Die Tagung wurde unter Leitung von Prof. Dr. Kurt Sokolowski vom Fach Psychologie im Fachbereich 2 der Universität Siegen ausgerichtet. Das MPK ist das größte Treffen der deutschsprachigen Motivationsforscher, das einmal jährlich stattfindet. Der Einladung folgten 35 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland und der Schweiz – Hamburg war vertreten genau so wie Zürich, Berlin ebenso wie Bonn. In insgesamt 18 Beiträgen wurde die aktuelle empirische Forschung zu zentralen Fragen der Motivationspsychologie vorgestellt und diskutiert.
Wofür steht der Fachbegriff Motivation in der wissenschaftlichen Psychologie? Die Motivationspsychologie versucht, alle diejenigen Vorgänge zu erforschen, die sich bei der Zielverfolgung ergeben: Woher stammen die Ziele und wie entstehen sie? Welche Motive gibt es? Wie entsteht Zielbindung? Wie wird die Zielverfolgung reguliert? Warum kommt es manchmal zum Abbruch? Welche Rolle spielen die unbewussten Motive einer Person? Wie entsteht die notwendige Aktivierung? Aber auch Willensprozesse und Selbstkontrolle werden erforscht: Wie kann man auch ohne Motivation oder sogar gegen sie Handlungen ausführen – z.B. Verlockungen widerstehen?
Die Themen des 27. MPK hatten ein großes Spektrum. Einige Highlights: Es gab Grundlagenforschung mit aufwendigen neurophysiologischen Messungen zu Willensprozessen. Es wurden neue diagnostische Verfahren zur Messung unbewusster Motive vorgestellt – hier zum Anschluss-, Intimitäts- und Machtmotiv. Aber auch die motivierende Wirkung von Visionen war ein Thema. Es gab auch eine Reihe von Beiträgen mit angewandter Forschung: Die Bedingungen von Schulfreude und Lernmotivation in Ganztagsschulen wurden dargelegt, ebenso wie die Probleme mit der Motivation beim langfristigen Üben von Musikinstrumenten. Es wurden die unbewussten Motive von Spielern in virtuellen Welten untersucht, wie auch die Unterschiede der Motivation von klassischen Zeitungsjournalisten im Vergleich zu sog. Bürgerjournalisten im Internet.
Die Abendvorlesung hielt PD Dr. Thomas Langens von der Bergischen Universität Wuppertal zum Thema „Motivation und Phantasie“. Er gab eine sehr anschauliche Übersicht des aktuellen Forschungsstandes. Ein Fazit daraus und gleichzeitig ein Tipp für den Alltag: Phantasien und Tagträume helfen insbesondere dann bei der Erreichung von Zielen, wenn sie mögliche gegenwärtige Hindernisse oder Zukünftiges thematisieren, weniger hilfreich sind sie, wenn sie Vergangenes thematisieren, also Erinnerungen sind.