Die Bauinvestitionen sind bundesweit um 4,2 Prozent gestiegen. Für Baden-Württemberg meldete das Statistische Landesamt 2006 ein Umsatzplus von 13,3 Prozent. Das sind 4,1 Prozentpunkte mehr als der Bundesdurchschnitt. Im ersten Quartal 2007 wurde laut Statistischem Bundesamt in Baden-Württemberg eine Umsatzsteigerung von 21,7 Prozent erzielt!
Auf Grund der stetig steigenden Materialkosten spiegeln sich diese Zuwächse allerdings noch nicht in der Ertragssituation der Unternehmen wieder: Bauleistungen an Wohngebäuden waren in Baden-Württemberg im ersten Quartal 2007 um 8,8 Prozent teurer als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Dabei haben vor allem die Stahlkosten mit einer Kostenexplosion um mehr als 100 Prozent in den letzten sechs Jahren die Preise in die Höhe getrieben. Aber auch Bitumen und Dieselkraftstoff waren 2006 um mehr als 30 Prozent teuer als sie es 2000 noch waren.
Thomas Schleicher: „Nach elf Jahren Rezension ist die Substanz vieler Baufirmen aufgezehrt. Die Baupreise müssen endlich wieder die realen Baukosten abdecken. Die Auftraggeber müssen dazu bereit sein, die Kosten der Bauleistung und des Materials, das sie von unseren Firmen erhalten, auch tatsächlich zu tragen.“
Aber auch Fachkräfte sind auf Grund der anziehenden Konjunktur immer schwieriger zu finden. Ursache für den starken Mangel an qualifiziertem Personal ist die langjährige Baukrise, während der in Baden-Württemberg fast 40 Prozent der Arbeitsplätze am Bau verloren gegangen sind.
Dazu kommt ein sich abzeichnender Mangel an Bauingenieuren: 2006 gab es in Deutschland gut 30 Prozent weniger Absolventen als noch vor fünf Jahren. Mit der Konjunkturbelebung am Bau steigt aber auch die Nachfrage an Bauingenieuren.
Thomas Schleicher: „Die Baubranche benötigt dringend qualifizierten Nachwuchs! Während in den letzten Jahren vor allem kleine und mittelständische Firmen ausgebildet haben, sind jetzt auch die großen Bauunternehmen wieder daran interessiert, eigene qualifizierte Fachkräfte auszubilden.“
Der Verband Bauwirtschaft investiert weiterhin in seine Ausbildungszentren in Mannheim und Karlsruhe. Die Zahl der Lehrlinge ist hier im vergangenen Jahr um 7 Prozent gestiegen.
Der Gesamt-Bauumsatz war in Nordbaden von Juni 2005 bis Juni 2006 noch um 1,5 Prozent rückläufig. Dies bedeutet allerdings eine Verbesserung gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres, in der in Nordbaden noch Umsatzeinbußen von 7,9 Prozent vermeldet worden waren.
In gesamt Baden-Württemberg lag der Umsatz von Juni 2005 bis Juni 2006 durchschnittlich um 2,8 Prozent niedriger als im Vorjahr. Für das Kalenderjahr 2006 meldet das Statistische Landesamt allerdings bereits ein Umsatzplus von 13,3 Prozent. Im ersten Quartal 2007 wurde in Baden-Württemberg eine Umsatzsteigerung von 21,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt!
Die Beschäftigtenzahlen in Nordbaden waren von Juni 2005 bis Juni 2006 mit -4,1 Prozent immer noch rückläufig - allerdings um 0,8 Prozentpunkte geringer als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Vor allem im Stadtkreis Karlsruhe arbeiteten dabei deutlich weniger Beschäftigte am Bau als im Vorjahr (-15,8 Prozent). Gestiegen ist die Zahl an Baufachkräften dagegen im Stadtkreis Pforzheim (+3,1 Prozent), im Rhein-Neckar-Kreis (+1,1 Prozent) und im Neckar-Odenwald-Kreis (+4,0 Prozent). Im ersten Quartal 2007 arbeiteten 0,3 Prozent mehr Beschäftigte am Bau als im ersten Quartal 2006.
Die Zahl der Betriebe hat weiterhin leicht abgenommen: In Nordbaden mussten von Juni 2005 bis Juni 2006 noch 30 Firmen (-2,7 Prozent) schließen. Auch dies bedeutet aber eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr: Von Juni 2004 bis Juni 2005 war die Zahl der Firmen in Nordbaden noch um 47 (-3,6 Prozent) gesunken.
Der Auftragseingang in Baden-Württemberg hat auch 2006 weiter angezogen: Insgesamt wurden Aufträge im Wert von über 5,36 Milliarden Euro vergeben. Dies bedeutet eine Steigerung von 6,9 Prozent gegenüber dem Auftragsjahr 2005. Dabei war vor allem eine Steigerung im Hochbau (+16,4 Prozent) zu verzeichnen.
Die fehlende Eigenheimzulage und die Steigerung des Mehrwertsteuersatzes brachten ab November 2006 den Wohnungsneubau zum Erlahmen. Dies macht insbesondere den kleinen und mittelständischen Betrieben zu schaffen. Im ersten Quartal 2007 lag die Zahl der Baufreigaben für Wohnungen in Baden-Württemberg um 49 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Besonders stark betroffen war dabei der Neubau von Einfamilienhäusern (-60 Prozent) und Zweifamilienhäusern (-65 Prozent). Die Zahl an neu gebauten Mehrfamilienhäusern sank um 25 Prozent. Die extrem hohe Differenz zum Vorjahresquartal beruht zum größten Teil auf der zum Jahreswechsel 2005/2006 abgeschafften Eigenheimzulage, die eine überproportional hohe Zahl an Baufreigaben zu Beginn des Jahres 2006 zur Folge hatte. Insgesamt wurden von Januar bis Dezember 2006 in Baden-Württemberg 9 Prozent weniger Einfamilienhäuser genehmigt als im Vorjahr. Baugenehmigungen für Zwei- und Mehrfamilienhäuser wurden dagegen 5 Prozent mehr erteilt als im Jahr zuvor. Die Zahl der Baufertigstellungen im gesamten Wohnungsneubau stieg im gleichen Zeitraum um 6,3 Prozent an.
Der in Nichtwohngebäuden fertig gestellte umbaute Raum lag mit rund 24,1 Millionen Kubikmetern um gut 11 Prozent über dem Volumen des Jahres zuvor. Bei den Nichtwohnbauten handelte sich vor allem um gewerbliche Betriebs- und Bürogebäude sowie Hochbauten der öffentlichen Hand.
Auch der Straßenbau (+7,9 Prozent) meldet für 2006 gestiegene Auftragseingänge. Im Tiefbau entstand ein Auftragsminus von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2005. Damals waren in diesem Bereich allerdings um 11,5 Prozent mehr Aufträge als 2004 vergeben worden.
Insgesamt meldet das Statistische Bundesamt für das erste Quartal 2007 in Baden-Württemberg ein Auftragsplus von 18 Prozent.
Der Verband Bauwirtschaft Nordbaden sieht eine seiner Hauptaufgaben darin, für bessere Rahmenbedingungen zu kämpfen und Politiker, Gemeinden und Wirtschaft für die Probleme der Bauwirtschaft zu sensibilisieren.
Thomas Schleicher: „Nur wenn wir Missstände aufzeichnen und aktiv an Verbesserungen der gegenwärtigen Situation mitarbeiten, haben wir eine Chance, dass es unserer Branche dauerhaft wieder besser geht.“