Ein Viertel der rund 20 000 Objekte umfassenden Afrika-Sammlung im Übersee-Museum wurde zwischen 1884 und 1918 in den damaligen deutschen Kolonien gesammelt, gelangte zum Teil in den 1930er Jahren durch Kauf von Ethnografica-Händlern in das Museum. Informationen zum Sammlungserwerb und die wissenschaftliche Einordnung der Objekte sind größtenteils unzureichend dokumentiert. So leisten Ndzodo Awono, Sara Capdeville und Christian Jarling mit ihrer Erforschung der Sammlungen aus Kamerun, dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi) und dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) Pionierarbeit in der Geschichtsforschung des kolonialen Sammelns. „Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte nimmt in Deutschland allmählich Fahrt auf. Eine schmerzliche Leerstelle bildet dabei das koloniale Sammeln. Diese zu schließen hat grundsätzliche Auswirkungen auf unser Verständnis darüber was Kolonialismus bedeutet und wie wir mit seinem Erbe umgehen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer den innovativen Ansatz des Forschungsprojektes. Diese Untersuchung prüft, wie Sammler die Gegenstände zusammengetragen haben und welche Handlungsspielräume dabei die Vertreter der Herkunftsgesellschaften hatten. Dazu werden Ansprechpartner in den jeweiligen Herkunftsländern, wie Museen und Repräsentanten der Communities, einbezogen. So werden Fragen der Entstehungszusammenhänge, der materiellen Aneignung deutscher Kolonien und der Recht- oder Unrechtmäßigkeit kolonialzeitlicher Sammlungen unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze beantwortet. „Warum bestimmte afrikanische Kulturschätze in europäischen Museen bewahrt werden, ist aus der Sicht der Herkunftsgesellschaften ein wichtiger Teil des kulturellen Gedächtnisses. Gleichzeitig ist das in der Hochphase der deutschen Kolonialzeit gegründete Übersee-Museum Bremen an der Beantwortung der offenen Fragen zur Erwerbs-, Sammlungs- und Institutionsgeschichte interessiert“, ergänzt Prof. Dr. Wiebke Ahrndt.
Getauscht, gekauft, geraubt? Koloniale Spurensuche in den afrikanischen Sammlungen des Übersee-Museums Bremen
Provenienzforschung der Universität Hamburg und des Übersee-Museums Bremen
Ein Viertel der rund 20 000 Objekte umfassenden Afrika-Sammlung im Übersee-Museum wurde zwischen 1884 und 1918 in den damaligen deutschen Kolonien gesammelt, gelangte zum Teil in den 1930er Jahren durch Kauf von Ethnografica-Händlern in das Museum. Informationen zum Sammlungserwerb und die wissenschaftliche Einordnung der Objekte sind größtenteils unzureichend dokumentiert. So leisten Ndzodo Awono, Sara Capdeville und Christian Jarling mit ihrer Erforschung der Sammlungen aus Kamerun, dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi) und dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) Pionierarbeit in der Geschichtsforschung des kolonialen Sammelns. „Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte nimmt in Deutschland allmählich Fahrt auf. Eine schmerzliche Leerstelle bildet dabei das koloniale Sammeln. Diese zu schließen hat grundsätzliche Auswirkungen auf unser Verständnis darüber was Kolonialismus bedeutet und wie wir mit seinem Erbe umgehen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer den innovativen Ansatz des Forschungsprojektes. Diese Untersuchung prüft, wie Sammler die Gegenstände zusammengetragen haben und welche Handlungsspielräume dabei die Vertreter der Herkunftsgesellschaften hatten. Dazu werden Ansprechpartner in den jeweiligen Herkunftsländern, wie Museen und Repräsentanten der Communities, einbezogen. So werden Fragen der Entstehungszusammenhänge, der materiellen Aneignung deutscher Kolonien und der Recht- oder Unrechtmäßigkeit kolonialzeitlicher Sammlungen unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze beantwortet. „Warum bestimmte afrikanische Kulturschätze in europäischen Museen bewahrt werden, ist aus der Sicht der Herkunftsgesellschaften ein wichtiger Teil des kulturellen Gedächtnisses. Gleichzeitig ist das in der Hochphase der deutschen Kolonialzeit gegründete Übersee-Museum Bremen an der Beantwortung der offenen Fragen zur Erwerbs-, Sammlungs- und Institutionsgeschichte interessiert“, ergänzt Prof. Dr. Wiebke Ahrndt.