Internationale Zusammenarbeit und Harmonisierung der Regeln sind nach Ansicht der Experten unverzichtbar zur Beschleunigung und Vereinfachung der Homologation von Fahrzeugen. TÜV SÜD setzt dabei nicht nur auf Europa, sondern auch auf eine Allianz mit der deutschen DIN, der US-amerikanischen SAE, CATARC und SIAC aus China und dem International Transportation Innovation Center (ITIC). Dem Ziel diene nach den Worten von Alexander Kraus ebenfalls der Ambition von TÜV SÜD, auf nationaler und internationaler Bühne an neuen Vorschriften mitzuwirken. Zudem ist die Sachverständigenorganisation bereits in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien vertreten.
Wie groß das Interesse ist, veränderte Zulassungsvorschriften und deren internationale Entwicklungen zu diskutieren, zeigt die große Zahl der Teilnehmer der diesjährigen TÜV SÜD Fachtagung Homologation. Rund 200 Experten aus Industrie, von technischen Diensten und Behörden tauschten sich zu Regeln und den auftretenden Problemen aus. Eine Herausforderung ist, dass die Entwicklung von Vorschriften zunehmend nicht mit dem technischen Fortschritt Schritt hält. „Mitunter ist die technische Entwicklung schneller als die der Standards und Regularien “, erklärte Kraus. „Wir können dann nicht homologieren, und die Hersteller der Fahrzeuge können ihre Produkte nicht vermarkten.“
Und der Aufwand endet nicht mit der erteilten Typgenehmigung für ein Auto. Nach der neuen Norm Euro 6 ISC („In Service Conformity“) müssen auch Fahrzeuge aus dem Feld auf die Einhaltung der Emissionsvorschriften gecheckt werden. Die damit zusammenhängenden Herausforderungen kamen ebenso zur Sprache wie die Überprüfung der Verdunstungsemissionen bei bereits im Verkehr befindlichen Autos. Sachverständige berichteten auf der Tagung, dass bereits ein am Rückspiegel befestigter Duftbaum die Grenzwerte sprengen und ein Raucherauto eine sinnvolle Messung sogar unmöglich machen würde. Zudem sind ab dem kommenden Jahr Nichtregierungsorganisationen (NGOs) für ISC-Prüfungen zugelassen, was über etliche Wortmeldungen Fragen aufwarf. Weitere betrafen die künftige Verantwortung der Technischen Dienste auch für die Prüfung und Homologation von Software in Fahrzeugen sowie von automatisierten Fahrfunktionen. TÜV SÜD sieht sich dafür mit einem Team von über 35 Spezialisten bereits gut aufgestellt.
Zulassungsbehörden wie das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind daran interessiert, erhöhtem Aufwand mit Abbau von Bürokratie zu begegnen. Nach den Worten eines Vertreters aus dem Bundesverkehrsministerium wünsche man sich daher komprimierte Antragsunterlagen statt „hunderter Seiten mit vielen Wiederholungen aus bereits erteilten Teilgenehmigungen“. Solche „riesigen PDFs“ seien oft Zeichen der Unsicherheit, die sich aus den großen Veränderungen in den Zulassungsvorschriften ergeben haben. Zu diesen gehört übrigens, dass sich die nationalen Behörden inzwischen selbst von der EU-Kommission kontrollieren lassen müssen.
Die Tagung zeigte auf, dass die Homologation nicht nur aus dem aktuellen, großen Thema der Abgasgesetzgebung besteht. So befasste sich ein Workshop mit Fragen, die land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen betreffen. Und es ging nicht nur um Großserien. Manchmal sind es nur ein Einzelstück oder ein halbes Dutzend Nutzfahrzeuge, die aus einem in Serie produzierten Nutzfahrzeug-Fahrgestell und einem maßgeschneiderten Sonderaufbau bestehen. Dafür braucht es dann das „Mehrstufen-Typgenehmigungsverfahren“, das in einem weiteren Workshop großes Interesse fand. Dieses erspart allen beteiligten viel Zeit und Aufwand. Die Gesamtgenehmigung kann nämlich auf der bereits erteilten des Basisfahrzeugs aufbauen.
Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de