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Überseemuseum Bremen

Getauscht, gekauft, geraubt? Koloniale Spurensuche in den afrikanischen Sammlungen des Übersee-Museums Bremen

Provenienzforschung der Universität Hamburg und des Übersee-Museums Bremen

(lifePR) (Bremen/Hamburg, )
Ein reich verzierter Hocker aus Kamerun, eine männliche Holzfigur aus Tansania oder eine Halskette der Herero aus Namibia. Objekte wie diese gelangten während der deutschen Kolonialzeit in die Sammlungen des Übersee-Museums Bremen. In einem auf vier Jahre angelegten Forschungsprojekt „Koloniale Spuren im Übersee-Museum Bremen. Afrika-Sammlungen als Gegenstand der Provenienzforschung“ der Universität Hamburg und des Übersee-Museums Bremen untersuchen ab sofort drei Doktorand*innen von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Historisches Seminar der Universität Ham­burg, die Herkunft und Geschichte der Sammlungen aus Kamerun, dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika und ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Mit der Kombination aus musealer Objekt-, historischer Provenienz- sowie Feldforschung in den Ursprungsländern betritt das internationale Team Neuland in der Erforschung kolonialer Sammlungsgeschichte. So soll gleicher­maßen Klarheit über die Objekt­geschichte und den Sammlungserwerb erlangt werden. Dieses Projekt wird im Rahmen der Initiative „Forschung in Museen“ von der Volkswagenstiftung mit 450 000 Euro gefördert. Wissenschaftliche Leiter des Forschungsprojekts sind Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Arbeits­bereich Globalgeschichte der Universität Hamburg, und Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, Direktorin des Übersee-Museums Bremen.

Ein Viertel der rund 20 000 Objekte umfassenden Afrika-Sammlung im Übersee-Museum wurde zwi­schen 1884 und 1918 in den damaligen deutschen Kolonien gesammelt, gelangte zum Teil in den 1930er Jahren durch Kauf von Ethnografica-Händlern in das Museum. Informationen zum Sammlungserwerb und die wissenschaftliche Einordnung der Objekte sind größtenteils unzureichend dokumentiert. So leisten Ndzodo Awono, Sara Capdeville und Christian Jarling mit ihrer Erforschung der Sammlungen aus Kamerun, dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi) und dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) Pionierarbeit in der Geschichtsforschung des kolonialen Sammelns. „Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte nimmt in Deutschland allmählich Fahrt auf. Eine schmerzliche Leerstelle bildet dabei das koloniale Sammeln. Diese zu schließen hat grundsätzliche Auswirkungen auf unser Verständnis darüber was Kolonialismus bedeutet und wie wir mit seinem Erbe umgehen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Zimmerer den innovativen Ansatz des Forschungsprojek­tes. Diese Untersuchung prüft, wie Sammler die Gegenstände zusammengetragen haben und welche Handlungsspielräume dabei die Vertreter der Herkunftsgesellschaften hatten. Dazu werden Ansprech­partner in den jeweiligen Herkunftsländern, wie Museen und Repräsentanten der Communi­ties, einbezo­gen. So werden Fragen der Entstehungszusammenhänge, der materiellen Aneignung deutscher Kolonien und der Recht- oder Unrechtmäßigkeit kolonialzeitlicher Sammlungen unter Berücksichtigung ethischer Grundsätze beantwortet. „Warum bestimmte afrikanische Kulturschätze in europäischen Museen be­wahrt werden, ist aus der Sicht der Herkunftsgesellschaften ein wichtiger Teil des kulturellen Gedächt­nisses. Gleich­zeitig ist das in der Hochphase der deutschen Kolonialzeit gegründete Übersee-Museum Bremen an der Beant­wortung der offenen Fragen zur Erwerbs-, Sammlungs- und Institutions­geschichte interessiert“, ergänzt Prof. Dr. Wiebke Ahrndt.

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