Das Thema "Tempelprostitution" berühre sehr unterschiedliche akademische Disziplinen, so die Leiterin der Oldenburger Arbeitsstelle, die Althistorikerin Prof. Dr. Tanja Scheer. Beteiligt seien Althistoriker und Spezialisten im Bereich des Alten Orients, Ägyptens und Indiens sowie der Bibelwissenschaften. Einschlägige Sprachkenntnisse sowie die Kenntnis der jeweiligen akademischen Fachkulturen und -traditionen seien Voraussetzung einer fundierten Analyse, könnten von Einzelnen jedoch nicht mehr geleistet werden. Scheer: "Das Thema fordert methodisch in ganz besonderer Weise das interdisziplinäre Gespräch der Fächer."
Auf dem Oldenburger Kolloquium soll auch der Versuch unternommen werden, die Traditionen von Tempelprostitution in den kulturspezifischen religiösen Diskursen und Geschlechterbildern zu verorten: Weshalb und von wem wird bestimmten Orten, Kulten und Göttern Tempelprostitution zugeschrieben? Welches Verhältnis von Körperlichkeit und Sexualität zu Religion liegt den einzelnen Kulturen zugrunde? Auch die Rezeption des Themas in der Neuzeit ist Gegenstand der Tagung: Inwiefern spiegeln sich in der Forschungsgeschichte zur Tempelprostitution in den einzelnen Fachkulturen zeitgebundene Vorstellungen von "Griechentum", "Orient" und "Christentum"? Lassen sich in der spektakulären Verbindung von Kult und Sexualität bis heute Phantasien von Hellas, Orient und Heidentum bedienen?