Mit Ironie und Sangeskraft führt Marie Giroux den Beweis für ihre These: Französische Chansonniers sind besser. Bessere Komponisten, bessere Sänger und die besseren Verführer sowieso. Französische Männer haben nämlich Gefühl im Überschwang und bleiben dabei auf dem Teppich! Ja, mitunter mutieren sie sogar zum Bodenbelag, nämlich dem unter den Füßen der Geliebten, auf dem sie dann tanzen kann (in "Dansez sur moi" von Claude Nougaro).
Da muss Stephan Ziron, Giroux deutscher Begleiter an Klavier und Akkordeon, schon gegen halten. Bach oder Brel? Bruckner oder Brassens? Für Marie Giroux keine Frage. "L'émotion c'est moi."
Kein Thema, so zeigt Giroux, dem französische Chansonniers sich nicht gewidmet hätten: Groupies, Hausfrauen, Motorradbräute, russische Intellektuelle ("Nathalie" von Gilbert Becaud), ja sogar Margaret Thatcher wird besungen. Miss Maggie?! Also wirklich, französische Musiker sind wahrlich nicht zimperlich, wenn es um Frauen geht.
Und sie geben auch praktische Lebenshilfe, stehen dafür geradezu mit ihrem Leben ein. Claude François beispielsweise für den unschätzbaren Rat, besser ohne Fön in die Badewanne zu gehen. Und dass gewisse französische Sängerinnen in aller Unschuld Anislutscher besingen, in einem Chanson, das ihnen gerissene Schwerenöter auf den jungendlichen Leib schrieben ("Les sucettes" von Serge Gainsbourg), auch das erfährt man in Cocorico- Die kulturelle Ausnahme.
Und, voilà, Marie Giroux hat tatsächlich ziemlich viel "oh là là là": Mit Selbstironie und Eleganz führt sie vor, dass für eine Mezzosopranistin alles möglich ist: Von der Bach-Kantate bis zum Schlager, von Jazz bis Rap. Darin immerhin gibt es keine kulturelle Ausnahme.