Die richtige Pflege des Stoffverdecks stand lange ganz oben auf der Know-how-Liste erfahrener Cabrioletfahrer. Auf dem Vormarsch gegen Wind und Wetter hingegen: das Retractable Hardtop - ein mehrteiliges Klappdach aus Blech oder Kunststoff, das auf Knopfdruck öffnet oder schließt. Diese Konstruktion hat nur das Wort mit einem klassischen Hardtop gemein. Dazu Philip Puls von TÜV SÜD: "Diese Dächer bestehen meist aus einem sehr komplizierten Mechanismus und haben ganz andere Pflege und Wartungsanforderungen als das klassische Stoffverdeck. In der Regel heißt das: Hakt's oder tropft's, ist das ein Fall für die Fachwerkstatt."
Keine Experimente: Die Mechanik eines Retractable Hardtops ist noch komplizierter als die eines Klappverdecks. Gelenke sollte der Besitzer nur schmieren, wenn die Betriebsanleitung das ausdrücklich empfiehlt. Dabei gilt es auch, das exakt richtige Mittel zu verwenden. "Irgendwelche Sprays können mehr anrichten, als sie nützen", sagt Puls. Eine ähnliche Zurückhaltung empfiehlt er bei der Behandlung von Dichtleisten: "Die sind heute beileibe nicht mehr aus einfachem Gummi. Das hochwertige Material benötigt ein spezielles Pflegemittel." Auch hier sollte der Oben-Offen-Fahrer ausschließlich Produkte verwenden, die der Hersteller empfiehlt. Die meisten schreiben eines vor, das PFPE-Öl enthält. Die Abkürzung steht für Polyhexafluorpropylen oder perfluorierte Polyetheröle.
Sie sorgen unter anderem dafür, dass das Verdeck an den Dichtleisten nicht knarzt und klappert. Mittel wie Hirschtalg sind allenfalls noch für Oldtimer nützlich.
Kein Strom: Funktioniert ein elektrisch betriebenes Verdeck beim ersten Versuch nicht, liegt das oft am Ladestand der Batterie. Der Antrieb benötigt nämlich so viel Strom, dass selbst bei laufendem Fahrzeugmotor die Batterie noch helfen muss. Ist sie durch Selbstentladung oder den ersten Start schon geschwächt, reicht der "Saft" nicht mehr fürs Öffnen des Dachs. Es empfiehlt sich also, den Stromspeicher vor der ersten Ausfahrt zu laden. Besonders wichtig ist das bei den Retractable Hardtops, die hydraulisch arbeiten. Bis zu elf Zylinder und 180 Bar Druck sind im Spiel. Der Elektromotor der Pumpe zieht entsprechend viel Strom.
Kein Öl: Dass die Ölstände des Motors und gegebenenfalls auch der Servolenkung und des Automatikgetriebes vor dem ersten Start geprüft werden sollten, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. Bei den modernen Cabrios mit Retractable Hardtop gilt es noch, einen Blick auf den Vorratsbehälter der Klapphydraulik zu werfen. Hier fehlt zwar selten etwas. Wenn doch, darf nur das dafür vorgesehene Spezialöl zum Nachfüllen verwendet werden. "Bremsflüssigkeit oder Automatiköl sind in aller Regel ungeeignet", warnt der TÜV SÜD-Experte. Auch bei Winterautos ist jetzt der Check der Flüssigkeitsstände zu empfehlen. Fahrten bei Kälte können einen erhöhten Ölverbrauch verursacht haben. Und in der Scheibenwaschanlage braucht es jetzt keinen Frostschutz mehr.
Keine Luft: Eine Kontrolle des Fülldrucks der Reifen ist bei jedem Auto nötig, das länger gestanden hat. Gut hat es, wer die Pneus vor dem Winter etwas stärker aufgepumpt hat. Dann lässt sich der korrekte Luftdruck jetzt recht leicht einstellen. Das gleiche gilt für die Sommerräder, die vielleicht schon montiert werden. Tipp vom Fachmann für die Lagerung: "Selbst drei Bar sind bei der Lagerung völlig unbedenklich", sagt Puls.
Kein Schmutz: Jedes Auto, das lange steht, setzt Staub und Schmutz an. Und jedes, das es unter freiem Himmel tut, erst recht. Der Dreck muss runter! Und das besonders an Stellen, auf die Pflege- oder Schmiermittel aufgetragen werden sollen, wie auf den erwähnten Dichtleisten. Schmutz kann wie Schleifpapier wirken, auch auf dem Lack. Gute Waschstraßen reinigen mit dem Hochdruckreiniger vor. Tun sie das nicht, kann man das selbst in einer Waschbox erledigen. Vorsicht ist jedoch angesagt: Mit der Lanze nicht zu nahe rangehen! "Ein Mindestabstand von 30 Zentimetern ist unbedingt einzuhalten", warnt der Experte. Nie den harten Strahl direkt auf die Reifen richten! Sie sind könnten dauerhafte Schäden davontragen. Ist der Wagen im Winter gefahren worden, ist es auf jeden Fall ratsam, ihn auch von unten gründlich zu reinigen. Für den Motorraum gilt: "Die Motorraumreinigung den Spezialisten überlassen", sagt Puls. Wasser kann in elektrischen Komponenten fatale Folgen haben.
Und der schützende Wachsauftrag, den die meisten Autohersteller den Motorräumen gönnen, kann unter unsachgemäßen Reinigungsmethoden leiden.
Kein Licht: Wenn die Tage jetzt wieder länger werden, fallen defekte Scheinwerfer oder Leuchten dem Fahrer nicht mehr so leicht auf. Der eingehende Lichtcheck zeigt, ob alles in Ordnung ist. Dabei nicht die Bremslichter und das Standlicht vergessen!
Keine Sicht: Der helle Sonnenschein bringt es an den Tag, wenn die Scheiben innen nicht mehr klar sind. Beim Putzen der Heckscheibe von Cabrios ist besondere Vorsicht angesagt. Das Fenster besteht nämlich meist aus einem Kunststoffmaterial. Auch wenn das neuerdings gern dafür eingesetzte Polycarbonat sehr widerstandsfähig ist, dürfen keine aggressiven Schwämme oder Mittel verwendet werden. Die Heizdrähte an der Innenseite sind besonders empfindlich, was im Übrigen auch für Heckscheiben aus Glas bei anderen Autotypen zutrifft.