Die Autos der vergangenen 50 bis 60 Jahre waren von Anfang an wintertauglich. Also spricht nur noch der Gedanke der Schonung dafür, sie nicht der kalten Jahreszeit auszusetzen. Doch was ist, wenn außer dem geliebten Käfer der 1960-er Jahre kein weiteres Auto im Besitz ist? Oder ein Motorradfan sich einen Youngtimer speziell für die Zweirad-freie Saison zulegt? Dann müssen die betagten Fortbewegungsmittel zeigen, dass sie wie in Jugendtagen mit Kälte und schlechtem Wetter zurecht kommen.
Ausrüstung: Prinzipiell unterscheiden sich die Vorbereitungen auf die kalte Jahreszeit bei einem älteren Auto kaum von denen eines neueren Modells. Eiskratzer, Schneebesen, reichlich Frostschutz für die Scheibenwaschanlage und natürlich die geeignete Bereifung sind selbstverständlich. Zusätzlich zum üblichen Winterzubehör empfehlen sich Türschlossenteiser - ältere Schätzchen haben ja noch echte Schlösser statt der heute üblichen Fernbedienungen.
Schmieren: Oldtimermotoren sind oftmals noch für unterschiedliche Sommer- und Winteröle ausgelegt. Dann wird es vor der Kälteperiode Zeit für den geeigneten Schmierstoff. Dessen Auswahl und Kauf kann mitunter schwierig sein. "Einbereichs-Winteröle wie SAE 10 sind selten geworden", sagt Matthias Gerst, Oldtimerexperte bei TÜV SÜD ClassiC. Und das noch häufig erhältliche Einbereichsöl SAE 30 ist für den Winter viel zu dick. Der Experte empfiehlt einen Blick in die Betriebsanleitung. Dort stehen die zugelassenen Sorten. "Der Buchstabe W muss in der Bezeichnung vorkommen", erklärt Gerst. Beispiele seien 20W20 oder 20W50. Moderne Mehrbereichsöle wie 5W30 sind für alte Motoren oftmals zu dünn. Und synthetische Öle können in sehr alten Triebwerken sogar Dichtungen schädigen. Youngtimer bereiten in dieser Hinsicht wenige Probleme. Sie wurden bereits für Mehrbereichsöle konstruiert. Dennoch ist auch bei ihnen Sorgfalt bei der Wahl des Schmierstoffs nötig. "Die richtige Viskosität, wie etwa 10W-30, allein genügt nicht. Zusatzbezeichnungen wie A3 oder B5 sind ebenfalls sehr wichtig", sagt der TÜV SÜD-Fachmann. Vereinfacht gesagt, informieren sie über das Verhalten des Schmierfilms. Für ältere Benzinmotoren ist in der Regel A3 erforderlich; für Diesel B3 oder B4. Eine falsche Klasse kann Kolbenfresser verursachen!
Einreiben: Je älter ein Auto ist, desto größer ist das Risiko von anfrierenden Gummidichtungen. Mindern lässt es sich durch rechtzeitige Pflege. Bei trockenem Wetter aufgetragenes Talkum ist gut. Im Zubehörhandel gibt es spezielle Pflegemittel auf der Basis von PTFE (Polytetrafluorethylen), das etwa unter dem Handelsnamen Teflon® bekannt ist. "Wichtig ist, die Anlageflächen der Dichtungen an Türen und Karosserie sauber zu halten. Schmutz zieht Feuchtigkeit an, die dann gefriert", sagt Matthias Gerst von TÜV SÜD.
Abspülen: Der Korrosionsschutz ist in den vergangenen Jahrzehnten nur besser geworden. Gleichzeitig wirken heutige Streusalze aggressiver. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für die Nutzung von Old- und Youngtimern im Winter. "Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelung müssen in Ordnung sein. Sonst drohen massive Rostprobleme", erläutert der Experte von TÜV SÜD. Ansonsten ist die gründliche und regelmäßige Wagenwäsche bei jenen Fahrzeugen noch wichtiger als bei neuen. Besonders empfehlenswert ist die Reinigung des Unterbodens vom Salz. Nicht am Waschprogramm sparen! Die Trocknung nach der Wäsche verhindert das Festfrieren von Teilen und mindert die Rostgefahr. Achtung: Nur dichte Autos dürfen in die Waschanlage. Ansonsten gilt liebevolle Handreinigung. Besondere Vorsicht ist bei Cabrios angesagt.
Checken: Auch wenn es bei Kälte, Eis und Schnee Überwindung kostet: Ältere Autos brauchen häufiger eine Kontrolle von Öl und anderen Betriebsflüssigkeiten. Besonders wichtig ist der Check des Kühlwasserstandes, wenn das Gefährt noch kein Kühlsystem mit Ausgleichsbehälter hat. Zum Nachfüllen nie nur Wasser nehmen! Ein vom Fahrzeughersteller zugelassenes Frostschutzmittel im richtigen Mischungsverhältnis ist notwendig.
Laden: Youngtimer haben oftmals sogar geringere Probleme mit Batterie und Bordnetz als stromfressende Neufahrzeuge. Anders sieht es bei historischen Modellen aus, in denen nur ein schwacher Generator in Gleichstromtechnik Dienst tut. Sie wurden zu einer Zeit konstruiert, in der viel weniger mit Licht gefahren wurde, und mit deutlicher geringerem Anteil von Leerlauf im Stadtverkehr. Unter den heutigen Verhältnissen sollte der Besitzer die Batterie etwa alle ein bis zwei Monate nachladen. Besonders gut sind moderne Ladegeräte, die automatisch auf Erhaltungsladung umschalten.
Trocknen: Heizungen waren nicht immer so gut wie heute üblich. Wärmekanäle zu den Rücksitzen fehlen bei Oldtimern meist und insgesamt trocknen diese im Innenraum nicht so schnell von der zwangsläufig eingeschleppten Feuchtigkeit aus. Besonders im Kurzstreckenverkehr bleibt viel davon im Innenraum. Als Gegenmaßnahme empfehlen sich regelmäßige längere Fahrten und das Austrocknen bei schönem Wetter. Dazu die Fenster öffnen und, soweit möglich, den Boden unter den Fußmatten freilegen.
Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de.