Für gewöhnlich werden Schildkröten als Bewohner eher wärmerer Klimazonen angesehen. Doch auch in Mecklenburg-Vorpommern kamen einst frei lebend und weit verbreitet Schildkröten vor. Es handelt sich um die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), die nach der letzten Eiszeit als einzige Schildkrötenart in Moorgebieten auch des Nordens, bis nach Schweden und Litauen, vorgedrungen ist. Sie ist verschwunden bis auf ein winziges Vorkommen im Bereich der Feldberger Seen, in Folge von Trockenlegung von Gewässern und übermäßiger Nutzung als Schweinefutter und Düngemittel. Auch der Mensch hat sie verzehrt, wobei sie - wie heute noch in den Mittelmeerländern - als Arme-Leute-Essen galt, auch als Fastenspeise; als sie seltener wurde, gelangte sie als Delikatesse auf die Tafeln der Fürsten.
Auch in anderer Hinsicht trat die Art, die im Mittelalter "schorpe" hieß, in Beziehung zum Menschen, etwa als Kinderspielzeug oder zu Schmuckkästchen und Gerätschaften verarbeitet.
Aussehen, Lebensweise, Herkunft und Systematik der hübschen, bis 35 cm langen Tiere werden vorgestellt, unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern. Leider blickt die alteinheimische(autochthone) Art in eine wenig rosige Zukunft. Findet man heute eine frei lebende Wasserschildkröte, was nicht selten vorkommt, handelt es sich um eine der vielen Arten von Schmuckschildkröten, die von Terrarianern leichtfertig in unsere Natur "entsorgt" werden.