Dank Internet kein Problem: Die günstigste Tankstelle in der Nähe zu finden - per Mausklick. Einen Kilometer, fünf oder 25 zurücklegen für einen halben, einen oder 20 Cent billigeren Sprit? Wer genau kalkuliert, ob sich die Extra-Fahrt rechnet, merkt schnell: Die vermeintliche Ersparnis ist rasch verfahren. Wer mit kaltem Motor extra zur Tanke startet, verrechnet sich sowieso und schadet obendrein enorm der Umwelt: In der ersten Minute nach dem Kaltstart ist der Spritverbrauch bis zu 50 Prozent höher und die meisten Emissionen fallen an. Dazu Philip Puls von TÜV SÜD: "Ein durchschnittlicher Benzinmotor verbraucht in der Startphase rund 30 Liter Sprit auf 100 Kilometer und emittiert dann einen Großteil der Kohlenwasserstoffe."
Szenario eins: Ohnehin unterwegs und schnell eine Schleife zur billigeren Tankstelle drehen, um ein halben Cent pro Liter günstiger zu tanken? Selbst wenn der Sprit gerade zur Neige geht, 60 Liter Super getankt werden sollen und die günstige Zapfsäule nur zwei Kilometer entfernt ist: Die Ersparnis von 30 Cent wird schon auf der Hinfahrt fast verbrannt. Denn ein Benziner mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,5 Litern hat bis zur Tanke schon 0,15 Liter Sprit geschluckt. Gegenwert: 21 Cent. Bis hierhin also neun Cent gespart. Muss der Schnäppchenjäger nach der Füllung aber wieder auf die ursprüngliche Route und damit die zwei Kilometer zurück, werden erneut 0,15 Liter Sprit/21 Cent fällig. Bilanz: 12 Cent Mehrkosten und ein knappes Kilogramm Kohlendioxid - für die Umwelt. Dabei noch nicht eingerechnet: Mehrverbrauch durch den Neustart nach dem Tanken.
Szenario zwei: In der markenungebundenen Tankstelle am Stadtrand auffüllen. Gerade in Industriegebieten locken freie Tankstellen mit günstigeren Preisen. Drei Cent weniger pro Liter sind durchaus drin. Lohnt es sich, für jede Tankfüllung fünf bis zehn Kilometer zu fahren, um das Angebot wahrzunehmen? Bei gleichen Voraussetzungen wie im ersten Szenario spart der Spritpendler 1,80 Euro an der Kasse. Für die Fahrt an die Tankstelle hat er 0,38 Liter verbraucht und muss dafür 55 Cent abziehen. Fährt der Pendler wieder zurück, verdoppelt sich der Ausflugsverbrauch: 0,76 Liter Super und 1,10 Euro. Finanzielle Bilanz: 70 Cent gespart. Verdoppelt hat sich der CO2-Ausstoß: zwei Kilogramm Mehrbelastung für die Umwelt. Auch hier nicht vergessen: das größere Unfallrisiko.
Szenario drei: Gerade am Alpenrand beliebt: Nach der Wander- noch eine Benzintour ins Spritsteuerparadies Österreich anschließen. 44 Cent Mineralölsteuer fallen in Österreich pro Liter Sprit an, 65 Cent berechnet der deutsche Fiskus. Für 20 Cent Nachbar-Rabatt pro Liter kann man schon einige Kilometer fahren, denken viele. "Das stimmt auch grundsätzlich", sagt Philip Puls von TÜV SÜD. "Zwölf Euro können pro Tankfüllung in Österreich schon gespart werden. Das entspricht einer Fahrtstrecke von 110 Kilometern." Wer exakt rechnet, weiß aber: Die tatsächlichen Kosten pro gefahrenem Kilometer liegen inklusive Wartung, Steuern, Versicherung und Co. bei durchschnittlich 40 Cent, das entspricht dem Vierfachen der reinen Spritkosten. Bei genauer Rechnung "schrumpfen" also die durch die Spritkostenersparnis gewonnenen 110 Kilometer auf einen Vorteil von 27,5 Kilometer: "Stellt man sich die fünf Kilogramm Kohlendioxid dort vor, wo man gerade wandern war, lohnt sich die Extratour zur Tankstelle auch in diesem Fall nicht", so Puls.
Szenario eins, zwei, drei: Die Rechnungen fallen für Dieselfahrzeuge wenig anders aus. Aktuell ist Diesel rund 25 Cent günstiger als Super. Der Verbrauch ist ebenfalls geringer. Die Quintessenz aber bleibt: Die reine Kostenersparnis an der Tankstellenkasse wiegt auch beim Selbstzünder die Mehrbelastungen für Umwelt und Sicherheit nicht auf. Der Tipp vom TÜV SÜD-Experten: "Auf überflüssige Fahrten verzichten, Sprit schonend fahren und bei ohnehin notwendigen Fahrten am besten immer direkt an der Strecke tanken", so Puls abschließend.
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