Tübingen war in der Kaiserzeit ein wichtiges Zentrum der Postkartenproduktion. Überregional bekannt wurde vor allem der Verlag der Gebrüder Metz, der ein vielfältiges Angebot auf den Markt brachte und damit ganz Süddeutschland bediente.
Für jeden Käuferkreis gab es spezielle Motive: Der Patient schickte meist eine Karte seiner Klinik. Der Rekrut griff gerne zu einer Ansicht seiner Kaserne. Der Student, der seinen Eltern schrieb, verlangte nach einer repräsentativen Aufnahme seines Studienorts. Seinen Kommilitonen schickte er dagegen lieber eine Karte aus dem Wirtshaus. Die Einheimischen wiederum bevorzugten Motive aus ihrem Stadtviertel oder von zeitgeschichtlichen Ereignissen, wie etwa einem Hochwasser des Neckars oder einem Festzug.
Der Postkartenmarkt erlebte bis zum Ersten Weltkrieg einen wahren Boom. Wer mit seinen Angehörigen oder Geschäftspartnern kommunizieren wollte, bediente sich des neuen Mediums. Vom einfachen Dienstmädchen bis zum Universitätsprofessor, jedermann und jede Frau verschickte Postkarten in alle Welt. „… und grüßen Sie mir die Welt“, so lautet denn auch der Titel der Ausstellung im Stadtmuseum. Mit dem Briefzitat von Heinrich Heine ist aber nicht nur die Tübinger Postkartenschau, sondern das gesamte Fotoprojekt der KulturRegion Stuttgart im Sommer 2007 überschrieben. Mit 23 Ausstellungen in 17 Städten und Gemeinden der Region wird der Frage nachgegangen, wie die Vorstellungen von Heimat und Identität in der Fotografie miteinander verwoben sind.
Der Tübinger Begleitband aus der Feder des Stadtarchivs gibt mit über 200 Abbildungen einen Einblick in Willi Hartmaiers Postkartensammlung, die erst vor kurzem dem Stadtarchiv übereignet wurde und mehr als 10.000 alte Ansichten der Universitätsstadt enthält.
Der reichhaltige Fundus mit Schwerpunkt auf der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bietet stadtgeschichtlich Interessierten ein vielfältiges Anschauungsmaterial. So dokumentieren die Postkarten nicht nur die Veränderungen im Stadtbild, sondern auch den veränderten Blick der Bewohner auf ihre Umwelt. Nicht selten kommentieren die Absender die Bildmotive und tragen auf diese Weise zur Überlieferung der Stadt- und Alltagsgeschichte bei.
Fotos für Ihre Berichterstattung finden Sie im Internet unter www.tuebingen.de/presse.
Weitere Informationen auch unter http://www.kulturregion-stuttgart.de/...