Die von fluege.de beim Institut TNS Emnid in Auftrag gegebene bevölkerungsrepräsentative Umfrage (1004 Befragte) ergab, dass 22 Prozent der Deutschen ihr Flugverhalten im Falle der Sondersteuer ändern möchten. Fluege.de hat die Umfrage auf die insgesamt jährlich 18,2 Mio. bundesdeutschen Fliegenden über 14 Jahren hochgerechnet, welche das Institut für Demoskopie Allensbach in einer Erhebung ermittelt hatte. Nach der aktuellen fluege.de-Studie würden die Bundesbürger nach dem Inkrafttreten der Luftverkehrssteuer 2011 auf rund 6,6 Millionen Flugreisen aus Deutschland verzichten. So gaben in der Umfrage 11 Prozent der Befragten an, künftig auf eine Flugreise verzichten zu wollen - das entspricht 2 Mio. Flugreisen. 2 Prozent sagten der Studie zufolge, sie planten 2011 im Falle der Sondersteuer bis zu 5 Flugreisen im Jahr weniger zu buchen. Dies wären über 1,9 Millionen Flugreisen weniger. Rund 1 Million Flugreisen könnten 2011 wegfallen, weil die Deutschen die Luftverkehrssteuer vermehrt durch die Nutzung grenznaher ausländischer Flughäfen verringern oder umgehen wollen. Der Nachfragerückgang ausländischer Fluggäste ist in diesen Zahlen noch nicht einmal berücksichtigt. Für sie steigen die Kosten einer Flugreise nach Deutschland im gleichen Maß. Diese Zahlen deuten an, dass die Bundesregierung ausländischen Fluggesellschaften und Flughäfen Hundertausende Fluggäste aus Deutschland in die Arme treiben dürfte. Starken Zulauf könnten Regionen wie Maastricht, Basel, Zürich, Straßburg oder Salzburg bekommen. Für die deutschen Fluggesellschaften und die rund 40 Flughäfen in den 16 Bundesländern sowie die betroffenen Regionen hätte es dramatische finanzielle Auswirkungen.
Besonders hart trifft die Luftverkehrssteuer die Flugplanung von Passagieren mit unteren Haushaltsnettoeinkommen von bis zu 1500 Euro. Hier wollen 30 Prozent ganz auf eine Flugreise verzichten. Heißt es künftig also wieder für Hunderttausende regnerischer Ostseestrand statt Bikinisonnen auf Gran Canaria? 10 Prozent der unteren Gehaltsklassen würden versuchen, die Abgabe durch Nutzung grenznaher ausländischer Flughäfen zu umgehen oder zu reduzieren. Bei Haushalten bis zu einem Nettoeinkommen von 2500 Euro verzichten 16 Prozent auf eine Flugreise, 17 Prozent wollen die Sonderabgabe der Bundesregierung ebenfalls dadurch umgehen, indem sie vermehrt von ausländischen Flughäfen fliegen. Bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen von über 2500 Euro gaben zwar 80 Prozent an, ihr Flugverhalten beibehalten zu wollen, doch immerhin 7 Prozent wollen ganz auf eine Flugreise verzichten und 4 Prozent möchten sich die Gebühr auch dadurch sparen, indem sie beispielsweise von Österreich, der Schweiz oder anderen Nachbarstaaten abfliegen.
Angesichts der aktuellen Diskussion um die Sarrazin-These zur Verwässerung der deutschen Gesellschaft mutet es makaber an, dass die Bundesregierung, die ja gerne ihre Integrationsfreundlichkeit gegenüber Ausländern und multikulturellen Austausch betont, mit der neuen Flugsteuer geradezu die Abschottung Deutschlands vor ausländischen Besuchern fördert. Grund: Ausländer, die auf der Durchreise länger als 12 beziehungsweise 24 Stunden (je nach Zielland) in Deutschland bleiben möchten, müssen das teuer bezahlen. Wer schnell wieder abreist wird belohnt, indem er von der Steuer befreit wird.
Die Hoffnung der Touristikbranche und Reisenden, im Bundesrat werde das umstrittene Gesetz in letzter Sekunde noch zu Fall gebracht, steht auf wackligen Beinen. Das erfuhr fluege.de aus diversen Staatskanzleien. Denn die Bundesregierung sieht ihr neues Gesetz als nicht von der Länderkammer zustimmungspflichtig und bis auf Rheinland-Pfalz und Brandenburg wehren sich öffentlich bislang kaum Bundesländer dagegen, obwohl die Länder mit ihren Regionalflughäfen durchaus von der Abgabe drastisch betroffen sein werden. Aus dem brandenburgischen Wirtschaftsministerium ist wenigstens zu hören: "Wir lehnen die Luftverkehrssteuer ab. Ein nationaler Alleingang schwächt den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb und gefährdet Arbeitsplätze." Christoph Gehring, Stellvertretender Sprecher der Landesregierung Rheinland-Pfalz, gibt zu Protokoll: "Wir schauen uns den Entwurf genau an und werden dann entscheiden, ob wir klagen."
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