Reaktionsvermögen, Koordination, Gleichgewichtssinn - lange bevor es das erste Mal auf Tour geht, sollten Fahrer an der Vorbereitung arbeiten. Beispielsweise mit Mountainbike-Touren oder einem speziellen Fitnesstraining. "Viele Unfälle passieren beim Saisonstart, weil den Bikern der Winter noch in den Knochen steckt und sie sich - animiert von den ersten Sonnenstrahlen - überschätzen", so Philip Puls von TÜV SÜD. Um das Gefühl für die Maschine und die Straße wieder zu erlangen, eignen sich am besten bekannte und überschaubare sowie einsehbare Strecken. Beim Saisonstart zudem besonders auf Verunreinigungen des Fahrbahnbelags achten. "Gerade in Kurven verstecken sich Split-Reste aus dem Winter. Rückstände von Streusalz und anderer Schmutz können nicht nur bei Regen die Fahrbahn rutschig machen", sagt Puls. Achtung: Im April kann es durchaus noch kalt sein. Deshalb bei den ersten Ausfahrten unbedingt auf die richtige Bekleidung achten.
Zum Menschen: Erfahrene Biker steigen schon Wochen, bevor es ins neue Motorradjahr geht, öfter mal aufs Fahrrad. Das hilft nicht nur die Kondition nach den langen Wintermonaten zu stärken, sondern ist zudem besonders hilfreich für die Koordination und die Reaktion. Die beim Motorradfahren besonders beanspruchte Muskulatur von Nacken, Handgelenken, Unterarmen und Fingern bekommt man beispielsweise durch das Drücken eines Tennisballs wieder fit. Die allgemeine Beweglichkeit steigert man mit leichten Dauerläufen oder einem gezielten Fitnesstraining.
Vom Menschen zur Maschine: Bevor es das erste Mal auf Tour geht, Motorrad reinigen, alle Flüssigkeiten, die Federung und die Lenkung prüfen. Der Reinigung folgt eine gründliche Sichtinspektion. Sitzen alle Schraubverbindungen fest? Gibt es unentdeckte Beschädigungen? Besonders im Fokus stehen die Sicherheitskomponenten, allen voran die Reifen und die Bremsen. Vor dem ersten Ausritt deshalb Pneus und Felgen, Beläge und Scheiben besonders genau unter die Lupe nehmen. Bei den Belägen auf ausreichend Stärke achten. Ein Blick in die Betriebserlaubnis gibt Auskunft über die Verschleißgrenze. Ist die erreicht: wechseln! Auch die Bremsscheiben müssen ausreichend stark sein und dürfen keine tiefen Riefen oder gar Risse haben. Die Mindest-Stärke ist in der Regel auf den Motorrad-Bremsscheiben angegeben und kann mit einem Messschieber von jedem selbst kontrolliert werden.
Ein besonderes Augenmerk gilt ebenfalls den Reifen. Selbst wenn Vorder- und Hinterrad in den Wintermonaten gut entlastet waren, weil das Motorrad professionell aufgebockt war, können die Pneus schadhaft sein. Checkliste für die Reifen: Liegt die Profiltiefe noch bei mindestens 1,6 Millimetern (gesetzliche Mindesttiefe)? Sind Profil und Flanken der Reifen okay - sind Beschädigungen zu sehen oder gar Fremdkörper im Gummi? Sind noch alle Ventilkappen vorhanden? Auch wenn die Sichtkontrolle positiv verläuft: Länger als sechs Jahre sollten Motorradreifen nicht gefahren werden. Wärme und Sonnenlicht setzen den Pneus zu. Die Reifen "gasen" aus, sie altern, werden hart und haben damit weniger Grip. Die Folge: schlechte Bodenhaftung und deutlich längere Bremswege - vor allem auch bei Nässe. Außerdem unbedingt auf genügend Puste achten. Ist der Luftdruck über den Winter übermäßig abgesackt, kann dies ein Hinweis auf Schäden sein. Der korrekte Luftdruck in den Reifen wirkt sich wesentlich auf die Lebensdauer und das Fahrverhalten aus - deshalb regelmäßig nachprüfen. Hinweis von Puls: "Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte den Frühjahrs-Check unbedingt in der Fachwerkstatt erledigen lassen."
Von der Maschine zum richtigen Maß: Während der ersten Touren bewusst verhalten fahren und eher kurze Strecken ins Visier nehmen. "Sollte es doch gleich eine längere Ausfahrt sein, auf die eigenen Ressourcen achten und unbedingt Pausen einplanen", so Puls. Am besten aber eine bekannte Tour aussuchen. Auf sicherem Terrain lassen sich die eigene Fahrfähigkeit und das Gefühl für die Maschine am besten wiederfinden. Achtung beim Fahrbahnbelag: In diesem Frühjahr machten Schlaglöcher ganz besondere Schlagzeilen. Die Straßen befinden sich nach dem Winter in einem desolaten Zustand. Deshalb den Belag immer im Blick haben, also die "Straße lesen" wie Biker sagen.
Mensch, Maschine, richtiges Maß: Um diese Themen geht es auch bei den Biker-Wochen vom 23. März bis 30. April in den TÜV SÜD Service-Centern. Neben der fachgerechten Prüfung gibt es dann Biker-Accessoires zum Sonderpreis. Wo sich das nächstgelegene Service-Center befindet, erfährt man unter www.tuev-sued.de. Dort gibt es zudem alle weitere Informationen rund ums Motorrad.