„Unsere Digitalisierungsstrategie, die wir seit drei Jahren innerhalb der Division Mobility konsequent umgesetzt haben, trägt Früchte. TÜV SÜD deckt mit seinen Experten den Lifecycle heutiger und zukünftiger Fahrzeuge ab. Von der Entwicklung für Standards des autonomen Fahrens über Digital Performance Index im Handel oder die digitale Bilderkennung im Remarketingbereich“, sagt Patrick Fruth, CEO der Division Mobility bei TÜV SÜD. Vernetzung mit den unterschiedlichsten Partnern von Mobilitätsprojekten, enge Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen, Behörden, Gremien, OEM´s und Zulieferern, gepaart mit der Expertise, die TÜV SÜD durch Kooperationen und Akquisitionen in den vergangenen Jahren hinzugewonnen hat.
Und dabei geht es längst nicht nur ums autonome Fahren: Der thematische Bogen spannt sich von der Übernahme der UNISCON GmbH (Sealed-Cloud-Technologie) und der Kooperation mit dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI), um mit openGENESIS eine Plattform für die Validierung von KI-Modulen zu entwickeln, über Beteiligungen an Testfeldern oder Kooperationen für globale Standards für die Fahrzeugentwicklung bis hin zu intermodalen Mobilitätsmodellen und dem Konzept vom Data Trust-Center, in denen Mobilitätsdaten treuhänderisch verwaltet werden. Fruth: „Das Oktagon sorgt für Vertrauen in der Mobilität – selbst wenn der Computer fährt und Algorithmen uns durch den Alltag lenken. Als unabhängige Dritte sorgen wir auch in Zukunft an den relevanten Stellen für Sicherheit im Straßenverkehr.“
Beispiel Data Trust-Center Konzept
Das Fahrzeug wird zunehmend Teil eines neuen, komplexen Ökosystem. Es produziert immer mehr technische Daten und kommuniziert dabei mit anderen Fahrzeugen (c2c) und der Infrastruktur (c2x). Nutzerdaten werden in erheblichem Umfang erfasst. Zudem verändern neue Mobilitätskonzepte wie zum Beispiel das Car Sharing die Nutzungsfrequenz. Fruth: „Der Austausch dieser Daten versetzt uns zukünftig in die Lage, Mobilität individualisiert und sicher, vollkommen neu zu organisieren. Dieser Fortschritt wird nur Erfolg haben, wenn Vertrauen in die Technologie und vor allem in die Sicherheit der persönlichen Daten besteht. Dies setzt einen Zugang zu relevanten Daten für die Überwachungsorganisationen voraus.“ Hier kommt die Sealed-Cloud-Technologie zum Einsatz. Das sogenannte Trust-Center, an deren Entwicklung TÜV SÜD aktuell gemeinsam mit anderen Prüforganisationen im Bereich der Fahrzeugsicherheit arbeitet. Darüberhinaus sorgt dieses Konzept dafür, dass individuelle Mobilitätsdaten sicher und nur mit Wissen der jeweiligen Person bereitgestellt werden – für Mietwagenanbieter, ÖPNV, Carsharing-Firmen oder Betreibern von Verkehrsinfrastruktur, zum Beispiel für dynamische Verkehrsführung.
Beispiel Standards: IAMTS und TR68
Intelligent vernetzte Fahrzeuge (ICV) werden weltweit entwickelt und erprobt. Die Anforderungen an die Fahrzeuge sowie die Kenntnisse und Ansätze in Bezug auf Verkehrsregeln, Zertifizierungsvorschriften und Prüfnormen variieren jedoch von Land zu Land. Bisher existieren keine einheitlichen oder etablierten Testmethoden und Standards für die zuverlässige Validierung und Genehmigung automatisierter Fahrfunktionen. Dies stellt zunehmend eine echte Hürde für die Erprobung und Markteinführung automatisierter Fahrzeuge dar. TÜV SÜD ebnet hierfür den Weg und hat dazu gemeinsam mit der Society of Automotive Engineers International (SAE), dem China Automotive Technology and Research Center (CATARC), dem Shanghai Intelligent Automotive Center (SIAC) und dem International Transportation Innovation Center (ITIC) die International Alliance for Mobility Testing and Standardization (IAMTS) gegründet. „Mit IAMTS wollen wir weltweit anerkannte Standards, Testszenarien und Prüfmethoden für die Mobilität von morgen entwickeln, soweit möglich auch harmonisieren und etablieren“, unterstreicht Alexander Kraus, Senior Vice President, Global Head of Automotive von TÜV SÜD Division Mobility und Präsident der IAMTS. Ziel ist der Aufbau eines internationalen Portfolios an Testumgebungen für Smart Mobility mit den höchsten Qualitätsstandards, um die schnelle Markteinführung automatisierter Mobilität effektiv zu unterstützen.
