Die Teilnehmer der Tagung waren sich einig: Trotz verschärfter Vorschriften sollen die Verfahren zur Homologation nicht zu großen Verzögerungen oder Behinderungen bei der Einführung neuer Technologien führen. „Wir wollen den Markteinritt nicht verhindern, sondern ermöglichen“, sagte Philip Puls von der TÜV SÜD Auto Service GmbH bei der Eröffnung. TÜV SÜD habe beispielsweise die Einrichtungen für Abgastests deutlich aufgestockt, um „eine Mobilität sicherzustellen, die sicher und umweltfreundlich ist.“
Im nächsten Jahrzehnt würden große Herausforderung auf die technischen Dienste, zu denen TÜV SÜD gehört, zukommen. Pascal Mast, Experte für Emissionsmessungen bei der TÜV SÜD Auto Service GmbH, stimmte die Tagungsteilnehmer auf immer komplexere Antriebe und neu hinzukommende Schadstoffmessungen von immer geringeren Konzentrationen ein. Bedeutende Veränderungen der Zulassungsverfahren wird es auch im Zusammenhang mit dem automatisiertem und autonomen Fahren geben. Die Simulation im Computer werde dabei laut Dr. Houssem Abdellatif, Leiter des Projektteams von TÜV SÜD zum hochautomatisierten Fahren, eine große Rolle spielen. Jedoch brauche es weiter reale Fahrten auf Prüfgeländen. „Am Ende bleibt so ein Auto trotz aller Software physisch“, sagte er.
Wie groß das Interesse am Thema Homologation ist, zeigte sich bereits an den Teilnehmerzahlen. Mit 195 Experten aus Industrie und Verwaltung war die diesjährige Tagung dazu vollständig ausgebucht. Die TÜV SÜD Akademie musste sogar einigen Interessenten absagen. Nahezu unisono berichteten Redner und Diskussionsteilnehmer vom schnellen Takt der Veränderungen in den Regeln. Der gerade erst eingeführte WLTP-Abgastest würde durch einen „Second Act“ noch erweitert. Auch der zusätzlich erforderliche Test der Real Driving Emissions (RDE) wird ausgebaut. Im kommenden Jahr soll er auch CO2 messen und damit den Verbrauch unter realistischen Bedingungen auf der Straße ermitteln, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. Auf der anderen Seite ist der RDE-Test auf dem Weg zur globalen Anwendung.
Was wird aus britischen Genehmigungen?
Hoch aktuell war die Tagung bei der Diskussion von Auswirkungen des Brexits auf die Homologation. Die Konferenz fand schließlich nur einen Tag nach Annahme der Austrittsvereinbarungen durch die verbleibenden EU-Staaten statt. Die Teilnehmer erfuhren, dass zumindest für jene Genehmigungen eine Lösung in Sicht ist, die von der britischen Zulassungsbehörde erteilt wurden. Sie werden – höchstwahrscheinlich – auf die entsprechenden Stellen in anderen EU-Ländern übertragen. Noch nicht klar ist hingegen, wie die Briten mit den bestehenden Genehmigungen nach EU-Regeln umgehen werden.
Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de/automotive.