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Mehr Zeit für Geist als Jagen nach dem Zeitgeist

VEBWK nimmt Stellung zur anhaltenden Debatte um das Wirtshaussterben

(lifePR) (Dorfen, )
Mit den verschiedenen Statements der CSU,SPD, FW und Grüne zur Situation der "Bayerischen Wirtshäuser" hat die Bayerische Staatszeitung ein gesellschaftlich wichtiges Thema aufgegriffen. Seit Langem wird immer wieder darüber diskutiert, ob das Wirtshaussterben in ländlichen Regionen dem Zeitgeist geschuldet sei und Nachfolgeprobleme, sowie anhaltender Bürokratieaufbau und Überregulierungen für den dramatischen Struktur-Rückgang verantwortlich zeichnen. Leider scheinen die Anträge im Bayerischen Landtag nicht mit der erforderlichen Willenskraft ausgestattet zu sein, denn es bewegt sich schleppend bis gar nicht. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur VEBWK hatte 2013 bereits eine umfassende Studie in Auftrag gegeben, die bundesweit höchste Beachtung fand. Gerne möchten wir daran erinnern und zur Lektüre anregen (findet man auf der Internetseite des Vereins unter vebwk.com).

In den Stellungnahmen der Parteien in der Bayerischen Staatszeitung fällt auf, dass Bedauern über den Rückgang der bayerischen Wirtshauskultur gängiges Repertoire darstellt. Während die CSU dabei mit finanziellen Unterstützungen punkten möchte und MKP-Darlehen ins Spiel bringt, argumentiert die SPD mit generellen Strukturthemen. Die Freien Wähler kommen der Realität in der bayerischen Gastronomie sehr nahe, scheint man doch eigene Erfahrungen über theoretische Annahmen zu stellen. Die Grünen überraschen nicht. Im Stil von Nerds wird das Gestern zugunsten von selbstdefiniertem Morgen abqualifiziert.

Der VEBWK möchte alle daran erinnern, dass ein Wirtshaus am Ort einer der wichtigsten Kommunikationstreffpunkte darstellt. Selbst die politischen Parteien nutzen diese regelmäßig, weil man sonst gar nicht zu den Wählerinnen und Wählern finden würde. Die Wirtin oder der Wirt sind in ländlichen Gebieten oftmals Seelsorger, Seniorenhelfer, Poststelle und sozialer Verantwortungsträger in einer Person. Eigentlich müsste diese Funktion höchste Wertschätzung von allen erhalten, dient man doch der Allgemeinheit uneingeschränkt. Einschränkungen werden aber leider durch die Bürokratie des Staates geliefert. Unzählige Auflagen und teilweise absurde Überforderungen sorgen für Stöhnen. Aktuell erhitzt die Dokumentationspflicht zur Einhaltung des Mindestlohns für lautstarke Debatten. Ein Wirtshaus ist ein Wirtshaus und kein DAX-Unternehmen. Und Wirtshäuser unterliegen noch stärker den wirtschaftlichen Feinstrukturen. Das geht inzwischen soweit, dass sich nicht zuletzt wegen des besorgniserregenden Wirtshaussterbens mancherorts Bewohner wirtshausloser Gemeinden zusammengeschlossen haben, um in Eigenregie ehrenamtlich ein Wirtshaus zu betreiben. Am Ende stehen Dorfgemeinschaftshäuser wie in Hessen, finanziert aus Steuermitteln. Will man so eine Entwicklung nicht auch in Bayern haben, dann müssen vor allem auch andere Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen werden. Denn für eine gründliche Renovierung ist heute viel Eigenkapital nötig, da die Gastronomie nicht gerade der Liebling der Banken ist.

Ohnehin wurde und wird die bayerische Gastronomie immer wieder stark belastet. Rauchverbot ohne Ausnahme, Hygiene-Ampel, Sperrzeitregelungen an Feiertagen, pauschale Brandschutzbestimmungen, überbordende Dokumentationspflichten und Bürokratieaufbau bis zum Anschlag sind nur ein Teil dessen, womit das Überleben in der Gastronomie erschwert wird. Besondere Beachtung sollten die sehr unterschiedlichen Betriebsstrukturen dabei erhalten. Speziell die getränkegeprägte Kleingastronomie, zu der nicht selten auch die Eckkneipe am Ort gehört, wird mit den global geltenden Gesetzen und Auflagen an den Rand des Ruins getrieben. Wenn selbst schon größere Betriebe und die Hotellerie über die aktuellen Bedingungen klagen, wie mag es denn den vielen kleinen gehen? Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur sieht deshalb erhöhten Handlungsbedarf, die Gesamtsituation der bayerischen Gastronomie inklusive detaillierter Spartenbetrachtung auf die Agenda zu nehmen und notwendige Novellierungen durchzuführen. Mit dieser Forderung verbindet der Verein keineswegs eine eindimensionale Traditionsbewachung, sondern eine proaktive Gestaltung unserer Lebensräume in Stadt und auf dem Land. Der demografische Wandel und die Notwendigkeit der Wohnraumbeschaffung auch im ländlichen Raum bzw. in den Randlagen der Ballungsgebiete sind zweifelsohne wesentliche Einflussfaktoren zukünftiger Politik. Man sollte also bestehende Infrastrukturen wie zum Beispiel die Wirtshäuser erhalten und ermöglichen, anstatt später über deren Verlust klagen.

Der VEBWK steht für Gespräche mit allen politischen Parteien und Behörden gerne zur Verfügung. Der Verein vertritt eine Vielzahl von kleineren und mittleren Gastronomiebetrieben in Bayern und ist in der Lage, Theorie durch Praxis zu ergänzen.

Link zur VEBWK Studie/ Prof.Zwerenz LMU http://www.vebwk.com/wp-content/uploads/2013/03/Pr%C3%A4sentation_PK_VEBWK__2013_03_21_neu_druck.pdf
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