Von O bis O – von Oktober bis Ostern – lautet die Faustformel für die Winterreifen-Saison. In der kalten Jahreszeit bedeuten die Winterpneus ein unverzichtbares Sicherheitsplus. „In zwei bis drei Wochen beginnt die ideale Zeit, um die Winterreifen aufzuziehen, Ende Oktober sollte niemand mehr mit Sommerreifen unterwegs sein“, sagt Thomas Salzinger, Teamleiter Reifen bei TÜV SÜD. Für Winterreifen, die schon einige Jahre in Betrieb sind, gilt besonders: Profiltiefe überprüfen. Bei weniger als vier Millimetern, sind neue Reifen empfehlenswert.
Fahrgewohnheiten: Vor dem Kauf sollten Autofahrer sich darüber im Klaren sein, wie sie den Wagen im Winter nutzen. Fährt man beispielsweise jedes Wochenende in die Berge zum Skifahren, stehen die Eigenschaften auf Eis und Schnee an vorderster Stelle. Ist man als Berufspendler viel auf Autobahnen unterwegs, dann sind Langlebigkeit und Nässeeigenschaften wichtiger. Eine Variante, beispielsweise für den Zweitwagen im Flachland oder für Autobahn-Vielfahrer, können Ganzjahresreifen sein. Seit diesem Jahr gibt es innerhalb dieser Kategorie einen neuen Typ, der einen Basis-Sommerreifen um Wintereigenschaften ergänzt – und nicht umgekehrt, wie es bisher die Regel war. Diese Neuausrichtung zeigt sich dann zum Beispiel in guten Werten beim Reifenlabel für den Rollwiderstand und Freigaben für Geschwindigkeiten bis 270 km/h. Trotzdem trägt der Reifen das Schneeflockensymbol. Hat man den Winterfahrtyp ermittelt, bieten die Ergebnisse der Winterreifentests einen guten Überblick.
Kennzeichnung: Von Rechts wegen erfüllen derzeit Reifen für den Winter die deutschen Vorschriften, die mit M+S oder M&S markiert sind. Diese Bezeichnung sagt jedoch nur sehr wenig über die Tauglichkeit bei Eis und Schnee aus. „Überzeugender ist das Schneeflockensymbol. Es garantiert ein Mindestmaß an Schnee-Performance. Die Produkte der großen europäischen Markenhersteller erfüllen die Kriterien“, sagt Salzinger.
Profil: Gesetzlich vorgeschrieben ist für Sommer- wie für Winterreifen eine Profiltiefe von mindestens 1,6 Millimeter. „Das ist viel zu wenig“, erklärt Salzinger. Er empfiehlt mindestens vier Millimeter. Soviel sind beispielsweise in Österreich vorgeschrieben. Neben der Profiltiefe auch das Alter der Reifen beachten. Mit den Jahren wird das Gummi härter. Das verschlechtert die Wintereigenschaften. Ab sechs Jahren sollte daher ein Fachmann einen Blick auf die Reifen werfen. Die besseren, also die mit dem tieferen Profil, müssen stets an der Hinterachse montiert sein. Dies gilt auch beim Frontantrieb. „Bricht das Auto hinten aus, ist das weitaus weniger beherrschbar als geringerer Grip an der Vorderachse“, erläutert der TÜV SÜD-Fachmann. Allzu große Unterschiede in der Profiltiefe zwischen Vorder- und Hinterachse sollten jedoch ohnehin vermieden werden. Expertentipp: Jährlich achsweise wechseln.
Wechsel: Rund ein Viertel der Autobesitzer wechselt die Bereifung selbst – und macht dabei mitunter gefährliche Fehler. „Die Radschrauben dürfen weder zu wenig, noch – was sehr häufig passiert – zu stark angezogen werden“, sagt Thomas Salzinger. Wer nach dem Prinzip „so fest es geht“ handelt, kann leicht Aluminiumfelgen oder gar die Radnaben, Gewinde und Bolzen schädigen. Ein Drehmomentschlüssel ist daher unbedingt nötig. Häufig vergessen wird zudem die gründliche Reinigung der Anlageflächen an Naben und Felgen.
Kontrollsystem: Seit vergangenem Jahr müssen Neuwagen in der gesamten EU mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Etliche Hersteller montieren es an vielen Modellen bereits länger. Je nach Funktionsweise benötigen auch die Winterräder Sensoren. Andernfalls wird im Cockpit eine Warnung angezeigt. Die Lampe kann aber nach einem Räderwechsel auch ohne Fehler für ein paar Kilometer leuchten. Diese Strecke brauchen manche Systeme zur Kalibrierung. Einzelheiten dazu stehen in der Betriebsanleitung. Keine Sensoren benötigen Autos, die ein indirekt messendes RDKS haben. Das wird gern als iTPMS bezeichnet, basierend auf dem englischen Tire Pressure Monitoring System.