Der Köder muss dem Fisch schmecken...
Ob bei Neugründungen, Betriebserweiterungen oder Liquiditätsengpässen: Eine solide Informationspolitik bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Banken. Diese Informationskultur muss an die Unternehmenskultur der jeweiligen Bank angepasst sein. Wer von der eigenen "kulturellen Eichung" ausgeht, läuft leicht Gefahr, Fehler im Umgang mit der Bank zu machen (Das eigene Vorgehen kann dann zu "soft" oder zu "ruppig" ankommen, die Gestaltung "zu bieder" oder "zu bombastisch" usw.). Außerdem sollte man im Vorhinein überlegen, ob man sich als Unternehmer mit der jeweiligen Bankkultur schwerer tut oder gut zurechtkommt.
Anpassen heißt nicht anbiedern
Es geht ausschließlich darum, sich an den Erwartungen und ungeschriebenen Standards der jeweiligen Bankkultur zu orientieren. Das ist nicht primär eine Frage der Höflichkeit, sondern eine der Wirksamkeit: Wenn Stil, Form und Vorgehen zu der jeweiligen Bank passen, greifen sie einfach besser; wenn sie daneben liegen, wirken sie fremd und unpassend. Eine Sparkasse tickt nun einmal anders als eine Volksbank oder eine Geschäftsbank wie Commerzbank, Deutsche Bank oder Hypo-Vereinsbank.
Wer sich bspw. im genossenschaftlichen Bankenwesen wohlfühlt, wird nicht unbedingt mit der eher risikoaversen und formalistischen Atmosphäre der Finanzbranche im Geschäftsbankenbereich klarkommen, ohne sich mit der Unternehmenskultur dieser beschäftigt zu haben. Grundsätzlich vorteilhaft ist deshalb bei Finanzierungsfragen insbesondere in der privat geführten Hotellerie und Gastronomie, sich entweder selbst eine "unternehmenskulturelle Mehrsprachigkeit" anzueignen oder einen Spezialisten hinzuzuziehen.
Veränderte Rahmenbedingungen in der Hotel- und Restaurantfinanzierung
Bei Neugründungen und Betriebserweiterungen, aber auch in Krisensituationen ist entscheidend, dass der Unternehmer (Betreiber) zum spezifischen Hotel- bzw. Restaurantprodukt passt und bereits Erfahrung mit dem Zielmarkt hat.
Sich dabei ausschließlich auf eine langjährige Zusammenarbeit mit der Hausbank zu berufen oder sich auf die Kriterien Lage, Zimmerzahl und fachliche Qualifikation des Betreibers zu beschränken, ist zu kurz gedacht. Am Ende steht immer die Frage nach dem Potenzial des Projektes (strategische Positionierung: Warum soll der Gast zu mir kommen?) sowie nach der Professionalität und Leistungsstärke des Unternehmers.
Fehler von Anfang an vermeiden
Im Hinblick auf die derzeit schwierigen Finanzierungsbedingungen in der Branche sollte man bei einem Finanzierungsprojekt seine besondere Aufmerksamkeit der Unternehmensplanung (Business-Plan) mit plausibilisierter Finanz- und Liquiditätsplanung widmen. Sehr oft werden die Kreditanfragen von Hoteliers und Gastronomen schlecht oder zu wenig vorbereitet. Das beginnt bei Fehleinschätzungen der (Investitions-) Baukostenschätzung durch den Architekten, reicht über mangelhafte Wirtschaftlichkeitsberechnungen durch den Steuerberater (Es genügt nicht, nur auf eine lange Tradition und Vergangenheitswerte zu verweisen - Investitionen oder Reorganisation von Unternehmen sind auf die Zukunft gerichtet!) bis hin zu fehlerhaften Finanzierungsanfragen.
Umfassende, nachvollziehbare Planung
Grundlegend für einen Businessplan und die daraus abgeleitete Finanzplanung ist, diese als integrierte Ergebnis-, Finanz- und Vermögensplanung zu erstellen und zu plausibilisieren. Ausgangspunkt sind die betrieblichen Teilpläne der Marktforschungsanalyse:
- Markt- und Umfeldanalyse (Marktpotenzial, -volumen, -wachstum, -anteile, -attraktivität, Makrofaktoren sowie soziokulturelles, technologisches und politisches Umfeld)
- Kundenanalyse (Zielgruppen, Segmente, Entscheidungsträger, kaufentscheidende Faktoren)
- Selbstanalyse: Unternehmen und Produkte, (Finanzen, Know-how, Spezialkenntnisse, Kundenloyalität, Image)
- Wettbewerbsanalyse (Strategie, Produkt- und Servicequalität, Finanzen, Zahlungs- und Lieferbedingungen)
- Absatzplanung, Investitionsplanung, Personalkostenplanung usw.,
Mit der Plausibilisierung werden zugleich die Finanzierbarkeit der beabsichtigten Investitionsmaßnahme oder die geeigneten Maßnahmen für die Wiedererlangung einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit sowie Renditefähigkeit aufgezeigt.
Ziel dieser Planung ist es, dass die Bankpartner beurteilen können, ob das Investment den Anforderungen eines ausgewogenen Risiko-Ertrags-Profils entspricht. Dabei ist es für die finanzierende Bank wichtig, die erfolgskritischen Faktoren des Investments einschätzen zu können. Holprig wird es immer, wenn die notwendige Transparenz fehlt. Ein Finanzierungsprojekt ist eine Investition in die Zukunft. Ein Finanz-Businesskonzept oder Restrukturierungskonzept sollte als Investition in die zukünftige oder weitere Zusammenarbeit verstanden werden.
