Nässe, Nebel, Dunkelheit - schlechte Sichtverhältnisse spielen bei den Unfallursachen eine große Rolle. Sehen und gesehen werden sind wichtige Voraussetzungen für ausreichenden Sicherheitsabstand und die richtige Reaktion. TÜV SÜD begrüßt die neuen Regelungen für mehr Sichtbarkeit, die ab dem kommenden Jahr gelten. Dazu Bernhard Kerscher, Geschäftsführer von TÜV SÜD Auto Service: "Die Konturmarkierung an Lkw ist ein einfacher und relativ kostengünstiger Ansatz für besseres Erkennen und sorgt sofort für mehr Sicherheit." Genauso wie die Einführung des Tagfahrlichts für neue Pkw bis 3,5 Tonnen ab Februar 2011.
Ohne großen Aufwand
In Stufen wird im kommenden Jahr realisiert, was bei zahlreichen Fahrzeugherstellern jetzt schon Praxis ist: Laut EU-Regelung muss Tagfahrlicht ab Februar 2011 serienmäßig in allen Neufahrzeugen bis 3,5 Tonnen verbaut sein. Für Nutzfahrzeuge gilt die Vorgabe ein Jahr später: ab August 2012.
Besser sichtbar sollen "Brummis" hierzulande trotzdem schon ab dem kommenden Jahr sein: mit selbstklebenden reflektierenden Folien. Die so genannten Konturmarkierungen sind seit Jahren in Deutschland erlaubt und sollen ab Juli 2011 entsprechend der europäischen Richtlinie 2007/35/EG (Angleichung der Beleuchtungs- und Lichtsignaleinrichtungen für Kraftfahrzeuge an den technischen Fortschritt) für neue Typen von Nutzfahrzeugen über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht und für neue Anhänger ab 3,5 Tonnen vorgeschrieben sein.
Schnell und kostengünstig: Das selbstklebende Rollenmaterial lässt sich einfach an Fest- und Planenaufbauten anbringen. Für ganz Europa soll die Folie ab Oktober 2011 vorgeschrieben sein. Allerdings: Wie beim Tagfahrlicht gilt die Pflicht nur für Neufahrzeuge, eine Vorschrift zur Nachrüstung ist weder bei der Konturmarkierung noch beim Tagfahrlicht vorgesehen.
Tagfahrlicht - Viele Vorteile
Warum nicht - wie beim Motorrad - einfach das Abblendlicht zur Dauerpflicht machen? "Weil Tagfahrleuchten speziell auf die Anforderungen am Tag optimiert sind und viele Vorteile gegenüber der Standardbeleuchtung haben", erläutert Günter Schmid von TÜV SÜD. Beispielsweise überblenden sie nicht die Scheinwerfer von Motorradfahrern und anderen schwächeren Verkehrsteilnehmern wie beispielsweise Radlern. Zweitens benötigen sie kaum Strom und schlagen sich deshalb nur marginal auf den Spritverbrauch nieder. Zum Vergleich: Im Gegensatz zum Abblendlicht (durchschnittlicher Mehrverbrauch 0,1 bis 0,2 Liter pro 100 Kilometer) sind beim Tagfahrlicht alle anderen Leuchten wie Rücklichter, Kennzeichenbeleuchtung und Co. abgeschaltet. Ergebnis: Tagfahrlampen verbrauchen lediglich 20 bis 30 Prozent vom Verbrauch des Abblendlichts. Kommt LED-Technik zum Einsatz, sind es sogar nur 10 Prozent. Drittens: Das Fahrzeug wird besser erkannt, insbesondere bei wechselnden Lichtverhältnissen. Und die Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer ist wesentlich besser einschätzbar.
Blick zu den Nachbarn
Blick zu den Nachbarn: Unabhängig von der neuen europäischen Regelung gilt bereits jetzt eine Tageslichtpflicht in vielen europäischen Ländern. Während einige Staaten wie Frankreich und die Schweiz lediglich eine Empfehlung zur Tagesbeleuchtung geben, kann ein Verstoß in anderen Ländern teuer werden. In Tschechien zahlen Autofahrer bei "Licht aus" beispielsweise 53 Euro, in Norwegen sogar 190 Euro. Dort kann ersatzweise mit Abblendlicht gefahren werden, wenn der Wagen noch nicht mit der neuen Beleuchtungstechnik ausgestattet ist.
Nachrüstung
Deshalb ein Tipp zur Nachrüstung: Wer sich 2011 kein neues Auto zulegen möchte und trotzdem auf dem neuesten Stand der Technik gesehen werden will, kann in den meisten Fällen sein Fahrzeug nachrüsten. Das geht bereits ab 50 Euro. Achtung beim Kauf: "Tagfahrlichter müssen ein E-Prüfzeichen sowie die Buchstabenkombination RL auf dem Glas tragen. Außerdem müssen sie nach ECE-R 87 (Europäische Regelung für Tagfahrlampen) genehmigt sein", so Schmid. Zur Technik: Die LED-Technologie ist beim Kauf unbedingt vorzuziehen. Entsprechende Leuchtmittel verbrauchen wesentlich weniger Energie, das ist gut für die Umwelt.
Außerdem sind sie wegen der kleinen Baugröße einfacher am Fahrzeug anzubringen. Wegen des Eingriffs in die Fahrzeugelektronik sollten Nachrüster die Lampen unbedingt in der Fachwerkstatt einbauen lassen.