Ein Anlass, Bilanz zu ziehen.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Fedor M. Mitschke am Institut für Physik der Universität Rostock stieß vor drei Jahren die Tür zu einer möglichen Steigerung der Übertragungsrate in Glasfaserkabeln auf: Sie schufen zum ersten Mal weltweit ein zeitliches Lichtmolekül, indem sie zwei Gruppen von Lichtwellen - so genannte Solitonen - zusammenfügten. Statt wie beim in der digitalen Welt üblichen binären Code mit den Zeichen 0 und 1 könnten damit Daten in Zukunft mit drei oder mehr verschiedenen Zeichen verschickt werden, wodurch eine größere Zahl an Kombinationen und somit eine größere Datenmenge möglich würde.
Solitonen sind allgemein Wellen, die auf eine längere Strecke nicht zerfließen, sondern ihre Form behalten. Lichtsolitonen wurden erstmals in den achtziger Jahren erzeugt. Das Neue an der Rostocker Forschung ist das Zusammenfügen von zwei Solitonen. Der Trick der Gruppe um Mitschke besteht darin, aus einem Laserpuls gleich zwei Solitonen zu erzeugen. Ein Puls nimmt dabei einen definierten kleinen Umweg und wird anschließend wieder mit dem anderen zusammengefügt, beide werden dann in die Faser losgeschickt. Diese Kombination beschreiben die Physiker als Molekül - in Anlehnung an die Welt der Atome. Über eine Strecke von 20 Metern verschickten die Rostocker bereits erfolgreich ein solches zeitliches Lichtmolekül und fanden dafür international Anerkennung. Derzeit wird an einer 500 Meter langen Strecke gearbeitet.
Bis eine praktische Nutzung der Rostocker Forschung möglich wird, dauert es allerdings nach Ansicht Mitschkes noch mindestens zehn Jahre. Auch werden damit die Kapazitätsprobleme nicht dauerhaft gelöst, fürchtet der Experte.
Er geht davon aus, dass die Menge der übertragenen Daten mindestens genauso schnell wächst wie die Übertragungsgeschwindigkeit.
Die Rostocker Gruppe arbeitet mit Forschungseinrichtungen in Israel und der Universität Clausthal in einem Deutsch-Israelischen Forschungsprojekt (DIP) zusammen. Das Projekt läuft zum 30. Juni 2008 aus.