„Das 'Savoir vivre' des 19. Jahrhunderts ist zum 'Know-how' des 20. Jahrhunderts geworden“ – ein Zitat, das schlaglichtartig die heutige globale Sprachkontaktsituation beleuchtet. Sprachen und Kulturen befinden sich gegenwärtig in einem Umbruch, der vor allem durch das Englische und die angloamerikanische Kultur ausgelöst wird. In einem Europa ohne Grenzen steht die Sprachenfrage immer mehr im Vordergrund und stellt eine Herausforderung an die Sprachwissenschaft dar. Dies umso mehr, als das Englische – anders als etwa früher Latein und später Französisch oder auch Deutsch – nicht nur bestimmten Schichten und Diskursen vorbehalten ist, sondern als erste wirkliche Weltsprache auf allen Ebenen verbreitet ist.
Die angekündigte Veranstaltung versteht sich als Beitrag zur intralingualen und interlingualen Sprachkulturforschung. Der innovative Aspekt liegt vor allem im interdisziplinären Zugriff (romanische und slawische Sprachen und Kulturen) und in der differenzierten Analyse und Kontrastierung der spezifischen sprachkulturellen Aktivitäten.
Die genannten Fragen sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern bewegen zunehmend eine breitere Öffentlichkeit, wie z.B. auch immer wieder sprachkritische Leserbriefe zu Anglizismen im Deutschen oder Publikationen in der "Tiroler Tageszeitung" und anderen Medien zeigen. Aus diesem Grund steht der Workshop zum Thema "Frankreich als Vorbild? Sprachpolitik und Sprachgesetzgebung in europäischen Ländern" auch interessierten Laien offen.
Zeit: 27. Oktober, ab 10:00 Uhr
Ort: Raum 40406, Geiwi-Turm 4. OG, Innrain 52
Programm:
Workshop: Frankreich als Vorbild?
Sprachpolitik und Sprachgesetzgebung in europäischen Ländern
Forschungsschwerpunkt “Mehrsprachigkeit” der Universität Innsbruck
10.00-10.40 Braselmann
Französische Sprachpolitik
10.40-11.30 Ohnheiser
Bezüge auf Frankreich in der aktuellen Sprachdiskussion und Sprachgesetzgebung in Russland und Polen
11.30-12.10 Muhr
Wie verschiedene Sprachkulturen der Welt auf fremdsprachige Einflüsse reagieren und welche Schlussfolgerungen man daraus für eine europäische Sprachenpolitik ziehen kann
12.10-12.50 Bieder
Sprachsituation und Sprachgesetzgebung in Weißrussland und in der Ukraine
12.50-14.00 Mittagspause
14.00-14.40 Tošovi
Die kroatische Sprachpolitik (mit einem Vergleich zu Serbien und Bosnien)
14.40-15.20 Egger
Neueste Tendenzen der französischen Sprachpolitik, dargestellt am Beispiel der Sportsprache
15.20-16.00 Pfandl
Das slowenische Sprachgesetz
16.00-16.40 Gstrein
Moderne spanische Sprachpflege – Initiativen und Tendenzen am Beispiel ausgewählter Wortbildungsphänomene