Die Produktion von Lebensmitteln hat vielfache Auswirkungen auf die Umwelt. Sie beeinflusst beispielsweise die Biodiversität, die Frischwasserkapazitäten sowie die Landnutzung. Nach Aussage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind etwa 28 Prozent des Ressourcenverbrauchs und 17 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa der Ernährungswirtschaft zuzuschreiben.
Deutschland hat sich schon früh zur Einhaltung der 17 Nachhaltigkeitsziele bzw. Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen verpflichtet. In diesen Zielen sowie 126 Unterzielen und 1533 Indikatoren haben Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammengefasst, was für mehr Nachhaltigkeit wichtig ist. Dazu gehört auch, dass die Produktion von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln nachhaltiger werden muss. Denn Landwirtschaft, Verarbeitung und Lebensmittelhandel haben einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt, das Gemeinwohl und die Gesundheit der Menschen.
Freiwillige Standards und Zertifizierungssysteme
Schon vor der Definition der SDG sind zahlreiche freiwillige Standards, Zertifizierungssysteme und Siegel für die Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelproduktion entstanden, die unterschiedliche Schwerpunkte haben – und den Bio-Anbau als gesetzlich geregelten Standard gibt es sogar schon seit Jahrzehnten. Einige Standards gelten international (z.B. GlobaGAP, ISCC), andere sind auf den globalen Süden ausgerichtet (z.B. die Rainforest Alliance, Better Cotton Initiative) oder haben eine überwiegend nationale Bedeutung (z.B. Bioland, Demeter). Wobei alle hier genannten Standards eine Gemeinsamkeit haben: Sie betrachten die gesamte Wertschöpfungskette.
Allerdings kann keiner der bekannten Zertifizierungsstandards allein eine vollumfängliche Aussage zu allen Aspekten der Nachhaltigkeit machen. Zudem gibt es keine einheitliche gesellschaftliche Übereinkunft über das tolerierbare Maß des menschengemachten Einflusses auf die Umwelt. Aus diesem Grund sind anerkannte Standards und ihre Kriterien für die Öffentlichkeit frei zugänglich. So können sich Verbraucher selbst einen Eindruck von den zugrundeliegenden Kriterien verschaffen und eine eigenverantwortliche Einkaufsentscheidung treffen.
„Neben der freien Zugänglichkeit ist die Überprüfung durch einen unabhängigen Dritten eine entscheidende Voraussetzung für die Aussagekraft von Standards für die Lebensmittelproduktion“, sagt Dr. Andreas Daxenberger, Lebensmittelexperte von TÜV SÜD. Im Rahmen von umfassenden Audits überprüfen die Expertinnen und Experten, ob die Anforderungen tatsächlich eingehalten werden und ob die entsprechend vermarkteten oder gekennzeichneten Waren auch nicht mit anderen Produkten vermischt werden. Das betrifft insbesondere Lebensmittel, die einen besonderen landwirtschaftlichen Ursprung haben, wie zum Beispiel GlobalGAP oder Rainforest Alliance.
Das Beispiel GlobalGAP und andere Agrarstandards
Der GlobalGAP-Standard ist ein freiwilliges landwirtschaftliches Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystem. Die Abkürzung „GAP“ steht für eine „Gute Agrarpraxis“. Der GlobalGAP-Standard soll Transparenz bei globalen Lieferketten für Obst, Gemüse oder Aquakulturen schaffen. Zugleich ist der Standard eine „Eintrittskarte“ für den globalen und nationalen Lebensmittelhandel, weil er vom Lebensmittelhandel häufig gefordert wird. Wichtige Schwerpunkte sind die Lebensmittelsicherheit, die Umwelt, das Wohlergehen der Arbeitnehmenden und der Tierschutz. „Die nachweislich unter dem GlobalGAP-Standard produzierten Lebensmittel dürfen in den nachfolgenden Logistik- und Handelsstufen nicht vertauscht oder verfälscht werden“, betont Dr. Daxenberger. „Das überprüfen wir bei unseren Audits im Obst- und Gemüsegroßhandel vor Ort.“
Ähnlich funktionieren andere landwirtschaftliche Standards wie Rainforest Alliance oder RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil). Andere Standards auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit erfassen die Unternehmensprozesse als Ganzes. So werden beispielsweise beim ZNU-Standard für Nachhaltige Unternehmensführung unter anderem Kennzahlen zu Abfall-/Wertstoffen, Energie- und Ressourcenverbrauch, sozialen Anforderungen und dem Impact der Lieferkette ermittelt und fortlaufend verbessert – mit entsprechenden Nachweisen.
„Weil es im Augenblick noch keinen einheitlichen, alle Themen abdeckenden und allgemein akzeptierten Ansatz zur Zertifizierung der Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion gibt, muss der Kunde bzw. Endverbraucher sich Gedanken darüber machen, was er will und welcher Standard seine Anforderungen am besten erfüllt“, erklärt Daxenberger. Hier gibt es nach Einschätzung des Lebensmittelexperten bei allen Standards noch „Luft nach oben“.
Weitere Informationen zu den Leistungen von TÜV SÜD für Lebensmittelsicherheit gibt es unter www.tuvsud.com/....