Das Bilanzreformgesetz vom 29. Oktober 2004 ist erstmals für die im Geschäftsjahr 2006 erscheinenden Geschäftsberichte anzuwenden. Mit der Änderung der Paragraphen 289 Abs. 1 und 315s Handelsgesetzbuch (HGB) sind große Kapitalgesellschaften erstmals dazu verpflichtet, nichtfinanzielle Leistungsindikatoren in ihre Lageberichterstattung einzubeziehen, sofern diese für den Unternehmenserfolg relevant sind. Hiermit implementiert die Bundesregierung die „EU Accounts Modernisation Directive“, welche die Koordinierung einzelstaatlicher Regulierungen innerhalb der EU vorsieht. Auch Frankreich und Großbritannien haben mit der „Nouvelles régulations économiques“ und dem „Company Bill“ bereits Gesetze erlassen, die Unternehmen verpflichten, auch über soziale und ökologische Aspekte zu berichten.
Ein Großteil der börsennotierten Unternehmen berücksichtigt zwar soziale und ökologische Aspekte in ihren Geschäftsberichten - dies geschah jedoch oft in einer uneinheitlichen Art und unterschiedlichen Tiefe. Vor diesem Hintergrund analysiert die Studie den Stand der Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen in Geschäftsberichten und identifiziert best practice-Beispiele. Insgesamt 73 Geschäftsberichte aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Skandinavien untersucht und bewertet die Studie hinsichtlich der Behandlung nichtfinanzieller Indikatoren.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass deutsche Großunternehmen weniger detailliert berichten als zum Beispiel französische. Diese berücksichtigen weit mehr Indikatoren, da sie mit ausführlicheren Vorschriften konfrontiert sind. Der deutsche Gesetzgeber stellt dagegen das Kriterium des Einflusses auf die Geschäftsentwicklung in den Vordergrund und ermöglicht es den Unternehmen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. In Deutschland fokussieren sich die Aussagen in den Lageberichten daher auf Indikatoren, die - nach Auffassung der jeweiligen Unternehmen - einen direkten Einfluss auf deren Geschäftserfolg haben.
Interessant ist der Vergleich dieser Praxis mit einer Auswertung der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen in den Medien. Legen Unternehmen in ihren Lageberichten besonderen Wert auf Themen der Produktion, so besteht das journalistische Interesse vor allem an produkt- und marktbezogenen Themen.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass sich Unternehmen wesentlich stärker an den Interessen der Öffentlichkeit und der Analysten und Investoren orientieren sollten. Dabei ist auch dem Thema Kundenkreis und Kundenzufriedenheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Es wird zunehmend deutlich, dass - neben den klassischen Themen der Umwelt- und Arbeitnehmerbelange,- das Anliegen der nachhaltigen Entwicklung in Bezug auf produkt- und marktrelevante Aspekte bei vielen Unternehmen immer mehr in den Vordergrund rückt.
Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamts, ermutigt daher Unternehmen, sich pro-aktiv mit der wachsenden Bedeutung nichtfinanzieller Indikatoren für die Unternehmensberichterstattung auseinanderzusetzen: „Nähmen Unternehmen das öffentliche Informationsinteresse ernst und richteten sie ihre Berichte danach aus, so ließen sich die spezifischen Stärken des Unternehmens besser herausstellen, was zu einer positiven Differenzierung gegenüber den Wettbewerbern führte. Unternehmen sollten sich durch die Ergebnisse der Studie ermutigt fühlen, sich auf den Weg zu begeben, fundiert und unternehmensspezifisch über die gesamte Breite der sozialen und ökologischen Aspekte ihres Handelns zu informieren und aussagekräftige Indikatoren entwickeln.“
Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, Adelphi Consult und Institute 4 Sustainability erstellten diese Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes.
Die Studie steht unter http://www.umweltdaten.de/...