Finanzierungsmöglichkeiten
Es gibt viele Wege; dabei kann die Unternehmensfinanzierung im Einzelfall sehr individuell ausgestaltet sein.
- Eigenkapital (EK)
- Fremdkapital (FK)
- Außenfinanzierung
- Kreditfinanzierung
- Beteiligungsfinanzierung
- Innenfinanzierung
- Selbstfinanzierung
- Rückstellungen
- Privateinlagen
- Rücklagenbildung
- Finanzierung aus Abschreibung
- Ausgabe von Gesellschaftsanteilen (an Fremde und Familienmitglieder)
- stille Beteiligungen durch so genannte Universalbeteiligungsgesellschaften wie bspw. die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) bis hin zu einer kleinen AG mit Vorzugsaktien oder GmbH mit der Ausgabe von Gesellschafteranteilen.
- Bankdarlehen
- Haftungsfreistellungen bzw. Bürgschaften durch Bürgschaftsbanken
- Investitionszuschüsse, wie bspw. Gemeinschaftsaufgabe(GA)-Förderung, Strukturförderungsprogramme der Länder, Landkreise und Städte (Bei der Förderung handelt es sich meist um Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.)
- Darlehen von Privatpersonen/Verwandtendarlehen
- Erbpachtlösungen, Leasing, Mietmodelle bis hin zu Stiftungsmodellen
- Darlehen der Lieferanten/Kundenanzahlungskredite sowie
- Öffentliche Finanzierungshilfen wie ERP(European Recovery Program)-Kapital für Gründung, KfW-Unternehmerkredit, Förderkredite der Landesbanken (Nähere Infos: https://www.kfw.de).
Die vorgestellten Finanzierungsmodelle weisen Vor- und Nachteile auf, die sich unter den Stichpunkten Effizienz, Wirtschaftlichkeit, politische Entscheidungsflexibilität, Attraktivität und Akzeptanz für Unternehmen zusammenfassen lassen und hängen weitgehend vom Individualfall ab.
Um zu wachsen, machen Hoteliers oder Gastronomen normalerweise Schulden. Banken tun es, Staaten tun es, und der Nachbar, der sich schon wieder ein neues Auto gekauft hat, tut es ebenfalls: Sie alle leben auf Pump und leisten sich Dinge, für die eigentlich ihr Geld nicht reicht. Auch Hoteliers oder Gastronomen finanzieren den Bau oder die Erweiterung Ihrer Hotels/Restaurants mehrheitlich mit Krediten. Aus der Sicht der klassischen Betriebswirtschaftslehre machen diese Unternehmer alles richtig. Die entscheidende Frage welche Finanzierungsstruktur die richtige ist, muss anhand eines ausgewogenen Risiko-Ertrags-Profils beantwortet werden (siehe oben).
Wenn ein Hotelier oder Gastronom sein Unternehmen per Kredit finanziert, bleibt die unternehmerische Entscheidungshoheit bei ihm. Wenn er dagegen eine Beteiligung ausgibt, wollen die Anteilseigner mitreden. Außerdem können Unternehmer die Kapitalkosten, in diesem Fall die Dividende oder Gewinnanteile, die sie an die Anteilseigner ausschütten, nicht von der Steuer abziehen. Zinsen, die sie für Kredite zahlen, können sie dagegen beim Finanzamt geltend machen - daher kommt es immer auf den Einzelfall an.
Oft sind Unternehmen auch gar nicht wegen mangelnder Liquidität zu einer Kreditaufnahme gezwungen, sondern entscheiden sich für diese Finanzierungsform, weil sie betriebswirtschaftlicher ist. Als Leitsatz bleibt dennoch: Eine Finanzierung ist nur sinnvoll, wenn trotz Zins- und Tilgungsverpflichtungen noch ein ausreichender Gewinn bleibt.
DOs und DON'Ts
Ein Unternehmen kann immer wieder in Situationen kommen, in denen zusätzliches Kapital hilfreich ist. Das kann an einer Notsituation liegen, die schnell flüssige Mittel erfordert. Banken senden dabei oft frühzeitig Warnsignale gegenüber ihren Kunden aus. Für die Qualität einer Geschäftsverbindung ist es dabei entscheidend, rechtzeitig und richtig und sofort zu reagieren und verbindliche Gespräche mit dem jeweiligen Kreditgeber zu führen. Geschieht nichts, drohen schlechtere Bonität, höhere Kreditzinsen und sogar Kreditkündigungen.
Viele Hoteliers und Gastronomen beschäftigen sich derzeit mit dem Thema Standortsicherung durch Krisenprävention. Als Berater treffe ich jeden Tag Menschen, die Unternehmen gründen, aufbauen, Hotels übernehmen oder nachfolgen, und leider auch immer wieder Menschen, die Ihr Unternehmen verlieren, weil sie nicht rechtzeitig oder mit falschen Maßnahmen reagiert haben. Für die reine Strukturerhaltung werden Banken keine Mittel mehr geben. Auch für jede Restrukturierungsmaßnahme ist eine fundierte Markt- und Potenzialanalyse das A&O, eine klare Konzeptbeschreibung sowie eine fundierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter der Prämisse "Überwindung der Unternehmenskrise-Zukunftsfähigkeit des Unternehmens".
Für Bankgespräche gibt es eine ganze Liste von so genannten DOs und DON'Ts. Das entscheidende "DO" neben der Aufbereitung der Unterlagen sowie Transparenz gegenüber der Bank ist: Hauptperson und damit auch Hauptredner beim Bankgespräch ist der Unternehmer.