Mehr noch: Mit elektrochemischer Energiespeicherung und –wandlung beschäftige sich auch ein zentraler Forschungsschwerpunkt der Universität, betont Professor Behm. Zudem konzentrierten sich auch weitere zum Teil interdisziplinär angelegte Forschungsaktivitäten auf die Kongress-Thematik. Und nicht zu vergessen: Mit dem Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) sowie dem Daimler-Forschungszentrum, beide in unmittelbarer Nachbarschaft und der Uni in Lehre und Forschung verbunden, könne Ulm „ein einzigartiges Umfeld für diese Thematik bieten“, so der Wissenschaftler.
Andererseits erwartet er insbesondere für die Chemie der Uni durch die Tagung auch wertvolle Impulse. „Bei der Programmgestaltung halten wir uns als Gastgeber natürlich etwas zurück“, betont Jürgen Behm, „aber von den Beiträgen können wir sicher alle profitieren“. Doktoranden und Studenten inklusive versteht sich, und sogar über wissenschaftliche Erkenntnisse hinaus. Neben einer generell zugänglichen Industrie- und Buchausstellung erwartet speziell die angehenden Absolventen ein Job-Center, bei dem ausnahmslos renommierte Unternehmen Kontakte zu den Nachwuchswissenschaftlern knüpfen wollen.
Knapp ein Viertel der Teilnehmer dürften sich deshalb allein aus der Uni Ulm rekrutieren, schätzt Professor Behm. Nicht überraschend bei rund 550 Chemie-Studenten und weiteren 100 in angrenzenden Studiengängen. „Wir sind derzeit recht gut ausgelastet“, sagt er und mit einem neuen englischsprachigen Masterstudiengang erwartet er einen zusätzlichen Schub. „Eine wichtige Säule“ seien und blieben zudem die Lehramtsstudenten, auch ihrer Funktion als künftige Multiplikatoren wegen.
Aus gutem Grund gibt es beim Kongress denn auch ein ganztägiges und vielseitiges Programmangebot speziell zum Thema Chemieunterricht. „Mit einer Menge an Neuigkeiten und Anregungen für engagierte Lehrkräfte“, ist Professor Behm überzeugt. Ohnehin werde die Veranstaltung insgesamt über die Schwerpunktthemen hinaus die vielen Facetten der Chemie und ihren Nutzen deutlich machen, von der Energieversorgung über das Auto und neue Werk- oder Baustoffe bis zur Lebensmittelchemie. Intensiv beschäftigen werden sich die Wissenschaftler in Ulm ferner mit chemischen Grundbelastungen in Innenräumen und daraus resultierenden scheinbaren und wirklichen Gefahren.
Spannung verspricht Behm zufolge auch die öffentliche Podiumsdiskussion zur Frage: „Ohne Chemie keine Energieeffizienz?“ Zu Wort kommen sollen dabei Naturwissenschaftler, Energieversorger, Politiker und das Publikum. Einen Höhepunkt des Kongresses schlechthin sieht der Ulmer Wissenschaftler aber vor allem im Vortrag des Harvard-Professors Georges Whitesides bei der Eröffnungsveranstaltung im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus. Sein Thema: „Überdenken, was die Chemie bewirken kann.“ Der weltweit vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler gilt als einer der renommiertesten seines Faches, dürfte sich indes nicht auf fachliche Aspekte beschränken. Schließlich ist er in den USA auch Mitglied der nationalen philosophischen Gesellschaft.