Die Auseinandersetzungen um das Nachtflugverbot am Flughafen Frankfurt haben ein Schlaglicht auf einen Wirtschaftszweig geworfen, der wissenschaftlich bislang kaum untersucht ist: die Luftfracht. Von 2000 bis 2010 stieg die weltweit transportierte Luftfracht von 29 auf 44 Millionen Tonnen. Die Gründe für das starke Wachstum der Luftfracht und der so genannten Expressfracht - also der Luftfracht mit extrem kurzen Laufzeiten - werden von Vahrenkamp in seiner neuen Studie analysiert.
Während in der Öffentlichkeit die Luftfracht wegen der Expressfracht ein Image von Schnelligkeit besitzt, erklärt Vahrenkamp, wie es im Massengeschäft mit Luftfracht ("General Cargo") zu der überraschend langen durchschnittlichen Lieferzeit von Haus zu Haus von sechs Tagen kommt. Wegen Zubringer- und Abbringerflügen an den internationalen Luftverkehrsdrehkreuzen, den so genannten Hubs, muss die Fracht mehrfach umgeladen werden. Zudem leiden viele Hubs wegen Überfüllung unter langen Transferzeiten.
Der wachsende Frachtverkehr auf dem Luftweg hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die meisten Tablet PCs legen von ihren Produktionsstätten in Asien an die US-Westküste einen Weg von 11.200 Kilometer mit dem Frachtflugzeug zurück. "Jeder in Asien gefertigte Tablet PC füllt auf seinem Weg in die USA einen CO2-Rucksack von drei Kilogramm", erklärt der Leiter des Fachgebiets Produktionswirtschaft und Logistik an der Uni Kassel.
Der größte Teil, der in der globalisierten Wirtschaft von Kontinent zu Kontinent transportierten Konsumgüter reist noch immer mit dem Schiff. Hier sieht die Klimabilanz nach der von Vahrenkamp vorgelegten Studie deutlich besser aus. Der Containerversand mit dem Schiff verursache eine CO2-Belastung von rund 20 g pro Tonnen-Kilometer gegenüber 540 g bei der Luftfracht.
Richard Vahrenkamp: Globale Luftfracht-Netzwerke - Laufzeiten und Struktur, Grin Verlag, München 2012.
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