Sicher ist der Wandel
„Die Hotelbranche steht vor einem großen Wandel. Wir rechnen damit, dass ein Teil der Geschäftsbesprechungen, Tagungen, Kongresse und Messen künftig online oder hybrid stattfinden werden. Ein Zurück zu 2019 wird es nicht geben, “ sagt Tobias Warnecke vom Hotelverband IHA (Quelle: Hogapage-Newsletter vom 06.01.2021). Hier sind sich viele Experten einig, der Geschäfts- Tagungs- Messemarkt wird für die Hotellerie nie wieder zum Niveau 2019 zurückkommen.
Und wohin entwickelt sich der touristische Markt? Aktuell gibt es wenige Experten, die eine klare Prognose wagen. Sicher ist, dass der Inlands- und Europatourismus sich schnell wieder erholen wird, sobald die Infektionszahlen unter ein bestimmtes Niveau sinken. Weltweit wird jedoch nicht nur Corona, sondern auch die steigenden Preise bei Flügen, sowie Einreisebeschränkungen eine große Rolle spielen. Für den Tourismus der Zukunft werden Umwelt (CO2-Emmissionen) - und Gesundheitsaspekte (Hygiene versus ansteckende Krankheiten) eine wesentliche Rolle spielen.
Akut und vor dem Wandel steht die Liquiditätssicherung
Doch, bevor es soweit ist, muss die akute Hürde der Liquiditätssicherung bei vielen touristischen Betrieben genommen werden. Hierzu sagen Experten, dass viele Hotels und Pensionen die Krise nicht überleben werden, wenn staatliche Hilfen nicht schnell, heißt zwischen Januar und März 2021, ausbezahlt werden. Dabei türmen sich neue Hindernisse auf, da Deutschland offensichtlich zu vollmundig seinen touristischen Betrieben November- und Dezemberhilfen in Höhe von 75% vom Umsatz (!) versprochen hat und nun feststellen muss, dass man sich nicht EU-konform verhalten hat. Bis diese Unklarheiten ausgeräumt, neue Anträge und das Prozedere festgelegt sind, könnte es tatsächlich für viele zu spät sein, denn die Abschlagszahlungen reichen vielerorts nicht aus!
Und dann… Auf was im Wandel achten?
Angenommen, die Liquidität ist gesichert, die Pandemie „im Griff“. Ein Zurück zum „alten Normal“ wird es mittelfristig nicht mehr geben. Zu viele Weichen und Entscheidungen (verändertes Bewusstsein, verändertes Einkommen, veränderte rechtliche Rahmenbedingungen) haben und werden noch das Verhalten der Menschen ändern.
Was also tun, um zukunftsfähig zu sein? Welche Strategien könnten funktionieren? Hierauf gibt es keine einfache, kurze Antwort. Zu viel ist aktuell im Wandel, wesentliche wirtschaftliche Faktoren verändern sich gerade rasant. Viele Geschäftsmodelle der Wirtschaft, die die systemischen Zusammenhänge ignorieren, wanken, mit gewaltigen Folgen für den Tourismus.
Wertschätzung für die Umwelt versus Gewinnmaximierung
Ein Faktor, der in den letzten Monaten enorm in unser Bewusstsein gedrungen ist, ist die Umwelt und der Zusammenhang mit gewinnmaximierenden, auf Ressourcen-Ausbeutung basierenden Geschäftsmodellen. Hier wird es, hier muss es ein Umdenken geben. Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit (global!) werden vermehrt in den gesellschaftlichen Fokus rücken. Wir müssen den Gesellschafts- und Generationenvertrag neu denken. „Nach mir die Sintflut, bzw. Hauptsache ich verdiene/gewinne das meiste“ kann und darf nicht mehr die Devise sein. Wirtschaftlichkeit sollte gegeben sein, doch nicht um jeden Preis die Maximierung.
Doch noch ist es nicht ganz so weit. Es wird ein „Kampf“ werden zwischen denen, die schnell, rücksichtslos und maximal Gewinne erzielen wollen, die möglichst billig einkaufen/verkaufen wollen, bzw. eventuell müssen und denen, die langfristig und nachhaltig denken und handeln. Die Zeit des Wandels ist endgültig da!
„Ein Teil der Wirtschaft (und der Gesellschaft) will schnell (nach Corona) wieder zur Normalität und business as usual zurück. Ein anderer Teil will und kann nicht mehr zurück und drängt stattdessen nach vorne,“ sagt Harry Gatterer vom renommierten Zukunftsinstitut in Wien. „Das ist das eigentliche Momentum der Krise: Die Entscheidung für einen Weg. Die Richtung, die wir weitergehen. Als Individuum, als Gesellschaft, als Unternehmen.“ Ein Blick in die Zukunft der Welt mit nun fast 8 Milliarden Menschen zeigt ganz klar, dass es nur einen Weg geben kann – eine Welt, in der es eine integrative und innovative, nachhaltige und wertschätzende Wirtschaft geben muss. Alles andere führt nun sehr rasch zu destruktiven, zerstörerischen Entwicklungen!
„Krisen haben das so an sich: Sie beenden Exzesse“, sagt Gatterer. „Sie konfrontieren uns mit unserer eigenen Dekadenz. Sie lösen festgefräste Denkmuster auf und zerstören das Überkommene. Sie erzwingen Innovationen.“ Ich stimme dem voll zu: Wandel bedeutet Verlust durch Weglassen, Verlassen, Abschied nehmen, Überdenken, Neudenken. Es bedeutet raus aus der Komfort-Zone und ja, auch Schmerz! Doch es bedeutet Neudenken! Und das ist sicherlich die gute Botschaft!
Welchen Weg wollen wir & Sie nun gehen?
Nun fragen Sie sich sicherlich, was ist zu tun, was sollen Sie tun? Die Antwort ist vielschichtig und eine Frage der Zeit.
Zuerst Mal stellt sich die Frage, auf welchen Zeithorizont Sie Ihr Unternehmen ausgerichtet haben? Planen Sie noch, für einen Zeitrahmen von 3 bis 5 Jahren aktiv zu sein, ist es sicherlich sinnvoll zu überlegen, wie Sie Ihr Unternehmen erfolgreich zu Ende bringen.
Planen Sie jedoch länger als 5 Jahre, sollten Sie sich intensive Gedanken um die strategische Ausrichtung machen und sehr genau beobachten, wohin die Märkte sich entwickeln. Fünf Faktoren kann ich jedoch schon jetzt als absolut relevant darstellen:
- Digitalisierung aller Geschäftsprozesse und Darstellung & Vernetzung Ihres Unternehmens in der virtuellen Welt
- Umweltaspekte, allen voran die Nachhaltigkeit (CO2-Emmissionen) und nachhaltige Ressourcenbeschaffung
- Gesundheit als wichtigster Faktor des Lebens
- Bildung & Wissen
- Als Hotelier und Gastronom: Mitarbeiterfindung und Bindung für eine wertschätzende Dienstleistungserbringung, sowohl für die Gäste als auch für die/den MitarbeiterIn.
Ja, in der Tat werden wir spätestens im Frühsommer wieder in einen vermeintlichen Hotel- und Restaurantalltag – wie früher - kommen. Doch blenden Sie die Zukunft nicht aus, auch wenn es wieder Top-Auslastungen und Umsatzzahlen gibt. Die letzten 14 bis 16 Monate sind nicht mehr zurück zu drehen, die Weichen für Veränderungen sind unumkehrbar gelegt.
Es ist an der Zeit, den Horizont zu entdecken…