Neben frischgebackenem Salbeibrot und Kartoffelfocaccia konnte der Abend in der über 100 Jahre alten Küche und deren stimmungsvoller Atmosphäre mit aufgeschäumter und gesalzener Butter beginnen. Zuvor wurde das derzeitige Kultgetränk "Hugo" serviert. Aber nicht einfach lieblos Holunderblütensirup und Sekt; nein, verfeinert mit Lemonenstücken und einem nicht zu aufdringlichen Prosecco begleitete uns die nicht nur überaus freundliche sondern sehr kompetente Antje Blömer auch während der folgenden Gänge. Schon der "Gruß aus der Küche" war wirklich überwältigend. Lachstartar mit Pumpernickelschmand so wurde dieser Gruß tituliert. Überrascht vom intensiven Geschmack aber auch von der Leichtigkeit des an sich doch eher mächtigen Pumpernickel ließ die Spannung auf das Folgende natürlich noch weiter ansteigen. Kann das Team aus der Küche diese Leichtigkeit gepaart mit einer nahezu unglaublichen Aromenvielfalt während des ganzen Menüs durchhalten? Diese Frage stellte sich, als das fein abgeschmeckte Tartar mit frischem Dill den Gaumen geradezu betörte. Vorab gesagt; das Team konnte nicht nur durchhalten, es hat sich bei den einzelnen Gerichten sogar gesteigert, ohne aber den eingeschlagenen Weg zu verlassen. Auch der zweite Gang "Kalbstafelspitz mit Büffelmozzarella und Cheritas" überzeugte vor allem durch die Komposition. Die aromatischen Cherry-Tomaten unterstrichen den zarten Tafelspitz vom Kalb geradezu perfekt und auch der Büffelmozzarella passte hervorragend. Ebenso harmonierte der dazu servierte Wein, den Arne Unnerstall als Inhaber des "Hotel zur Post" und damit natürlich auch der Postmeisterei persönlich für dieses Menü ausgewählt hatte. Ganz kann Arne Unnerstall seinen österreichischen Werdegang und seine Affinität zur Alpenrepublik nicht verleugnen, aber der "Gemischte Satz" vom Weingut Zahel war schon großartig. Dieser Satz aus Chardonnay, Riesling und Grünem Veltliner war schon, um es einfach zu sagen, echt Klasse. Die folgende mit Koriander und Ingwer verfeinerte Kürbissuppe mit steirischem Öl wärmte Gaumen und Herz. Auch, wenn man Koriander nicht unbedingt mag, hier aber passte der Hauch von Koriander einfach hervorragend. Der Kürbissuppe folgte ein Ensemble von Garnele und Jakobsmuschel mit Fenchel und Orangenrisotto. Der in Zitrone eingelegte Fenchel überraschte durch seine aromatische Frische, und das (Entschuldigung) schlotzige Risotto mit seinem zarten Orangengeschmack wurde von einer halben, kurz gerösteten Knoblauchknolle gekrönt. Der Wein, ein 'blanc de noirs' aus der Spätburgunder Traube vom Weingut Tesch machte diesen Gang zu einem echten Erlebnis. Dann überraschte uns das Team der Postmeisterei mit einem Sorbet von Waldbeeren mit Prosecco. Das Sorbet an sich war schon Klasse, umspült vom Jahrgangs-Prosecco kamen die Aromen der Waldbeeren richtig zur Geltung. Überraschend war aber die Aussage unserer Bedienung Antje, dass es sich hierbei nicht um das Dessert sondern um eine Zwischengang handele, einfach, um das langsam auftretende "Sättigungsgefühl" noch ein wenig zurückzuhalten. In der Tat konnte man schon nach ein bis zwei Löffeln dieser zum Glück nicht zu süßen Speise die Wirkung beobachten. Zugegeben wir haben schon in vielen Restaurants gegessen und getestet, darunter auch Sternerestaurants; aber so ein eingeschobener Zwischengang war bis Dato neu. Star des Abends war zumindest auf dem Teller die honiglackierte Entenbrust mit Rotkraut und pommes boulangères. Die Ente, so zart gegart, dass man sie mit der Gabel hätte zerteilen können, dabei aber genau auf den Punkt, eben so, wie man sich eine perfekte Entenbrust vorstellt. Gerade die Ente nimmt bei falscher Temperatur oder Garzeit gerne einmal "gummihafte" Züge an. Auch die Kartoffel nach "Art der Bäckerin" wurde nicht vom Rahm erschlagen, die fein gehobelten Kartoffelscheiben waren nur mit einem Hauch von knusprigem Käse überzogen. Das Rotkraut war ganz nach Art der alpenländischen Nachbarn gewürzt und hat, wie das ganze Gericht, hervorragend geschmeckt. Auch der Wein, ein Blauer Zweigelt vom österreichischen Winzer "Beck" ergänzte diesen Gang hervorragend. Zum Schluss noch das Dessert, wahrhaft ein Traum von Schokolade, aber auch dieser Gang überzeugte neben seinem ausgezeichneten Geschmack vor allem durch seine Leichtigkeit und dem dazu servierten Württemberger Acolon vom Weingut Eberbach-Schäfer, ein kraftvoller Süßwein. Neben einer wunderbar zarten Karamelcreme behauptete sich die fluffige Mousse au chocolat, die gepaart mit einem Brownie geradezu eine Geschmacksbombe bildete. Dem herbstlichen Grundgedanken folgend war das Dessert mit einem knackigen Kürbiskrokant verziert, das Lust auf weitere Knabbereien macht. Nach diesem Feuerwerk an Aromen bildete wie selbstverständlich ein doppelter Espresso den Abschluss des Abends in Begleitung eines weichen Haselnuss Likörs.
Wir haben uns gefreut, dass Arne Unnerstall ein Stück Österreich mitgebracht hat in das schöne Osnabrücker Land und sind gespannt, wie weit der Weg der "Postmeisterei", mit den Köchen Jean Phillippe Vögeding, Christoph Lehnert, Ruben Sperber und dem Serviceteam von Frau Sabrina Großheider noch geht. Aber das steht derzeit noch in den Sternen.
Allen ein herzliches Dankeschön für das "Dinner für zwei in der Postmeisterei", in der man auch à la Carte ausgezeichnet essen kann oder eben die Chance ergreift, Jean Phillippe Vögeding und sein Team herauszufordern.
Georg Majerski