auch miteinander kommunizieren." Die Interoperabilitätsprüfungen sind wichtig, weil der Konformitätsnachweis nach IEC 61850 noch keine Gewähr dafür bietet, dass die Geräte verschiedener Hersteller auch wirklich zusammenarbeiten. Zudem muss auch die Interoperabilität von Geräten auf Basis der Edition 1 und der bald verfügbaren Edition 2 des IEC 61850-Standards gewährleistet sein. Die Konformitäts- und Interoperabilitätsnachweise von TÜV SÜD bieten Stromerzeugern und Stromverbrauchern sowie Netzbetreibern eine wichtige Orientierungshilfe bei der Auswahl der einzelnen Geräte und bei der Integration in das intelligente Versorgungsnetz.
Das Smart Grid-Testlabor ist das Herzstück des Competence Centers Smart Grid von TÜV SÜD. In diesem Competence Center bündelt der internationale Dienstleister sein weltweites Angebot in diesem Bereich. Zum Leistungsspektrum gehören - neben den Geräteprüfungen im Labor - umfassende Beratungsleistungen bei der Neuentwicklung von Geräten, bei der Integration von Anlagen und Systemen in das Smart Grid und bei der Optimierung des intelligenten Netzes sowie spezielle Schulungsangebote für Stromerzeuger und Stromverbraucher.
Weitere Informationen zu den Smart Grid-Leistungen von TÜV SÜD gibt es unter www.tuev-sued.de/smartgrid sowie bei Peter Pfisterer, E-Mail: peter.pfisterer@tuev-sued.de (Testlabor) und Christian Dirmeier, E-Mail: christian.dirmeier@tuev-sued.de (Consulting).