Ein weiteres Beispiel für die wegweisende Arbeit der TÜV SÜD Experten ist die Mitwirkung bei der Entwicklung des Standards TR68 (technical reference) in Singapur. Mit derTR68 hat Singapur weltweit erstmalig nationale Leitlinien für die Entwicklung vollautomatisierter Fahrzeuge standardisiert. Fachleute von TÜV SÜD zeichnen hier verantwortlich für die Bereiche Betriebs-/Funktionale Sicherheit, Cyber Security und Fahrzeugdatenformate und -strukturen – und damit gleich für drei von insgesamt vier Arbeitsgruppen. TR68 definiert klare Rahmenbedingungen für OEMs und kann damit auch Blaupause sein für zukünftige internationale Standards in diesem Bereich. „Wir gewinnen aus der Kooperation wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklungsarbeit zum autonomen Fahren insgesamt – in Deutschland und weltweit”, unterstreicht Kraus.
Beispiel Hauptuntersuchung
„Staufahr- oder Notbremsassistent, Fußgängererkennung, Radar, Lidar und, und, und: Elektronische Assistenzsysteme müssen auch noch nach Jahren im Betrieb einwandfrei funktionieren. Wir arbeiten hier weiter mit Hochdruck an neuen Standards für die Prüfung“, erläutert Gerhard Müller, Präsident des Comité International de L’Inspection Technique Automobile (CITA) und Leiter Politik und Wirtschaft in der Division Mobility bei TÜV SÜD. Denn die Überwachung muss ständig an den rasanten technischen Fortschritt angepasst werden. Ein entscheidender Schritt dazu war der HU-Adapter. Er erkennt, wenn einzelne Sensoren oder Steuergeräte Probleme haben oder gar ausfallen. Zusammen mit den Meldungen der On-Board-Diagnose-Systeme entsteht so ein abgerundetes Bild über die im Fahrzeug aktuell befindlichen und arbeitenden Regelsysteme. Fest steht: Auch beim automatisierten Fahren ist das Vertrauen der Autofahrer in den TÜV groß. 95 Prozent der Befragten wünschen sich regelmäßige IT-Prüfungen – so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage vom VdTÜV. Ganz ohne die Verantwortung des Fahrers wird es laut Müller aber auch in Zukunft nicht gehen. „Da steht bisher das über 50 Jahre alte Wiener Abkommen für den Straßenverkehr dagegen“, so Müller.
Um die aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die Fahrzeugsicherheit überprüfen zu können, hat TÜV SÜD das Prüfequipment komplett neu entwickelt und ca. 3.500 Mitarbeiter damit ausgestattet. Die Rüstzeiten haben sich dadurch um 80 Prozent verringert. Das Gesamtsystem, das auch mobil eingesetzt wird, ist nur noch halb so schwer wie sein Vorgänger. „Die Umrüstung wurde im April dieses Jahrs abgeschlossen. Wir haben dafür insgesamt 8,5 Millionen Euro investiert“, so Fruth.
Beispiel digitale Dienstleistungen im Handel
Mit Services für den Automobilhandel und einer Vielfalt von digitalen Dienstleistungen unterstützt TÜV SÜD seine Kunden bereits seit Jahren. Standardisierte Prozesse, Reduzierung von Standzeiten und Kostensenkung sind hier die Schlagworte. Das Dienstleistungsspektrum reicht von Fahrzeugmanagementsystemen über die komplette Flottenbetreuung bis hin zum Digital-Check fürs Autohaus. Weitere Beispiele sind das digitale Fahrzeugrücknahmesystem BlueNOW oder die Bildverarbeitungstechnologie PhotoFairy. Auch die Begutachtung und Bewertung spielen eine zentrale Rolle. Mit der Online-Plattform Blue Button sorgt TÜV SÜD für reibungslose Abläufe und unterstützt Autohäuser dabei, den Schadensmarkt optimal für sich zu erschließen. In diesem Zusammenhang arbeitet TÜV SÜD bereits heute mit der Digital Vehicle Scan GmbH & Co. KG zusammen. Der Digital Vehicle Scan (DVS) bietet hier die schnelle und standardisierte Fahrzeugerfassung, inklusive direkter Übertragung in die elektronische Fahrzeugakte. Beim Fahrzeugscan machen 22 Hochleistungskameras detaillierte 360-Grad-Aufnahmen, zeitgleich wird ein Unterbodenscan durchgeführt, sowie Reifendruck und Profiltiefe gemessen. „Das System ermöglicht es, jederzeit Zugriff auf die Daten der gesamten Flotte zu haben: Alle Daten und Unterlagen können von jedem Arbeitsplatz aus direkt abgerufen werden“, sagt Axel Bischopink, Geschäftsführer der TÜV SÜD Auto Plus GmbH.
Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de